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Es gibt Gründe, kein Bier zu trinken. Auf die gehen wir hier aber nicht ein. Fokussieren wir uns lieber auf die guten Gründe und Anlässe, die es gibt, Bier zu trinken. Beispielsweise die Tage des Bieres.
Der Plural ist hier durchaus angebracht, nicht weil für manche Zeitgenossen jeder Tag des Jahres ein persönlicher Tag des Bieres ist. Nein, weil es vier “amtliche” Tage des Bieres gibt, die für uns von Interesse sein könnten.
In Deutschland wird der 23. April als Tag des deutschen Bieres begangen. Die Österreicher feiern am 30. September ihren Tag des österreichischen Bieres. Die Eidgenossen kippen ihr Bier am letzten Freitag im April zum Tag des Schweizer Bieres höchst offiziell hinter die Binde. International wird den Biertrinkerinnen und Biertrinkern sowie den Bierbrauern am Internationalen Tag des Bieres hingebungsvoll gedacht. Dieses sensationelle Ereignis wird jeweils am ersten Freitag im August begangen.
Trend zum Craft Beer
Die internationale Bierszene, genauer die angelsächsische Bier-Community, hat uns in Deutschland den mittlerweile nicht mehr neuen Trend der Craft-Biere beschert. Manch einer mag jetzt zucken, weil ich das englische Wort Craft einfach mit dem deutschen Bier-Wort verbinde. Der Duden kennt den Begriff noch gar nicht und Wikipedia “erlaubt” beide Schreibweisen: Craft Beer und Craft Bier.
Die Fans der Craft-Biere argumentieren u.a., dass nach dem deutschen Reinheitsgebot gebrautes Bier langweilig sei und alle Biersorten gleich schmecken würden. Bei deutschen Bier-Puristen, für die es beispielsweise nicht nur in den Geschmäcken von Pils, Hell oder Weißbier sondern auch bei den verschiedenen Marken galaktische Unterschiede gibt, geht der Blutdruck in die Höhe. Vielleicht wegen des enormen Bierkonsums, aber auch wegen derartig vereinfachender Aussagen für ein so geniales Getränk. Aber es ist, wie es ist – Craft-Biere erobern unsere Kehlen.
Bevor wir uns den Craft Bier-Angeboten in Down under, auf der anderen Seite des Erdballs zuwenden: es gibt auch in Deutschland viele Brauereien und Kneipen. Wer nicht in der Nähe einer derartigen Lokalität wohnt, kann sich Craft Beer* zur Verkostung nach Hause liefern lassen.
Übrigens wird das Bier der australischen Rockband AC/DC nach deutschem Reinheitsgebot gebraut. Derzeit wird es auf Amazon nicht angeboten, aber zumindest die Biergläser* gibt es noch. Kein schlechter Ersatz für romantische Hardrock-Stunden ist der – nicht gerade preiswerte – AC/DC-Wein Platinum Sheraz Gepa Shiraz 2010 trocken, aber das ist wieder etwas ganz anderes.
Der boomende Craft Beer-Trend sorgt auch in Down Under für eine stetig wachsende Anzahl neuer Brauereien, die den Markt mit kreativen und unkonventionellen Biersorten beleben. Die Zahl der Craft Beer-Brauereien hat sich in Australien in den vergangenen fünf Jahren von 200 auf 400 sogar verdoppelt. Neben vorzüglichem Pale Ale, IPA, Stout, Porter und Smoke Beer entstehen in der bunten und experimentierfreudigen Szene auch etliche ungewöhnliche Bier-Variationen.
Die tasmanische Two Metre Tall Brauerei (http://2mt.com.au/), die bereits mit dem Spitzen-Restaurant Noma Australia zusammenarbeitete, nutzt für sein Dark Ale „Seven Years at Sea“ Austern aus eigener Aufzucht. Auch die Nomad Brewing Co. aus New South Wales (http://www.nomadbrewingco.com.au/) schwört auf lokale Produkte, darunter traditionelle Zutaten, die nur in Australien zu bekommen sind: Für das Jet Lag IPA verwenden die „Bier-Nomaden“ unter anderem die australische Fingerlimette, das Long Trip Saison hingegen wird mit Kaffeebohnen, Akaziensamen und tasmanischem Pfeffer gebraut.
