Ohne Motorschlitten geht es nicht (mehr) im modernen Schweden. Foto: Ingo Paszkowsky
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Schwedisch-Lappland: Eiskalte Romantik und viel Spaß garantiert – ein Erfahrungsbericht

Wer den Winter sucht, findet ihn nicht weit weg – in Schwedisch-Lappland, beispielsweise zweieinhalb Flugstunden von Hannover entfernt. Nicht das ganze Jahr über, aber immerhin sieben Monate lang, liegt dort Schnee. Arvidsjaur – mit seinem kleinen Flughafen und der günstigen Verkehrsanbindung – ist der ideale Ausgangspunkt für Wintertrips.

Ein riesiges Wintertestgelände für die Autoindustrie

Fans schnittiger Automobile und vor Kraft strotzender Trucks ist die schwedische Kleinstadt wahrscheinlich nicht unbekannt, denn für die europäische Autoindustrie ist der Ort die „Hauptstadt der Wintertesttauglichkeit“. Die Autohersteller testen dort unter extremen Winterbedingungen ihre Automobile. Entwicklungsingenieure und Tester geben sich in der Nähe des Polarkreises die sprichwörtliche Klinke in die Hand. Nicht selten sind Journalisten und Fotografen dort „undercover“ auf der Suche nach sogenannten Erlkönigen unterwegs, den Prototypen eines neuen Automodells, die meist unkenntlich gemacht werden.

Eindrucksvolle Landschaft in der Nähe des Polarkreises. Foto: Ingo Paszkowsky
Eindrucksvolle Landschaft in der Nähe des Polarkreises. Foto: Ingo Paszkowsky

Auch autointeressierte Laien kommen auf ihre Kosten: Sie können spezielle Packages der Bolidenhersteller und ihrer Partner buchen, und dann auf zugefrorenen Seen oder abgesperrten Pisten ihr Können testen. Preiswert ist die Sache freilich nicht. Im Flieger von Hannover nach Arvidsjaur saßen vor mir zwei Hobby-Autotester, die für eine Autoerlebnis-Reise von Freitag bis Montag inklusive Anreise plus Unterbringung im Clarion Collection Hotel vor Ort pro Kopf 3.500 Euro berappt hatten.

Auf der Kurzstrecke wird man im Flieger reichlich verwöhnt: Essen, Getränke – sogar Bier oder Wein gibt es kostenlos zur Mahlzeit. Anbieter FlyCar (http://www.fly-car.de/) gibt sich gemeinsam mit der Crew der gecharterten Germania-Maschine alle Mühe. Am Flughafen Arvidsjaur werden die Reisenden von ihren jeweiligen Guides oder Vertretern der Shuttle-Services abgeholt, die dies gleich für den Austausch von Neuigkeiten untereinander nutzten. Mit einem für uns sehr positiven Ergebnis: In dieser Nacht sollte überraschend Polarlicht zu sehen sein. Im Norden auch als Nordlicht oder wissenschaftlich als Aurora borealis bezeichnet. Sowohl für Android-Handys (https://play.google.com/store/search?q=polarlicht%20vorhersage&c=apps) und für die Entsprechung von Apple gibt es Apps, die das Polarlicht mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit vorhersagen können. Das Polarlicht hängt von der Stärke der Sonnenaktivität ab, die wiederum von Satelliten gemessen wird und so als Datenmaterial für die Software zur Verfügung steht.

Zunächst ging es aber ins Hotel Laponia zum Einchecken und um Winterbekleidung im Empfang zu nehmen. In dieser unförmigen Bekleidung mit den gefütterten Gummistiefeln fühlt man sich eigentlich wie ein Marsmensch, aber sie ist unbedingt notwendig, denn die Kälte, insbesondere beim Hundeschlitten oder Motorschlitten fahren, dringt bei gewöhnlicher Winterbekleidung gnadenlos bis auf die Haut durch.

