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Tausende von Jahren waren Aborigine-Stämme die alleinigen Herren über dieses unwirtliche, dennoch von bizarrer Schönheit geprägte Land im trockenen Herzen Australiens. Als Jäger und Sammler auf der Suche nach Nahrung und Wasser durchstreiften sie das rote Zentrum, besuchten ihre Kultstätten, lebten nach ihren traditionellen Riten.
Ausgerechnet der Zufallsfund eines Vierzehnjährigen im Jahre 1915 beendete die Idylle. William Hutchinson begleitete eine Expedition seines Vaters Jim, der im Auftrag der New Colorado Prospecting Syndicate im Gebiet der Stuart Range auf der Suche nach Gold unterwegs war. Eigentlich sollte der junge Draufgänger an einer vereinbarten Stelle auf die Erwachsenen warten, er schlug die väterliche Ermahnung jedoch in den Wind und ging am 1. Februar des Jahres die Gegend auf eigene Faust erkunden. Erst spät am Abend, dafür aber mit zahlreichen Opalen kehrte Bill zum Lager zurück. Die Entdeckung der begehrten Edelsteine löste einen wahren Opalrausch aus, der Höhen und Tiefen erlebte, indessen heute noch anhält.
Coober Pedy – “weißer Mann in einem Loch”
Das Wüstennest Coober Pedy liegt mitten im australischen Outback* – was so viel wie Hinterland bedeutet – und ist die Opalhauptstadt der Welt. Rund 90 Prozent der gesamten Opalproduktion weltweit sollen aus der Region kommen. Selbst für die meisten Australier ist Coober Pedy der skurrilste Ort in down under mit den verrücktesten Bewohnern. Abenteurer aus aller Welt buddeln seit dem ersten Fund in dem Wüstengestein um die Wette. Ursprünglich hieß der Ort Stuart Range Opal Field, benannt nach John McDouall Stuart, dem ersten europäischen Forschungsreisenden, der das Gebiet erkundete. 1920 wurde der Wüstenflecken in Coober Pedy umgetauft. Pate für den neuen Namen waren die Wörter kupa piti aus der Sprache des örtlichen Aboriginalstammes: eine Übersetzung von „weißer Mann in einem Loch“.
Wegen der großen Hitze wohnen viele unter der Erde
Die Gegend ist extrem ungastlich und knochentrocken. Jährlich fallen lediglich 175 Millimeter Regen. Zwischen April und Oktober sind die Tagestemperaturen von 16 bis 20 Grad erträglich, während es nachts empfindlich kalt werden kann. Vom November bis März macht die Hitze – 45 oder sogar 50 Grad im Schatten sind keine Seltenheit – den Menschen zu schaffen, es sei denn, man wohnt gemütlich unter Tage. Gelegentliche Sandstürme lassen einen dann auch kalt. Die Idee der unterirdischen Behausungen brachten die Rückkehrer des 1. Weltkrieges mit – sie waren es sozusagen gewöhnt, sich einzugraben. Die Schätzungen über die Anzahl der Bewohner unter Tage schwanken beträchtlich: Zwischen 40 und 70 Prozent der etwa 2000 Bewohner aus 45 Nationalitäten zieht es vor, bei einer ganzjährig gleichmäßigen angenehmen Temperatur von rund 22 Grad in den eigenen Wänden aus Sandstein zu leben. Auf Komfort muss nicht verzichtet werden. Strom und fließend Wasser sind nicht selbstverständlich, aber auch nicht ungewöhnlich. Einige gönnen sich sogar Terrasse und Swimmingpool. Selbst Kirchen wurden mühselig in den Stein gehauen.
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Wie viele der Bewohner in Coober Pedy ihre oft gut ausgestattete Wohnung unter der Erdoberfläche haben, ist genauso unbekannt, wie die exakte Einwohnerzahl der Opalstadt, denn nicht wenige halten sich hier illegal auf. So mancher Schwerverbrecher soll sich – zumindest früher – in einem Claim vor der Polizei und seiner gerechten Strafe verstecken. Die wilden Zeiten, in denen es noch Schießereien unter den Opalsuchern gab, sind jedoch glücklicherweise vorbei.
