Das Kunsthaus Zürich (www.kunsthaus.ch) zeigt in Zusammenarbeit mit der Tate Liverpool bis zum 12. Mai rund 90 Gemälde und Arbeiten auf Papier vor Marc Chagall (1887-1985).

Der Spiegel (Le miroir), 1915
Öl auf Karton, 100 x 81 cm
Staatliches Russisches Museum, St. Petersburg
Foto: 2013 ProLitteris, Zürich
Chagall gehört zu den berühmtesten und beliebtesten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Seine Bilder vom russischen Dorfleben, seine schwebenden Figuren, fliegenden Kühe und Hähne sind weltbekannt. Die Show in Zürich konzentriert sich auf die für die Karriere des Künstlers entscheidenden Jahre 1911 bis 1922. Bedeutende Stationen sind sein Aufenthalt in Paris vor dem Ersten Weltkrieg, seine Reise nach Berlin und eine Ausstellung dort im Jahr 1914 in der Galerie Der Sturm sowie die Zeit, die er in seinem von der Revolution destabilisierten Heimatland Russland verbrachte. Er entwickelt eine Kunst, die sowohl seine jüdisch-russische Kultur zum Ausdruck bringt, als auch den Dialog mit den Bildsprachen der Moderne – vom Fauvismus zum Kubismus und Orphismus, vom Expressionismus bis zum Suprematismus, hieß es während der Pressevorstellung.
Chagall-Enkelin während der Eröffnung anwesend
Die „Wucht“ der frühen Werke beschwor die Enkelin Marc Chagalls, Meret Meyer, zur Eröffnung der Ausstellung „Chagall: Meister der Moderne“ im Kunsthaus in Zürich. Ihr Großvater sei ein „bewusster Träumer“ gewesen. Er habe eine Fantasiewelt konstruiert, die zur „Lebenshilfe“ für die Betrachter werden könne. Viele Besucher würden die Ausstellung mit „großem Glück“ verlassen. Und weiter: „Indem er diese malerischen Ausdrucksformen mit seinen eigenen fantasievollen Motiven kombiniert, entstehen einige der innovativsten und expressivsten Kunstwerke des 20. Jahrhunderts.“ Die Werke ihres Großvaters, so Meret Meyer, seien ein Schlüssel, die späten Werke und das 20. Jahrhundert zu verstehen.
Aufgrund der Außergewöhnlichkeit der Ausstellung ist das Kunsthaus Zürich auch montags geöffnet. Danach werden die frühen Werke in dieser Zusammenstallung noch in einer weiteren Ausstellung in der Tate in Liverpool zu sehen sein. Die Vorbereitung für die Ausstellung dauerte zirka vier Jahre.

Ausstellungsansicht Collection on Display, Migros Museum für Gegenwartskunst
Foto: FBM Studio
Ehemaliges Industrieareal wird neue Ausgehmeile
Während im Kunsthaus die Anfänge von Chagalls Werken gezeigt werden, sieht es am anderen Ende in „Zürich West“ ganz anders aus. Zehn Autominuten von der Innenstadt entfernt, entwickelt sich in der größten Stadt der Schweiz eine Ausgehmeile mit Galerien der Gegenwartskunst und trendigen Shops. Im ehemaligen Industrieviertel mit seinen Neu- und Umbauten hat beispielsweise das „Löwenbräukunst-Areal“ (www.loewenbraeukunst.ch) für zeitgenössische Kunst seine feste Adresse. Dort, im einstigen Brauereigebäude, ist seit September 2012 das Migros Museum für Gegenwartskunst (www.migrosmuseum.ch) beheimatet.
Das Museum verfügt über zwei Ausstellungsebenen und einen zusätzlichen Veranstaltungsraum. Das bereits seit 16 Jahren existierende Museum will sich verstärkt der wissenschaftlichen Arbeit und der Kunstvermittlung widmen. Noch bis zum 21. April sind dort Werke aus dem Themenbereich Skulptur zu sehen – etwa von Katja Strunz (geb. 1970). Pressesprecher Renè Müller dazu: „Die Künstlerin ist zwischen einem formalen Konstruktivismus und einer Bezugnahme auf (post)modernistische Utopien anzusiedeln. Sie knüpft an ein avantgardistisches Erbe an. Mit dem Prinzip der Assemblage, also der Kombination unterschiedlicher Formen und Materialien, fügt sich ein gleichermaßen illusionistisch wie abstrakt lesbares Gesamtbild zusammen.“ Die Arbeit (Rheingold (1998/2004) besteht aus einem alten, in Einzelteile zerfallenen Ruderboot aus Holz, das auf einer abstrakten, an einen See erinnernden Glaskonstruktion gestrandet ist. Müller weiter: „Die durch das einfache Formenvokabular angedeutete abstrahierte Landschaft mit dem Boot beschwört metaphorische und poetische Bilder.“

Dinieren und nächtigen
Nach so viel Kunst kann man in Zürich auch stillvoll „zu Nacht essen“, wie die Schweizer sagen. Zum Beispiel im Restaurant La Salle (www.lasalle-restaurant.ch). Es gehört zur neuen Schauspielhaus-Bühne in Zürich West und wurde in Form eines Glaskubus gebaut. Kulisse dazu bildet die historische Schiffbauhalle. Die vorwiegend französischen und italienischen Speisen werden frisch zubereitet.
Mit der originellen Aufforderung „Let’s spend the night together“ erwartet einen ein Kopfkissen im 25hours Hotel Zürich West (www.25hours-hotels.com/). Das 126 bunte Zimmer fassende Hotel wurde November 2012 eröffnet. Entwickelt wurde es von Alfredo Häberli, einem Zürcher Designer mit argentinischen Wurzeln. Den Besucher erwarten auffällige Farbwelten und Zimmer, in denen kleine Geschichten entdeckt sind. Zum Beispiel ein Fußboden mit Goldplättchen erzählt davon, dass in Zürich das Geld auf dem Boden liegt.

Apropos, wer davon, also vom Geld, genug hat, kann dort schlafen, wo sich Marc Chagall bei drei Besuchen von Zürich zur Ruhe begeben hat: im berühmten Hotel Baur Au Lac (www.bauraulac.ch). Bild-Einträge im „goldenen Buch“ des Hauses zeugen von seinen Aufenthalten.
Geheimtipp am Rande
Und wer noch einen Tipp zum Ausgehen in Zürich braucht, dem sei das „Oepfelchammer“-Restaurant empfohlen (www.oepfelchammer.ch). In diesem urigen, von noch heute gültigen Studentenbräuchen zeugenden Lokal, kann man mindestens einen Abend in Zürich sicherlich gut und stimmungsvoll ausklingen lassen.
Weitere Informationen zu Zimmerservice und Anreise und Aufenthalten in der Schweiz bietet: Schweiz Tourismus, kostenfreies Telefon (00800/10020030), E-Mail: info@myswitzerland.com und www.myswitzerland.com.
Jutta Perino
Titelfoto / Meret Meyer, Chagalls Enkelin, vor einem der Frühwerke des Großvaters. / Foto: per