Erika und Anna - unsere beiden Guides. Foto: Ingo Paszkowsky
Erika und Anna – unsere beiden Guides. Foto: Ingo Paszkowsky

Im Land der Kaffeetrinker

Ach ja, vor unserer Ausrüstung mit Winterbekleidung gab es natürlich eine Fika, eine Kaffeepause. Die Schweden lieben diese Kaffeepausen. Laut Wikipedia wird in der Regel dazu kein Kuchen gegessen – dies kann ich aber nicht bestätigen, in Lappland muss die Regel anders sein. Zu fast jeder Gelegenheit gab es Kaffee und Kuchen. Die Schweden trinken übrigens durchschnittlich etwa 1200 Tassen Kaffee im Jahr und sind damit zweite in der Weltrangliste der Kaffeetrinker, nach den Finnen und vor den Deutschen. Wir holen aber auf.

Gemütliches Ambiente im Hotell Laponia. Foto: Hotell Laponia
Gemütliches Ambiente im Hotell Laponia.
Foto: Hotell Laponia

Das Hotel Laponia ist ein sehr gemütliches Hotel, in dem Service groß geschrieben wird. Das Restaurant ist etwas für Feinschmecker und es gibt ein wirklich reichhaltiges Frühstück. Das Hotel verfügt über Räumlichkeiten und für Tagungen und Konferenzen. Spa, die obligatorische Sauna und ein Wellness Center sind natürlich vorhanden. Perfekt.

Kontakt: Hotell Laponia, Emma Lundquist, Tel.: +46 960 555 00, booking@hotell-laponia.se, www.hotell-laponia.se

Erfahren Sie mehr über das Hotel Laponia.

Polarlicht – muss man unbedingt gesehen haben

Erstaunlich viele Deutsche leben in Schwedisch Lappland, wobei das Wörtchen viel hier sehr relativ zu sehen ist, wenn in der Region weniger als ein Einwohner pro Quadratkilometer lebt. Beispielsweise sind Anita Gebhard und Jürgen Latki aus Deutschland im Herbst 2005 nach Arvidsjaur gezogen, um die Lapland Lodge zu betreiben. Die Lapland Lodge ist ein Bed & Breakfast-Angebot. Das alte Herrenhaus wurde etwa um 1850 erbaut und liegt zentral in Arvidsjaur gegenüber der Kirche. Das freistehende Haus, mit großem Grundstück, wurde komplett saniert und bietet jetzt 27 Gästen in 2- bis 5-Bettzimmern Platz.

Anita und Jürgen offerieren unterschiedliche Schneemobiltouren und leihen selbst auch Schneemobile aus. Die größten Snowmobile haben 135 PS (zum Beispiel Yamaha Nitro) und gehen ganz schön ab. Jürgen trägt in seiner Einweisung beinahe alles vor, was schiefgehen kann. Und so bin ich doch anfangs recht zögerlich, meine erste Fahrt mit einem Schneemobil bei Dunkelheit zu beginnen. Aber eigentlich ist alles ganz einfach: Lenken, Gas geben und falls erforderlich bremsen, denn in der Regel reicht die Motorbremse – sprich Gas wegnehmen aus – um die Geschwindigkeit zu reduzieren.

Mit rund 25 Stundenkilometern tuckern wir im Tross durch den dunklen Wald. Die Scheinwerferkegel hüpfen hoch und runter und das Rücklicht des Vordermanns verschwindet ab und zu in der Senke. Bei dem verharschtem Schnee muss ich gelegentlich beim Lenken ganz schön Kraft aufwenden, um in der Spur zu bleiben – jedoch alles Gewohnheitssache, stellt sich kurz danach bereits heraus.