Hotspots der australischen Craft Beer-Revolution
Inzwischen findet sich in fast jeder größeren Stadt Australiens eine eigene Craft Beer-Szene mit zahlreichen Bars, Brauereien und Events. Wir zeigen euch eine Auswahl der Top-Hotspots, in denen ihr die facettenreiche Geschmackswelt des australischen Craft Beers genießen und euch durch die verschiedenen Sorten probieren könnt.
Der innere Westen von Sydney, zu dem die Vororte Newtown, Marrickville und Camperdown gehören, überrascht mit gut gefüllten Bars in versteckten Seitenstraßen. Mikrobrauereien schenken hier ihre vielseitigen und teils preisgekrönten Biere aus, wie zum Beispiel Young Henrys (http://www.younghenrys.com/home) in Newtown. Als Zusammenschluss des Young Henrys und fünf weiteren Mikrobrauereien aus der Nachbarschaft will die Inner West Brewery Association (IWBA) (https://www.facebook.com/InnerWestBeer) den „Bier-Tourismus“ fördern und plant für Anfang 2018 bereits ein eigenes Event: das Inner West Beer Fest.
Auch in Melbourne liebt man Craft Beer inzwischen fast so sehr wie Kaffee. Im Stadtteil Brunswick eröffnete im März beispielsweise das Thunder Road Brewhouse, in dem man limitierte Sorten wie das Smoke House Lager oder andere Craft Biere direkt inmitten der silbern glänzenden Braukessel genießt.
In der Moon Dog Brewery (http://www.moondogbrewing.com.au/) versucht man die Leidenschaften für Craft Beer und Kaffee sogar zu vereinen: das Cold War Drip soll nach Kaffee und Zigaretten schmecken – und ist mit seiner rauchigen Kaffeenote tatsächlich köstlich! Die größte Auswahl an teilweise wechselnden australischen und internationalen Bieren bekommt man im Foresters (http://www.forestershall.com.au/): 32 Sorten werden hier vom Fass gezapft.
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Margaret River in Westaustralien und sein Craft Beer
Die am schnellsten wachsende Region für Craft Beer-Brauereien findet sich jedoch in Western Australia. Margaret River, eigentlich bekannt für seine vorzüglichen Weinanbaugebiete, ist inzwischen auch für Bier-Liebhaber das ideale Reiseziel. (Lest hier eine Reportage über Margaret River.)
In der Colonial Brewing Co. ) werden neben klassischen IPAs und Fassbieren auch außergewöhnliche Biere wie nussiges Pale Ale oder mit Zitrusfrüchten aromatisiertes Witbier angeboten. Die ganze Bier-Vielfalt von Margaret River erlebt man am besten auf einer Tasting Tour durch die Region (http://www.margaretriverbrewerytours.com/).
Die Prancing Pony Brewery (http://prancingponybrewery.com.au/) bei Adelaide, South Australia, ist eine der Erfolgsgeschichten der australischen Craft Beer-Szene. Anders als die meisten Brauereien nutzt Brauer Frank Samson Feuer zur Herstellung seines Bieres, eine altertümliche Methode aus Europa. Sein Indian Red Ale wurde 2016 bei der International Beer Challenge in London als „Supreme Champion Beer“ ausgezeichnet.
Der Craft Bier-Experte Stevan Paul über seine Erfahrungen in Australien
Für die kulinarischen Reiseberichte seines Blogs „Nutriculinary“ (http://nutriculinary.com/) ist Stevan Paul, Koch, Autor und Craft Beer-Liebhaber aus Hamburg, bereits um die halbe Welt gereist. Auf seiner Reise nach Australien besuchte er die Feral Brewery im ländlichen Swan Valley, Western Australia.
Die Eindrücke, die er in Australien sammelte, ließ Stevan Paul auch in sein Craft Beer Kochbuch einfließen (Torsten Goffin, Stevan Paul, Daniela Haug: Das Craft Beer Kochbuch. Brandstätter Verlag*). Hierin zeigt er mit kreativen Rezepten, dass Bier mehr ist als nur ein Getränk. Hier erzählt er, wie er die australische Bierszene vor Ort erlebt hat.
Was ist für Sie das Besondere an australischem Craft Beer?