Alle hoffen auf den großen Fund, der die Million bringt
Mehr als 1,5 Millionen Löcher haben die Bergarbeiter mit großem Enthusiasmus und meist mäßigem Erfolg mittlerweile in die Minenfelder gebohrt und gegraben. Das Gelände um den Ort sieht wie eine Mondlandschaft mit unzähligen Maulwurfshügeln aus. Überall warnen Schilder vor dem Betreten der Opalfelder, die der Besucher respektieren sollte, denn das gesamte Gebiet ist mit Schächten durchzogen. Leider passieren immer wieder schwere Unfälle, wenn Touristen beim Fotografieren zu unaufmerksam sind und in die Schächte fallen.
Ein Prozent der Schürfer schafft es bis zum Millionär
An der Suche nach dem Glück kann sich nicht jeder beteiligen, denn die notwendigen Investitionen sind beachtlich. Zwar kostet ein kleiner Claim mit 50 mal 50 Metern Fläche lediglich 80 Dollar Jahresmiete. Aber den erforderlichen Maschinenpark, wie die Noodeling Machine zum Zerkleinern und Durchsuchen des Abraums mit UV-Licht oder den gigantischen Sauger zum Transportieren des Schutts an die Oberfläche, können sich nur die reichen Opalschürfer leisten. Die anderen versuchen Sponsoren zu finden, die ihnen das schwere Gerät zur Verfügung stellen. Im Gegenzug verlangen diese Prozente vom erzielten Gewinn der gefundenen Edelsteine.
Die körperlich schwere Arbeit in staubiger Umgebung halten nur die härtesten Schürfer durch. Etwa 90 Prozent sollen innerhalb kürzester Zeit aufgeben, neun Prozent gut von den Opalen leben können und das restliche ein Prozent schafft es tatsächlich bis zum Millionär.
Rund um den Abbau ist eine kleine Infrastruktur entstanden: Betriebe die dem Opal durch gekonntes Schleifen zu Glanz verhelfen und sie dann in alle Welt, vorzugsweise nach Asien insbesondere China, verkaufen. In jeder größeren Stadt Australiens wird der geschliffene Opal zum Kauf angeboten, in Coober Pedy zum Schnäppchenpreis, behaupten jedenfalls die ansässigen Opalhändler. Eine vorherige Information in Sydney oder Melbourne über die üblichen Preise einzuholen, kann nicht schaden. Am Besten selbst vom Opalschürfer kaufen und Mittelsmänner umgehen, raten natürlich Opalschürfer.
Coober Pedy ist eine Touristenattraktion
Längst ist die Kommune in der Wüste zur Touristenattraktion geworden und hat sich darauf eingestellt, dass ihre Besucher sehen und fühlen wollen, wie die Opal Miner arbeiten und leben. Und natürlich nach Möglichkeit selbst den begehrten Edelstein finden wollen. Vor Ort bieten eine Reihe von Veranstaltern entsprechende Touren an, bei denen überirdisch in den Gesteinshalden jeder sein Glück versuchen kann.
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Abenteuer pur erlebt nur, wer selbst wie ein professioneller Opalsucher in den Schacht einfährt und die Rohlinge aus dem Stein klaubt. Und das funktioniert so: Sprechen Sie abends in der Bar im Desert Cave, dem vornehmsten Hotel vor Ort – Bar und Hotelzimmer sind natürlich in Stein gehauen – freundliche Inhaber einer Opalmine an. Nach einigen spendierten Bieren, trinkfest sollten Sie allerdings sein, wächst die Bereitschaft, Ihnen einen Einblick in das Allerheiligste, nämlich die eigene Opalmine zu gewähren. Gegebenenfalls wiederholen Sie die Prozedur am nächsten Abend, bis der Opalschürfer nicht mehr widerstehen kann.
Wer immer noch einen Grund mehr braucht, um nach Coober Pedy zu fahren: 2015 hatte der Ort 100-jähriges Jubiläum.
Ingo Paszkowsky
Titelfoto: Der Opal-Abbau ist ein Knochenjob, außerdem spielt Glück eine große Rolle. Foto: Ingo Paszkowsky
Preiswerte Flüge in die ganze Welt*
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Hey cooler Bericht ich bin auch öfter in den Mininggebieten von Coober Pedy, Yowah und Lightning Ridge unterwegs auf der Suche nach den Opalen.
Gruß vom Opalsüchtigen Ralph