Biathlon Experience. Foto: Ingo Paszkowsky
Biathlon Experience. Foto: Ingo Paszkowsky

Kreuzen wir eine Straße, sollen wir stoppen und die Fahrbahn einzeln und zügig überqueren. Hier lauern besonders viele Gefahren, denn Trucks würden für uns nicht bremsen, drohte Jürgen in der Einweisung. Ich kann es mir zwar nicht vorstellen, aber muss unwillkürlich an die Truckfahrer im australischen Outback denken, die wegen Kängurus oder Kühen auf der Fahrbahn tatsächlich nicht bremsen. Ich bin natürlich kein Känguru und auch keine Kuh, beeile mich aber trotzdem, die Straße zu überqueren und gebe dazu so richtig „Stoff“. Das Ding unter mir macht einen Satz wie ein Pferd beim Rodeo und „springt“ wie ein Känguru über die Straße, beinahe hätte es mich abgeworfen.

Sieh auch unser Video über die Motorschlittenfahrt auf Youtube.

Nach einer weiteren viertel Stunde Fahrt erreichen wir eine Lichtung, unser Guide stoppt und macht seine Maschine aus. Das ist ein Verstoß gegen Jürgens Anweisung, schießt es mir durch den Kopf, denn die Maschinen sollen bei Dunkelheit immer Laufen, weil ohne das Licht der Motorschlitten alles stocktiefdunkel ist.

Sobald das Scheinwerferlicht bei allen in unserer Gruppe erloschen ist, sehe ich den Grund für unseren Halt: das Nordlicht. Einfach unglaublich. Vergesst oder vergessen Sie irgendwelche noch so brillanten Fotos, Videos oder Filme übers Polarlicht – wer es nicht live erlebt hat, hat wirklich etwas im Leben versäumt. Es ist einfach unbeschreiblich, wie dieser in unserem Fall graugrüne „Nebel“ plötzlich in seiner bizarren Schönheit am Himmel erscheint und sich bewegt, als ob es ein Lebewesen wäre. Wir waren alle ergriffen.

Clarion Collection Hotel in Arvidsjaur. Foto: Ingo Paszkowsky
Clarion Collection Hotel in Arvidsjaur. Foto: Ingo Paszkowsky

Übrigens: Wenn sich Touristen in Nordschweden treffen, ist einer der häufigsten Fragen, ob man denn das Polarlicht gesehen habe. Wer mit dem Licht “geweiht” wurde, strahlt über das ganze Gesicht bei dieser Frage. Die Nichtseher schauen gequält und hoffen auf ein Nordlicht-Wunder in der nächsten Nacht.

Die Rückfahrt zur Lapland Logde ging dann schon etwas schneller. Jürgen hatte gesagt, wir sollen uns in der Gruppe nicht absichtlich zurückfallen lassen, um dann schneller aufschließen zu können. Aber irgendwie bin ich doch etwas zurückgefallen, um dann schneller aufschließen zu können – hat Spaß gemacht. Wow – mit 45 Sachen durch den Wald. Über diese Geschwindigkeit können Schlitten-Profis natürlich nur Lachen, sie sollen ja mit über 100 Sachen über gefrorene Seen rasen.

Kontaktinformation: Anita Gebhard, Tel. +46 76 847 57 17, anita.gebhard@laplandlodge.se, http://www.laplandlodge.se/

Wichtig: Für die Schneemobile braucht man übrigens einen Führerschein, aber keinen speziellen, der Führerschein für Motorrad oder Auto ist ausreichend. Die Höchstgeschwindigkeit für die Scooter ist in Schweden auf 70 km/h begrenzt. Die offizielle Alkoholgrenze liegt bei 0,2 Promille, für die Fahrer von Schneemobilen allerdings bei 0,0!

Biathlon – hier trainieren Profis

Nach mehreren Fikas, üppigem Abendessen und reichhaltigem Frühstück im Hotell Laponia ging es zum Konditionstraining ins Biathlon-Stadium in Arvidsjaur. Ich habe lieber beim Langlauf gepasst, wie fast alle in unserer Gruppe. Wenn ich zurück in der Heimat bin, sollte ich unbedingt etwas für meine Kondition tun. Aber das Kleinkaliberschießen hat es auch in sich: Zielen, Luft anhalten, schießen. Kaum zu glauben, dass die Biathleten nach dem kräftezehrenden Langlauf noch diese winzigen Scheiben treffen.

