Weiblicher Tigerhai, aufgenommen 2007 bei Shark Reef Marine Preserve, Beqa Lagoon, Fiji von Terry Goss / pterantula / CC 3.0 http://terrygoss.ifp3.com

Haie: Vom Spitzenprädator zum Gejagten

Meist nähert er sich seinen potenziellen Opfern blitzschnell von hinten, beißt zu und wartet bis seine Beute an Schock oder Blutverlust stirbt. Kleinere Beutetiere dagegen werden häufig im Ganzen verschluckt. Der Weiße Hai ist der größte Raubfisch auf unserem Planeten und steht in der Nahrungskette der Weltmeere ganz oben. Sein Bestand ist allerdings bedroht durch den Beifang in der kommerziellen Fischerei und durch gezielte Bejagung. 9856480ea88e42d8a83e76b858e19663

Inhaltsverzeichnis:

Immer wieder tödliche Begegnungen

Der Weiße Hai und weitere Hai-Artne können auch dem Menschen gefährlich werden. Immer wieder kommt es zu gefährlichen Begegnungen mit teilweise tödlichem Ausgang. Jüngates Opfer eines Haiangriffs ist ein 40-jähriger Australier, der am 28. Dezember 2024 am späten Nachmittag beim Speerfischen von einem Hai angegiffen wurde. Mehrere Medien berichteten darüber, so auch ABC News.

Die Attacke ereignete sich im Keppel Bay Island-Nationalpark in Queensland. Der Pastor überlebte den Biss in den Hals nicht. Welche Hai-Art für das Unglück verantwortlich war, ist nicht bekannt. Laut der Australian Shark-Incident Datenbase (ASID), früher bekannt als Australian Shark Attack File (ASAF), gab es in australischen Gewässern 2024 vier weitere Vorfälle, die zum Glück nicht tödlich verliefen.

Die USA, besonders Florida, und Australien, und hier insbesondere Westaustralien, sind wegen Hai-Attacken häufig in den Medien.

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Vor Port Lincoln in Südaustralien dem weißen Hai vom Unterwasserkäfig ins direkt ins Auge sehen – Grusel, Grusel. Foto: South Australian Tourism Commission

Das Fischereiministerium der Regierung von Western Australia hat eigens eine Webseite zum Schutz vor Hai-Attacken eingerichtet. Bevor man zum Strand geht, soll man unbedingt die Seite shartsmart.com.au checken, lautet der Hinweis.

Auf X Surf Life Saving WA (@SLSWA) – mit 39.068 Posts und 42.869 Followern, Stand Anfang Dezember – wird aktuell über Hai-Sichtungen in Westaustralien informiert. Von den über 370 Hai-Spezies weltweit leben immerhin mehr als 100 in den Gewässern um Westaustralien.

Mehrere Register und Webseiten geben Auskunft über Zwischenfälle

Die Australier führen das bereits erwähnte Register über Hai-Attacken in Australien, Australian Shark-Incident Datenbase (ASID) (hier kannst du die jeweils aktuelle Version der Excel-Datenbank herunterladen), und arbeiten dabei mit dem ISAF (International Shark Attack File) zusammen. Auf dieser Seite findest du eine Weltkarte des ISAF mit unprovozierten Hai-Angriffen. Hier findest du eine interaktive Weltkartekarte.

Unter „unprovozierten Bissen“ versteht man laut ISAF Vorfälle, bei denen es im natürlichen Lebensraum des Hais zu einem Biss eines lebenden Menschen kommt, ohne dass der Hai durch einen Menschen provoziert wurde.

„Provozierte Bisse“ treten auf, wenn ein Mensch auf irgendeine Weise eine Interaktion mit einem Hai initiiert. Dazu gehören Fälle, in denen Taucher gebissen werden, nachdem sie Haie belästigt oder versucht haben, sie zu berühren, Bisse von Speerfischern, Bisse von Menschen, die versuchen, Haie zu füttern, Bisse beim Abhaken oder Entfernen eines Hais aus einem Fischernetz usw.

Unser Tipp: Noch besser ist das Global Shark Attack File (GSAF). Die Seite ist technologisch zwar etwas in die Jahre gekommen, wird aber von zahlreichen Wissenschaftlern gepflegt und bietet gut recherchiert die detailliertesten Informationen. Dazu werden auch die Opfer befragt oder die Untersuchungsberichte eingesehen. Wetter-, ozeanographischen und Umweltdaten werden ebenfalls analysiert.

Über eine Websuche wirst du weitere Seiten finden, die meist auf das erwähnte Datenmaterial zurückgreifen.

