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Ein syrischer Flüchtling führt durch Neukölln. Leseprobe Berlin Stadtabenteuer, Reiseführer aus dem Michael Müller Verlag.
Steckbrief
Wo?
Spaziergang vom S- und U-Bahnhof Neukölln zur Sonnenallee (Nähe Hermannplatz), U7 oder S41/45/46/47 Neukölln (Stadtring)
Wann?
Mehrmals im Monat
Was?
https://querstadtein.org/ (hat übrigens auch Führungen mit Obdachlosen im Programm)
Wie lange?
Ca. zwei Stunden
Wie viel?
13€, ermäßigt 8,50€
Treffpunkt Karl-Marx-Str. 228,
hieß es in der Mail. Vor dem »Haci Baba Chickenhaus« also. Neukölln, das ist einfach Kauderwelsch! Wir sind heute 17 Teilnehmer, die Mohamad Khalil begrüßt. Mit dem Lächeln eines jungen Mannes, der glücklich zu sein scheint. Der im ersten Semester Maschinenbau an der Technischen Universität studiert. Das Haar hat er leicht zur Tolle gestylt, ein bisschen wie Elvis. Sein Deutsch ist unglaublich gut für die wenigen Jahre, die er im Land ist. Mohamad wird uns ein Foto zeigen, von sich und seiner Schwester auf der Zitadelle von Aleppo. Damals war die Familie noch vereint. Heute lebt der Bruder in der Türkei, Schwester und Mutter sind im Nordirak. Der Vater ist bereits gestorben. Mohamad hat schon viel hinter sich und noch viel vor sich.
Wir spazieren an der Pizzeria »Alte Forno« vorbei. Ein paar Schritte weiter steht in großen Lettern auf dem Schaufenster eines Barbiers »Rassur zu 5 Euro«. Mohamad erzählt von seiner Flucht. Zunächst von Afrin über Istanbul nach Izmir. Mit dem Schlauchboot nach Lesbos. Und von dort weiter nach Berlin, wo seine Tante lebt. Ähnliche Geschichten könnten in Neukölln viele erzählen. Schon immer war Flucht ein Thema dieses Stadtteils und dieser Stadt. Bereits im 18. Jahrhundert siedelten sich in Rixdorf, dem Eck um den heutigen Richardplatz, böhmische Glaubensflüchtlinge an.
Mohamad schildert nicht nur seine Flucht, sondern auch seine Ankunft. Wie das mit dem Integrationskurs war. Und wie ihm andere Syrer halfen, die Formulare auszufüllen, die die deutschen Behörden verlangten. Dazu ging man in eine Hinterhofmoschee, in der man auch übernachten konnte, bis man eine Unterkunft fand. Eine Moschee, die es heute nicht mehr gibt, weil die Miete irgendwann zu teuer wurde. Es sind oft die Kleinigkeiten in Mohamads Darstellungen, die aufhorchen lassen. Es ist ein Unterschied, ob man ein Schicksal wie seines medial erzählt bekommt oder diesem Schicksal face-to-face gegenübersteht.
In Neukölln sorgen die Kriege und Krisen der Welt für kulinarische Vielfalt. Wir stoppen vorm Lokal Shaam, Karl-Marx-Straße 177. »Shaam« bedeutet »Sonne« und »Damaskus« gleichzeitig. Ehemalige Flüchtlinge servieren hier Hummus (»Ein Unding, es mit dem Löffel zu essen!«) und Schawarma (»Besser als Döner!«). Auch in der Sonnenallee gibt es viele authentische nahöstliche Restaurants und Imbisse, dazu Geschäfte, die Lebensmittel der Levante und goldglänzende Möbel verkaufen – ein Stück Orient in Berlin. In die Sonnenallee zieht es Mohamad, wenn er Heimweh hat. Die Sonnenallee wird auch »Arabische Straße« genannt. Dieser inoffizielle Name ist auf einem Schild an der Ecke zur Weichselstraße in arabischer Schrift vermerkt.
Vor »Simone’s Kleine Kneipe« – Neukölln hat den Deppenapostroph schon strapaziert, bevor ihn der Duden akzeptierte – fragt ein Teilnehmer: »Willst du zurück nach Syrien, wenn dort der Krieg beendet ist?« Mohamad zuckt mit den Schultern: »Ich wollte vor dem Krieg auch nicht nach Deutschland gehen.«
Wenn man schon mal hier ist:
Der Hermannplatz, nahe dem der Spaziergang endet, ist selbst zwar keine Schönheit, bietet aber drum herum so einige Ecken zum Flanieren. So kann man sich ein wenig in der Hasenheide treiben lassen, was vor allem im Sommer keine schlechte Idee ist. Oder man erkundet die Straßenzüge zwischen Sonnenallee und Maybachufer: Hier gibt es nette Cafés, entspannte Bars und kleine Galerien.
Quelle: Michael Müller Verlag
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Titelfoto / Reiseführer Berlin Stadtabenteuer
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