Kontaktinformation: Rolf Björklund, rolf@hemepost.se

Unser lokaler Guide Erika vom Tourismusamt in Arvidsjaur flitzte über den Parcours, dass es eine wahre Freude ist. Wer mehr über Trainingsmöglichkeiten zum Langlauf oder ähnlicher Sportarten erfahren will, hat mit ihr einen kompetenten Ansprechpartner:

Erika Forsberg, erika@arvidsjaur.se

Bei Tamara hat jeder Teilnehmer sein eigenes Schlittengespann. Foto: Ingo Paszkowsky
Bei Tamara hat jeder Teilnehmer sein eigenes Schlittengespann. Foto: Ingo Paszkowsky

Schlittenhunde – wir wollen doch nur rennen

Selbst mal einen Hundeschlitten steuern, wer will das nicht? Also stand auch ein Besuch im Husky Camp Cafe bei Tamara Schlemmer auf dem Programm. Die ehemalige Sportkletterin war von 1987 bis 1998 Mitglied der deutschen Sportkletternationalmannschaft und hat sich nun dem Schlittenhundesport verschrieben. Tamara ist mit ihren Hundegespannen sowohl Weltmeisterin als auch Europameisterin. Sie hat sich nun rund 50 Kilometer westlich von Arvidsjaur niedergelassen, um in der Weite Lapplands ihrer Leidenschaft besser frönen zu können.

Sieh mein Video zur Hundeschlittenfahrt auf Youtube

Wir sind etwas später dran als verabredet, daher hat Tamara ihre Schlittenhunde schon mal ohne uns gefüttert. Die Fütterung war als erste „Tuchfühlungsmaßnahme“ vorgesehen. In den Boxen ist Bellen und Heulen zu hören. Die Hunde sind aufgeregt und können es kaum erwarten, dass es endlich losgeht.

Nun befreit Tamara die Hunde aus den Boxen und lässt sie im Gelände frei laufen, wir sollen gegenseitig Sympathien aufbauen. Ich bin gespannt. Die Hunde pesen übers Gehöft. Irgendwann sollen wir jeder einen Hund anleinen, der dann unser Leithund wird. Nach eine Weile habe ich einen Hund an der Leine: Buddy. Es ist mir nicht klar, wie in dem Wirrwarr Buddy mich ausgewählt haben soll. Aber Tamara bleibt dabei, dass Buddy mich erwählt hat. Wir hatten früher im Elternhaus meist Hunde, oft Schäferhunde. Und 10 Jahre lang war eine Deutsche Dogge mein Begleiter. Deswegen habe ich sofort Mitleid mit dem aus meiner Sicht zierlichen Buddy, der mit drei Kameraden einen Schlitten – und mich dazu – durch die Landschaft ziehen soll.

Jeder Teilnehmer geht mit seinem angeleinten Hund zum zugefrorenen See, wo schon die Schlitten stehen. Während alle Hunde kräftig ziehen, leistet sich mein Buddy zusätzlich den Luxus und springt alle drei Meter aus dem Stand 1,50 Meter in die Höhe und dreht sich dabei um 180 Grad um die eigene Achse. Langsam schwant mir, welche Energie und Ausdauer in den Hunden steckt. Vor der Hundeschlittenfahrt gibt es von Tamara ein letztes Briefing: Egal, was passiert, niemals den Schlitten loslassen. Besser einen Schlüsselbeinbruch riskieren als einen verletzten Hund – mhm!!! Erinnert mich irgendwie an die dramatischen Hinweise von Jürgen zum Fahren der Motorschlitten. Aber offensichtlich ist es wohl so, dass viele Besucher zu leichtsinnig sind und da ist eine Portion Dramatik schon angebracht.