Die potenziell gefährlichsten Hai-Arten für den Menschen

Prinzipiell gibt es drei Arten, die für tödliche Hai-Angriffe auf Menschen in Frage kommen. Allen voran der Weiße Hai. Diese Art ist vermutlich jedem bekannt. Großen Anteil an dem Bekanntheitsgrad trägt der reißerische Film „Der Weiße Hai“ (Originaltitel Jaws) von Steven Spielberg von 1972. Der Film basiert auf Hai-Angriffen zwischen dem 1. und 12. Juli 1916, bei denen vier Menschen starben.

Neben dem Weißen Hai (Carcharodon carcharias), der nicht nur in Westaustralien für die meisten tödlichen Haiangriffe verantwortlich ist, sind noch der Tigerhai (Galeocerdo Cuvier) und der Bullenhai (Carcharhinus leucas) für Todesfälle verantwortlich.

Zudem werden häufig der Weißspitzen-Hochseehai (Carcharhinus longimanus), auch Hochsee-Weißflossenhai, der Große Hammerhai (Sphyrna mokarran) und der Blauhai (Prionace glauca) als für den Menschen gefährlich angeführt.

Allerdings sind die Meinungen über die Spitzenposition des weißen Hais bei der Angriffshäufigkeit auch geteilt. Viele schreiben dem Bullenhai eine höhere Verantwortlichkeit zu, oft würden die Raubfische einfach verwechselt.

Auf dieser GSAF-Webseite sind die einzelnen Haiarten genauer spezifiziert, die für den Menschen gefährlich sein können.

Hai-Angriff an 10. Stelle bei Todesursachen durch Tier-Angriffe

Faszination und Abscheu – der Hai als “unberechenbarem Killer”. So sehen es viele, dabei stehen Haie an zehnter Stelle als tödlichste Tiere in der Welt.

Das hat jedenfalls Bill Gates, Ex-Microsoft-Boss und einer der reichsten Mensch der Welt, in einer Grafik in seinem Blog im April 2014 vermerkt. Danach sind Haie für 10 Todesfälle im Jahr verantwortlich, ebensoviele kommen auf das Konto des Wolfes. Löwen und Elefanten töten jeweils im Schnitt 100 Personen im Jahr.

Das im Zoo so niedlich anzusehende Fluß- oder Nilpferd bringt es auf 500 Todesfälle jährlich. Bandwürmer haben im Jahr im Durchschnitt rund 2000 Menschen auf dem Gewissen. Auf das Konto eines anderen Wurmes gehen sogar 250 Mal mehr Todesopfer als bei Hai-Attacken – der Spulwurm tötet im Jahr rund 2500 Menschen.

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Elefanten töten im Schnitt 100 Menschen pro Jahr.  Foto: Ingo Paszkowsky

Noch gefährlicher ist die Süßwasserschnecke – sie kostet durch die Übertragung von parasitären Würmern 10.000 Menschen das Leben. Wanzen sind nicht nur eklig, sondern genauso gefährlich, durch die Raubwanzen kommen ebenfalls 10.000 Menschen jährlich ums Leben, ebenso wie die stechende Tsetsefliege. Sie ist Überträgerin der gefährlichen Schlafkrankheit.

Man kann es kaum glauben, unsere geliebten Hunde sind für 25.000 Todesfälle verantwortlich. Ihr Biss ist nicht nur sehr schmerzhaft, sondern kann auch tötlich sein, insbesondere wenn die Tollwut übertragen wird.

Dagegen verwundert es wohl niemanden, dass jährlich rund 50.000 Todesopfer auf Schlangenbisse zurückzuführen sind. Manche Schlangen sind so giftig, dass die Giftmenge eines Bisses reichen würde, um zahlreiche Menschen zu töten.

In seiner Auflistung spart der Multimilliardär den Menschen nicht aus. Erschütternd: 475.000 Tote Mitmenschen im Jahr gehen auf unser Konto.

Unrühmlicher Sieger ist die Stechmücke, fast eine dreiviertel Million Menschen jährlich werden durch die Krankheiten getötet, die Stechmücken übertragen.

Haie haben eine lange Entwicklungsgeschichte hinter sich

Haie haben eine Entwicklung von mehr als 400 Millionen Jahren durchlaufen und sind relativ intelligente Tiere, verfügen über ein Kurz- und ein Langzeitgedächtnis. Aber sie haben entwicklungsgeschichtlich gesehen, eine relativ kurze Erfahrung im Kontakt mit den Menschen.