Australien hat eine gewachsene Craft Beer-Tradition, sie ist geprägt von der den Australiern eigenen Freigeistigkeit, gepaart mit schier grenzenloser Experimentierfreude. Im australischen Craft Beer vereinen sich das Wissen um die Herstellung traditioneller Biere des alten Europas, mit einer weltoffenen Einstellung und der Lust, Neues zu schaffen. Beispielhaft dafür das Watermelon-Beer, dass ich bei meinem Besuch der Feral Brewery im Swan Valley, nahe Perth kosten durfte: da wird eine klassisch gebraute, typisch feinperlige Berliner Weiße (!) mal eben noch mit Wassermelonen-Fruchtfleisch fermentiert und darf auch kurz im Chardonnay-Holzfass reifen. Ein frischer, vielschichtiger und komplexer Genuss – made in Australia!
Wie würden Sie die Craft Beer-Szene in Australien beschreiben und was macht diesen Trend aus?
Die Craft Beer-Szene Australiens ist im Schatten weniger, den Markt beherrschender Großbrauereien gewachsen, angetrieben vom Wunsch nach mehr Vielfalt, nach echtem Geschmack, statt geschmacklicher Gleichschaltung. Heute ist die Szene lebendig und die bunte Bewegung lässt sich vor allem an touristischen Hot Spots und in den größeren Städten, in den Brauereien selbst, in Bars, Lokalen, Restaurants und auf örtlichen Festivals erleben und erschmecken. Dabei spürt man auch diesen besonderen Spirit, der die australische Gastronomie ganz allgemein prägt: es gibt kein Konkurrenzdenken, alles ist ein großes Miteinander und man empfiehlt gerne auch noch das Bier der befreundeten Brauerei nebenan und auch das tolle Restaurant der Kollegen um die Ecke, mit großer Selbstverständlichkeit.
Welche Inspirationen haben Sie für sich aus Australien mitgenommen?
Australiens Köche, Produzenten und Gastgeber lehren, dass echter Geschmack keine Schubladen benötigt, beste Produkte und die Lust am Kochen reichen völlig. Ich habe Australien als kulinarisch unglaublich reiches Land erlebt, mit besten Produkten und Menschen, die sich diesem Reichtum bewusst sind, Einflüsse und Traditionen pflegen, zusammenführen und weiter entwickeln. Das macht Australiens Küche so kreativ, vielfältig und, ja – einzigartig!
Ein Rezept aus dem Buch für Schoko-Brownie-Kuchen mit Bier.
Es gibt einige Apps zu Craft Bieren bei Google Play und im App Store sowie die sehr informative Webseite BeerCrawl, die über Brauereien, Pubs und Shops zum Thema Bier in Australien informiert. Sie gibt es auch als App.
Über Craft Beer ist bereits zahlreiche deutschsprachige Literatur* erschienen.
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Von Donut und Bier Festival bis Bierdosen-Regatta: Events rund ums Thema Bier
Mit zunehmender Beliebtheit von Craft Beer aus Mikrobrauereien und Biermanufakturen in ganz Australien hat sich auch das Angebot an Bier- und Craft Beer-Festivals vergrößert. Inzwischen hat fast jede australische Großstadt eine eigene Craft Beer Week.
Dort werden nicht nur einige der besten Biersorten des Landes serviert, ihr könnt auch die Erzeuger hinter manchen Marken kennenlernen und euch informieren, wann und wo das jeweilige Bier gebraut wird.
Neben diesen Craft Beer-Wochen finden in den kommenden Monaten auch zahlreiche andere Events rund ums Bier statt:
• Gleich zwei kulinarische Genüsse vereint das Donut Fest ), Australiens einziges Beer & Donut Festival, das Ende August bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr in Melbourne, Victoria, stattfindet.
• Während der Sydney Craft Beer Week (New South Wales) im Oktober finden in 75 verschiedenen Locations Events rund um Bier und Cider statt.
• Die besten Brauereien, Pubs, Spirituosenhandlungen und Restaurants von Queensland stellen sich im November im Rahmen der Queensland Beer Week (http://www.queenslandbeerweek.com.au/) vor, bei der es zahlreiche Meisterklassen und Verkostungen geben wird.
• Jedes Jahr im Januar präsentiert Tasmaniens Beer Lovers Week (http://www.beerloversweek.com/) direkt am Wasser nicht nur die Schönheiten des Hafens von Hobart, sondern stellt auch die Biere und Cider lokaler und internationaler Mikrobrauereien sowie lokale tasmanische Köstlichkeiten vor.