Leithund Buddy. Foto: Ingo Paszkowsky
Leithund Buddy. Foto: Ingo Paszkowsky

Jeder Hund bekommt nun ein Geschirr über und wird an den Schlitten angeleint. Die Schlitten sind mit Ankern im Schnee gesichert und verfügen über so eine Art Eispickelbremse, die man vor allem zur Sicherheit im Stand tritt, während der Schlittenfahrt fungiert sie als Notbremse. Sie soll man wirklich nur bei Gefahr einsetzen, weil durch das extrem starke Abbremsen sich unsere vierbeinigen Freunde verletzt werden könnten. Zur Regulation der Fahrgeschwindigkeit dient eine „Gummimatte“, die hinten am Schlitten zwischen den Kufen gespannt ist. Sie schleift auf dem Schnee immer mit. Der Schlittenhundeführer kann mehr oder weniger stark darauf treten bzw. sein Gewicht darauf verlagern und damit die Geschwindigkeit reduzieren. Die Hunde spüren natürlich auch die Bremswirkung und werden zudem langsamer.

Wir fahren jeweils mit drei Schlitten: Tamara mit drei Hunden und einem Leichtmetallschlitten bildet die Spitze, dann folgt eine Teilnehmerin mit einem Holzschlitten und ebenfalls drei Hunden und schließlich ich ebenfalls mit einem Holzschlitten und vier Hunden. Bevor es losgeht, erzählt Tamara mir noch, dass Buddy ihr junger Leithund ist (sie hat noch einen älteren) und ich sehe, dass das Energiebündel es nicht erwarten kann, endlich loszulaufen. Mir wird flau im Magen.

Aufmerksamer Blick. Foto: Ingo Paszkowsky
Aufmerksamer Blick. Foto: Ingo Paszkowsky

Schließlich kappt Tamara den „Anker“ und ihr Gespann schießt los. Der Schlitten vor mir setzt sich auch zügig in Bewegung. Zur Sicherheit will ich lieber etwas mehr Abstand zu dem vorderen Gespann und bitte meinen Teamkollegen, Buddy noch etwas festzuhalten. Als der Abstand zum vorderen Schlitten etwa 50 Meter beträgt, dürfen auch „meine“ Hunde endlich losrennen. Der Schlitten macht einen Satz und in wenigen Sekunden muss ich voll auf die Gummimatte gehen, denn mein Gespann hat bereits den Schlitten vor mit erreicht, nur wenige Meter trennen uns noch.

Die Hunde tun mir leid. Leithund Buddy schnappt in einer ersten Frustreaktion symbolisch nach seinem Laufpartner und dreht sich danach mit einem vorwurfsvollen Blick nach mir um. Leider werde ich diesen Blick auf der etwa sechs Kilometer langen Strecke noch häufiger zu sehen bekommen, aber es hilft nichts, meine Vierbeiner rennen wie die Teufel. Sie sind einfach zu schnell.

Um nicht ständig auf der Matte stehen zu müssen, bremse ich häufiger etwas stärker ab und lasse sie dann aufholen. Ohne jede Bremswirkung sausen sie wirklich dahin und es ist ein herrliches Gefühl in dieser schönen, eindrucksvollen, einsamen Landschaft mit vier begeistert laufenden, schnellen Hunden unterwegs zu sein. Wie im Flug holen wir immer wieder auf, fast schon routinemäßig verlagere ich Gewicht auf die Gummibremse.