Haie verfügen über extrem gute Sinnesorgane, zwei Drittel des Hai-Gehirns sind auf den Geruch ausgerichtet. Zudem verfügen sie über einen sensorischen Sinn für elektrische Felder, die Lorenzinischen Ampullen. Damit können sie kleinste elektrische Felder und auch Temperaturunterschiede wahrnehmen.

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Tauchen mit Walhaien in Westaustralien am Nigaloo Reef. Foto: Tourism Western Australia

Der Weiße Hai wird durchschnittlich vier Meter lang, kann auch bis zu sieben Meter Länge aufweisen und bis zu 3,5 Tonnen wiegen. Wobei die Weibchen etwas größer als ihre männlichen Artgenossen sind, die maximal fünf Meter lang werden.

Beachtlich: Der Prädator verfügt mit 1,8 Tonnen über die höchste Beißkraft aller Lebewesen auf diesem Planeten. Ein großes Krokodil bringt es immerhin auf 1,3 Tonnen; der Mensch im Vergleich dazu auf bescheidene 80 Kilogramm.

Der Weiße Hai ist nicht die größte Hai-Art. Walhai und Riesenhai sind mit maximal 14 bzw. zehn Metern Körperlänge enorm größer, aber ernähren sich ausschließlich von Plankton.

Außer dem Menschen hat der Weiße Hai im Prinzip keine Feinde, lediglich vor den Schwertwalen muss er sich in Acht nehmen. So wurde gelegentlich berichtet, dass Gruppen von Schwertwalen Weißen Haien den Garaus machten.

Warum Haie Menschen angreifen

Nichts genaues weiß man nicht, könnte man sagen. Das Hai-Verhalten ist immer noch Gegenstand der Forschung. Ein lebender Mensch wird jedoch von einem Hai selten als Beute wahrgenommen. Haie haben keine Präferenz für den Menschen als Beutetier entwickelt.

Viele Vorfälle sind durch Neugier motiviert. Andere können sich ergeben, wenn der Mensch aus der “Sicht” des Hais als Bedrohung oder Konkurrent für eine Nahrungsquelle ausgemacht wird. Viele Hai-Schützer erregen sich über Erklärungen, dass Haie Surfer mit Robben verwechseln würden. Nach dem Motto, so dumm wären Haie nicht. Eher seien sie interessiert an den Surfern, auch an den Geräuschen, die sie verursachen. Das würden zudem die Verletzungen der Opfer bestätigen. Würde der Hai den Menschen (theoretisch) als Beutetier ansehen, müsste er bei der Größe des Menschen, sich dem schneller nähern und stärker zubeißen.

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Bullenhai (Carcharhinus leucas) am Shark Reef Marine Preserve, Beqa Lagoon, Fiji; Mai 2007. Foto: Terry Goss. Nikon D70S mit Nikkor 12-24mm (@24mm). Pterantula CC 3.0 http://www.Flickr.com/photos/pterantula/sets/

Eines ist Fakt: Der Mensch dringt zunehmend in den Lebensraum der Haie ein. So heißt es zum Beispiel auf der Seite es ASAF (Australian Shark Attack File), dass die intensive Nutzung des Küstengewässer der Meere natürlich auch die Anzahl der Mensch-Hai-Interaktionen erhöht. Mit steigender Bevölkerungszahl suchen immer mehr Menschen die Regionen der Küstengewässer zur Erholung auf: die Bevölkerung Australiens ist von 3,7 Millionen im Jahr 1900 auf 23,5 Millionen in 2014 angestiegen.

Viele Hai-Arten halten sich zudem gerade in Nähe der Küstengewässer auf, u.a. aufgrund des Nahrungsangebots und weil Jungtiere dort sicherer vor anderen Räubern sind.

Haie sind für das Ökosystem unsererer Meere dringend erforderlich

Es gibt eine Reihe von Organisationen und Initiativen, die sich der Erforschung und dem Schutz der Haie und anderer Merrestiere bzw. den maritimen Ökosystemen verschrieben haben.

Eine unvollständige Aufzählung:

The Shark Research Institute

Shark Trust

Sharkproject

OCEARCH – Global Shark Tracker

Ingo Paszkowsky

Titelfoto / Weiblicher Tigerhai, aufgenommen 2007 bei Shark Reef Marine Preserve, Beqa Lagoon, Fiji von Terry Goss / pterantula / CC 3.0 http://terrygoss.ifp3.com

(Der Beitrag erschien erstmals im Mai 2017, seitdem wird er in loser Folge aktualisiert.)


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