• Zur WA Beer Week (http://www.wabeerweek.com.au/) finden im November rund um Perth, Fremantle und in weiteren Regionen Western Australias eine Woche lang Veranstaltungen zum Thema Bier statt.
• In Victoria ist Bier im Mai 2018 für eine Woche das Thema Nummer Eins, wenn der ganze Bundesstaat seine Good Beer Week (https://www.goodbeerweek.com.au/) feiert.
Noch eine Bierleidenschaft: Bei der Darwin Beer Can Regatta etwa treten Teams aus jeweils vier Teilnehmern mit aus Bierdosen gebastelten Booten gegeneinander an – der Kreativität sind hierbei keine Grenzen gesetzt. Darwin war übrigens mal die Stadt mit dem höchsten Bierkonsum pro Kopf weltweit.
Die Neuseeländer verfügen natürlich ebenfalls über Phantasie, auch was das Bier-Kreationen betrifft.
Von Vulkanstein bis Eiskreationen – auf den Spuren des neuseeländischen Bieres
Auf der Nordinsel, in Auckland, steht die Deep Creek Brewery – Neuseelands erstes experimentelles Brauereiprojekt mit saisonalen Biersorten. Die Leigh Sawmill Brewery, ebenfalls in Auckland beheimatet, hat es sogar in das Buch „one of the 1000 beers to drink before you die“ geschafft. Außerdem können Auckland-Besucher an einer dreistündigen Craft-Bier-Tour teilnehmen, welche zu historischen Brauereien führt und die Möglichkeit bietet, nicht nur etwas über Bier, sondern auch über die Architektur und Geschichte der größten Stadt der neuseeländischen Nordinsel zu lernen. Im Anschluss bietet sich ein Besuch des Brothers Beer an. Hier können bis zu 200 verschiedene Biersorten getestet werden. Während der „Brothers Learn to Brew Days“ können Besucher das Bier hier selbst brauen und neue Geschmacksrichtungen kreieren.
Weiter Richtung Süden liegt Wellington, auch bekannt als Neuseelands Bierhauptstadt. In der Stadt wird nicht nur eine besondere Auswahl an Biersorten und Brauereien geboten, sondern es findet hier auch jedes Jahr Neuseelands größtes Craft-Bier-Festival statt. Wellington beheimatet aber das ganze Jahr über eine große Craft-Bier-Szene, die für ihre Bierkreationen auch gerne mit Speiseeis oder gar Vulkansteinen experimentiert. Für besonders ausgefallene Kreationen sind die Gründer des Garage Projekt bekannt. Eine kleine und noch junge Brauerei, die gerne Zutaten wie schwarze Trüffel, Seetang, Kakteen oder Sauvignon Blanc hinzufügt.
Auf der Südinsel ist ein Besuch der Stadt Nelson ein weiteres Muss für Bierfans – der einzige Ort Neuseelands, in dem Hopfen wirtschaftlich angebaut wird. Hier gibt es mehr Craft-Bier-Brauereien als in jeder anderen neuseeländischen Stadt; eine der bekanntesten ist die McCashins Brauerei. Wer möchte, kann auf dem Fahrrad eine Biertour erleben. Die Gentle Cycling Company’s bietet Fahrradtouren an, die die Besucher innerhalb eines oder mehrerer Tage zu den bekanntesten Brauereien der Region führt, bis hin zu Neuseelands ältestem Pub, dem Moutere Inn.
Die letzte Station der kleinen Bierreise wäre dann Christchurch. Hier lassen sich viele Mikrobrauereien finden, welche Besucher gerne zu einer Bierverkostung oder -tour einladen. Frei nach dem Motto „you drink, we drive“ führen sie die Gäste durch die örtlichen Pubs und Brauereien. Wer mehr über die Essens- und Trinkkultur der Neuseeländer erfahren möchte, sollte sich das Great Kiwi Beer Festival nicht entgehen lassen. Neben Seminaren und Kochvorführungen stellen dort über 300 Brauereien ihr Bier vor.
Ingo Paszkowsky
(mit Material von Tourism Australia und Tourism New Zealand)
Titelfoto / Fast schon zu viel Schraumkrone auf den Bieren für angelsächsische Verhältnisse. / Foto: Tourism Queensland
(Der Beitrag wurde zuerst im August 2017 veröffentlicht und wird in unregelmäßigen Abständen aktualisiert.)
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