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Die Chemie zwischen Hundeführer und Schlittenhunden muss stimmen

Aber was ist das? Vor mir ist eine ziemlich große spiegelglatte Fläche, die Gummimatte bremst nicht mehr, die Schlittenhunde interpretieren dies als volle Kraft voraus und legen richtig los. Mein gerade erworbenes „Routine-Gefühl“ hat sich blitzartig in Luft aufgelöst, denn wir schließen trotz Bremsen nun blitzschnell zum Vordermann auf. Soll ich in die Eisen gehen? Das würde die Hunde bei diesem Fahrttempo mit Sicherheit verletzen. Buddy hat nun bis auf unter einem Meter zum Vorderschlitten aufgeschlossen. Glücklicherweise endet gerade in diesem Moment die Eisfläche und die Bremswirkung kann sich voll entfalten – Buddy dreht sich wieder einmal vorwurfsvoll zu mir um. Dieses Mal bin ich jedoch über seinen beleidigten Blick erleichtert.

Als es so richtig anfängt Spaß zu machen, erreichen wir den Wendepunkt. Unser Schlitten ist ja der letzte in der Dreiergruppe, und das nutze ich jetzt aus. Denn meine Hunde wollen rennen und ich will sie nicht die ganze Zeit ausbremsen müssen. So warte ich jetzt bis der Vorderschlitten geschätzt sechshundert Meter von mir entfernt ist. Und dann geht es los. Ich habe das Gefühl, dass ich bei einem Hundeschlittenrennen mitfahre, denn die Hunde legen sich wahnsinnig ins Zeug. Lange vor dem Ziel haben wir die anderen eingeholt.

Nach einer Suppe und einer kurzen Verschnaufpause heißt es für die Hunde die Strecke mit einem neuen Musher noch einmal zu laufen. Was für eine Überraschung: Mein ehemaliges Team fällt durch Langsamkeit aus. „Dass die Chemie zwischen Hundeführer und Hunden nicht stimmt, ist kein Beinbruch, kann aber vorkommen“, sagt Tamara. Meinen Einwand, dass die Hunde durch mein ständiges Bremsen erschöpft sein könnten, lässt sie nicht gelten.

Schneeschuhwandern mit Schlittenhund bei Tamara. Foto: Ingo Paszkowsky
Schneeschuhwandern mit Schlittenhund bei Tamara. Foto: Ingo Paszkowsky

Tamara ist mit ihrem touristischen Angebot noch neu auf dem „Markt“. Neben Workshops und mehrtägigen Seminaren, bietet sie auch Unterkünfte an. Und natürlich Fika, wobei ihr selbstgebackener Kuchen tatsächlich vorzüglich schmeckt. Schneeschuhwanderungen mit einem eigenen Hund, der einen unterstützend ziehen soll, sind ebenfalls auf dem Programm. Ob ich mal ausprobieren will? Selbstverständlich! Mit welchem Hund? Natürlich mit Buddy! Nun glaube ich auch, wie Tamara behauptet, dass Buddy und ich eine Beziehung aufgebaut haben. Denn kaum ist der Hund bei mir an der Leine, sind seine Energien wieder erwacht. Er zieht und springt, läuft kreuz und quer, die Leine verfängt sich andauernd zwischen seinen Beinen und in meinen Schneeschuhen, ständig muss ich uns beide entwirren – wenn das keine Zuneigung ist.

Tamara hat für den Sommer ein ganz spezielles Angebot parat: Kanu paddeln. Das alleine wäre in einem Gebiet mit rund 12.000 Seen sicher nichts besonderes. Aber auf den Kanutouren wird man von schwimmenden Schlittenhunden begleitet. Für die Hunde ist es ein Mordsgaudi, sie erhalten (Hunde-) Schwimmwesten und genießen den Wassertrip.

