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Reisekrankheiten: Gefährliche Mitbringsel aus den Tropen

Mückenstiche sorgen im Zeitalter von Globalisierung und Klimawandel nicht mehr nur für harmlose juckende Hautrötungen. Fast eine dreiviertel Million Menschen jährlich werden durch die Krankheiten getötet, die Stechmücken übertragen.

Längst gelangen Mückenarten aus tropischen und subtropischen Ländern auf modernen Reisewegen an neue Orte auf der ganzen Welt. Im Gepäck haben sie dann Infektionskrankheiten, die Ärzten und Wissenschaftlern Sorge bereiten. Eine davon ist zum Beispiel das Zika-Virus.  Es gehört zu einer Gruppe noch wenig bekannter Infektionen, die bisher nur im südpazifischen Raum vorkamen. Das Virus äußert sich in Hautausschlag, Augenrötung, Fieber und Gelenkschmerzen. Der Verlauf ist meist ohne Komplikationen. Ein Thailand-Urlauber hatte es 2013 mit nach Deutschland gebracht.

Das Zika-Virus gehört – wie Dengue-, West-Nil-, Gelbfieber oder die Japanische Enzephalitis – zu den Flaviviren. Überträger sind Stechmücken wie die Gelbfiebermücke, die schon auf der portugiesischen Atlantikinsel Madeira heimisch geworden ist, und die Tigermücke, von der jüngst eine Population in Freiburg entdeckt wurde. Die Tigermücke gilt auch als Überträger von Chinkungunya-Fieber. Das verläuft in der Regel ungefährlich, selten kommt es zu lebensgefährlichen Einblutungen. Die Krankheit äußert sich mit hohem Fieber, starken Gelenk-, Muskel- und Kopfschmerzen.

Oftmals kommt es zum Hautausschlag. Eine spezifische Therapie gibt es nicht.

Dengue ist das größte Problem – Impfungen sind in der Entwicklung

Besorgt schauen die Experten jedoch auf einen anderen Virus. “Dengue ist momentan das größte Problem”, sagt Jonas Schmidt-Chanasit, Leiter Virusdiagnostik am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin. Weltweit mehr als 100 Länder sind von der Infektion betroffen, die vier DEN-Serotypen besitzt. Es ist derzeit noch kein Impfstoff auf dem Markt, allerdings gibt es Fortschritte in der Forschung. Das Pharma-Unternehmen Sanofi Pasteur hat nach erfolgreichen Phase-III-Tests im vergangenen Jahr jetzt einen Erfolg bei einer Testreihe mit Kindern ab neun Jahren vermeldet. Zudem forschen Wissenschaftler an Mäusen an einer neuen Impfstrategie mit synthetischen Genen.

Eigentlich ist das Virus in Südamerika heimisch und dort ein großes Problem. 2010 aber tauchte es in Kroatien und Südfrankreich auf. Zwischen 2009 und 2013 wurden Fälle aus Florida gemeldet. Im Winter 2012/13 brach die Krankheit auf Madeira aus. Das Dengue-Virus löst grippeartige Beschwerden aus mit plötzlichem Fieberanstieg bis 40 Grad. Häufig kommen noch Schüttelfrost und starke Kopfschmerzen hinzu. Schlimmstenfalls kommt es zu einem Schocksyndrom und Kreislaufversagen. Reisende sollten helle, geschlossene Kleidung tragen. Wer feines Gewebe nutzt, sollte es mit Insektenschutz imprägnieren. Für die Haut werden oft Repellentien mit dem Wirkstoff Diethyltoluamid (DEET) empfohlen. Nachts schützen Moskitonetze.

Krim-Kongo-Fieber kommt schon in Südosteuropa vor

Auch die Sandmücke treibt in Europa ihr Unwesen. Sie gilt als Überträger der Viszeralen Leishmaniose, die Mensch und Tier befällt. So sind im Süden von Spanien, Italien und Griechenland zum Beispiel viele streunende Hunde mit dem Virus infiziert. Die Krankheit bringt Fieberschübe, Gewichtsverlust, eine vergrößerte Leber und Milz sowie Blutarmut mit sich. Unbehandelt endet sie tödlich. Einen Impfstoff gibt es auch hier bisher nicht. Forscher hoffen auf einen Durchbruch. Bisher hilft auch hier nur der Schutz gegen Insektenstiche.

Das hämorrhagische Krim-Kongo-Fieber hat die Hyalomma-Zecke nach Südosteuropa gebracht. Nach einem Zeckenbiss kann es zu Gesichtsödemen, Gesichts-, Rachen- und Bindehautrötung kommen. Teilweise treten Darm- und Hautblutungen sowie Bluterbrechen auf. Bisher gibt es noch keinen Impfschutz. In den vergangenen Jahren wurden Todesfälle aus der Türkei, Serbien und Griechenland vermeldet. Der Tod erfolgt durch das Versagen mehrerer Organe.

West-Nil-Fieber breitet sich rasant aus

“Emerging Pathogen” nennen Experten Infektionen, die sich rasch ausbreiten. “Das West-Nil-Fieber zeigt, wie rasant das gehen kann”, sagt Dr. Sandra Vergin vom CRM Centrum für Reisemedizin. 1999 war es erstmals in New York entdeckt worden. Seitdem hat sich die grippeähnliche Erkrankung, die mit Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Rückenschmerzen, Abgeschlagenheit und geschwollenen Lymphknoten äußert, in Windeseile übers ganze Land verteilt. Überträger ist unter anderem auch die Asiatische Tigermücke. Ein Impfstoff ist gerade in der Erprobung. Auch hier zählt Selbstschutz durch richtige Kleidung und Abwehrmittel. Das West-Nil-Virus ist längst auch in Südosteuropa heimisch.

Momentan dürfen Urlauber, die mindestens zwei Tage in Bosnien-Herzegowina, Serbien, Ungarn, Bulgarien (Region Sofia), Rumänien, Griechenland, Italien, Österreich und Russland waren, über einen Zeitraum von vier Wochen kein Blut spenden. Eine entsprechende Sperre gilt auch für Rückkehrer aus Risikogebieten anderer Viren. Aktuell hat das European Centre for Disease Prevention and Control Fälle in Bulgarien, Nord-Italien (Cremona) und Israel notiert.

Gerade in ländlichen Regionen in Südostasien besteht die Gefahr, sich durch die Culex-Mücke mit der Japanischen Enzephalitis zu infizieren. Der Stich der Mücke kann zu einer schweren Hirn- und Hirnhautentzündung führen. “Die Mücken sind gerade in Abend- und Nachtstunden aktiv”, weiß Vergin. Eine Reiseimpfung ist möglich.

Generell gilt: Sollten während oder nach einer Reise Anzeichen einer Krankheit auftauchen, heißt es, sofort den Arzt aufzusuchen.

Quelle: www.pharma-fakten.de

(PHARMA FAKTEN ist eine Initiative von Arzneimittelherstellern in Deutschland.)

Titelbild / Viren werden häufig über Mücken übetragen, wie der Gelbfiebermücke. Links Männchen, rechts Weibchen. / Quelle: E. A. Goeldi (1905) Os Mosquitos no Pará. Memorias do Museu Goeldi. Pará, Brazil


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