Kontaktinformation: Tamara Schlemmer, Tel. +46 72 249 5843, cafe-husky-camp@gmx.net

Eishotel in Arjeplog. Foto: Ingo Paszkowsky
Eishotel in Arjeplog. Foto: Ingo Paszkowsky

Eiskalt übernachten

Tagsüber im Kalten draußen und abends und nachts im Warmen sein, das kann jeder. Wer auch die Nacht mal in Eiseskälte verbringen will, der ist beim IGLOOTEL richtig. In den individuell gestalteten Iglus wird es garantiert nicht wärmer als 0 Grad Celsius. Von den Hotelbetreibern angestrebte Temperaturen sind -4 Grad. Die Iglus bieten bis zu sechs Personen Platz, und es gibt einen warmen Polarschlafsack dazu, sonst wäre es natürlich in der Kälte nicht auszuhalten. Eine Bar (kalt) und eine Sauna gibt es auch. Selbst eine Afterwork-Party jeden Donnerstag von 20 bis 23 Uhr und eine Open Bar-Party jeden Samstag von 20 bis 1 Uhr stehen auf dem Programm. Auf Führungen erfährt man Wissenswertes über den Eisbau. Mittwoch ist Ruhetag. Für einen Besuch zieht euch, ziehen Sie sich auf jeden Fall warm an!

Bis Mitte April ist das IGLOOTEL Lapland noch geöffnet, dann wird es abgeschmolzen und entsteht hoffentlich in der nächsten Wintersaison neu.

Kontaktinformation: Daniel Knab, Tel. +49 171 1212 856, +46 70 268 82 51, daniel-knab@fly-car.de, www.iglootel.de

Was sonst noch lohnt, besucht zu werden

Eisfischen und Schneemobiltouren nördlich des Polarkreises

Camp Polcirkeln, etwa 100 Kilometer nordwestlich von Arjeplog

Kontakt: Johan Sandlund, Tel. +46 70 312 51 83, info@arcticcharter.com, www.arcticcharter.com

Zudem im Angebot: Ferienhäuser, Fischtouren im Sommer, Safaris, Jagdausflüge und individuell geplante Touren

Weitere Angebote in der Region: www.vuoggatjolme.se, helamb@vuoggatjolme.se

Mit Arctic Charter kann man auch Eisangeln und wenn man will, selbst seine Eislöcher bohren. Foto: Ingo Paszkowsky
Mit Arctic Charter kann man auch Eisangeln und wenn man will, selbst seine Eislöcher bohren. Foto: Ingo Paszkowsky

Clarion Collection Hotel

Hotel in Arvidsajur

Kontakt: Maja Gustavsson, Tel. +46 73 056 42 74, maja.gustavsson@choise.se http://www.nordicchoicehotels.com/clarion-collection/clarion-collection-hotel-arvidsjaur/

Ein wirklich schickes Hotel mit gut ausgestatteten Zimmern, jedes verfügt über WiFi und einen iPad. Außerdem bietet das Hotel Auto- und Schneemobil-Touren an. Mehr unter: http://exclusivecarevents.se/

Managerin Maja Gustavsson kümmert sich um das Wohl der Gäste. Foto: Ingo Paszkowsky
Managerin Maja Gustavsson kümmert sich um das Wohl der Gäste. Foto: Ingo Paszkowsky

Hier ein kurzes Video von ECE

Båtsuoj Sámi Centre

Lotta Svensson vermittelt sehr authentische Informationen über das Leben der Sámi, ein indigenes Volk, das früher „Lappen“ genannt wurde. Zudem kann man Lasso werfen üben, Rentiere füttern und streicheln. Ort: Gasa, 44 Kilometer südlich von Arjeplog

Kontakt: Lotta Svensson, Tel. +46 70 642 3166, lotta@artic-circle.se, www.batsuoj.se

Lotto Svensson vom Batsuoj Samecenter bereitet eine Mahlzeit für die Besuchergruppe zu. Foto: Ingo Paszkowsky
Lotto Svensson vom Batsuoj Samecenter bereitet eine Mahlzeit für die Besuchergruppe zu. Foto: Ingo Paszkowsky

Abborrträsk Natur-Safari

Auf einer Rentierfarm in Abborrträsk, etwa 20 Kilometer südöstlich von Arvidsjaur kann man das wahre Hirten-Leben erleben. Weiterhin im Angebot sind fischen und jagen, Wildlife-Safaris, geführte Wandertouren und Unterkünfte

Kontakt: Sonny: Tel. +46 70-573 37 36, info@natursafari.se, www.natursafari.se

Am Ende des Winters müssen die Rentiere eine Zufütterung erhalten, weil sie die vereiste Schneedecke nicht mehr wegscharren können, um an die Moose zu kommen. Foto: Ingo Paszkowsky
Am Ende des Winters müssen die Rentiere eine Zufütterung erhalten, weil sie die vereiste Schneedecke nicht mehr wegscharren können, um an die Moose zu kommen. Foto: Ingo Paszkowsky

Sieh das Video über meinen Besuch bei den Rentieren

Lindmarks Slöjd & Snickeri

Mats Lindmark weiß alles über Schweden-Messer und fertigt selbst wunderbare Unikate an, die man erwerben kann.

Kontakt: Mats Lindmark, Tel. +46 70 247 92 17, matsmark@msn.com,

Die scharfen Messer kann man nicht nur zum Schnitzen nehmen, sondern auch zum Rasieren, wie ein Video auf seiner Facebook-Präsentation zeigt: https://www.facebook.com/pages/Lindmarks-Sl%C3%B6jd-Snickeri/184018428299226?fref=ts

Mats Lindmarks Messer sind alles Unikate und sehr scharf. Foto: Ingo Paszkowsky
Mats Lindmarks Messer sind alles Unikate und sehr scharf. Foto: Ingo Paszkowsky

Anna-Lisas Souvenirbutik

Wer Geschenke für die Lieben daheim oder auch für sich selbst sucht, ist in der Stationsgatan 3 in Arvidsjaur an der richtigen Adresse. Aus dem Angebot: Rentierfelle, samische Handarbeiten, Messer, Lappenmützen, Hausschuhe, ausgestopfte Tiere, Rentier- und Elchgeweihe, getrocknetes Rentierfleisch, aber auch „normale“ Andenken. Vieles wird auch nach Deutschland versandt.

Kontakt: Åsa Lundgren, Tel. +46 70 591 8939, info@presentbutiken.se, www.presentbutiken.se, www.laplandgiftshop.com

Eine großes Souvenir in Anna-Lisa Souvenirbutik. Foto: Ingo Paszkowsky
Ein großes Souvenir in Anna-Lisa Souvenirbutik. Foto: Ingo Paszkowsky

Ingo Paszkowsky

Titelfoto / Ohne Motorschlitten geht es nicht (mehr) im modernen Schweden. / Foto: Ingo Paszkowsky


In Schwedisch-Lappland liegt in der Nähe von Jokkmokk liegt eine Rewilding Europe Region. Die Zielstellung von Rewilding Lapland ist die Schaffung von Raum für wildere Natur, Förderung der Entwicklung naturbasierten Wirtschaftens, Steigerung des Interesses an der Wildnis durch Kommunikation, Vergrößerung des Einflusses und der Praktiken von “rewilding” – sowie die Unterstützung des Comebacks der Wildnis. Erfahrt mehr über die Rewilding Europe-Regionen.


Reiseberichte.com

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Weitere Einblicke und Aussichten:

Mutter und Tochter führen gemeinsam Anna-Lisas Souvenirbutik. Foto: Ingo Paszkowsky
Es gibt viele Souvenirs zur Auswahl in Anna-Lisas Souvenirbutik. Foto: Ingo Paszkowsky
An Anfang sind die Rentiere in Abborrträsk noch scheu, aber langsam beruhigen sie sich etwas. Foto: Ingo Paszkowsky
Foto: Ingo Paszkowsky
Imposantes Geweih. Foto: Ingo Paszkowsky
Eiskalte und warme Getränke in der Eisbar. Foto: Ingo Paszkowsky
Eiskalt schlafen im IGLOOTEL. Foto: Ingo Paszkowsky
Schnell wird auf dem Ausflug in die Berge eine Mahlzeit zubereitet. Foto: Ingo Paszkowsky

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