weltreisendernet 0m8a1728 250107

Grüne Woche – von Lodenmänteln zur Weltleitmesse

Die Ernährungsmesse steht erneut vor der Tür. Vom 17. bis 26. Januar öffnet die traditionsreiche Messe wieder ihre Pforten. Es ist noch nicht ganz so weit, aber bald wird die 1926 ins Leben gerufene Grüne Woche 100 Jahre alt. Da sie in diesem langen Zeitraum einige Male aussetzen musste, ist findet 2025 die 89. Ausgabe statt.

Wir lassen die Entwicklung der Messe hier etwas Revue passieren. Am Ende unseres Beitrags findet du Informationen über Ticketpreise und Öffnungszeiten.

Über 103.300 Aussteller und 34 Millionen Gäste zählt die Grüne Woche seit ihrer Gründung 1926. Sie ist die traditionsreichste und besucherstärkste Berliner Messe und zählt zu den bekanntesten Veranstaltungen in Deutschland. Keine andere internationale Ausstellung mit direkter Einbindung von jährlich hunderttausenden Konsumenten fand häufiger in Deutschland statt als die Grüne Woche. Aus einer schlichten lokalen Warenbörse hat sich die weltgrößte Verbraucherschau für Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau entwickelt.

weltreisendernet vo9 6378 250108
Produkte der Bäcker-Innung Berlin auf der Grünen Woche 2024 / © Messe Berlin GmbH / Volkmar Otto

Erste Grüne Woche beendete „wilden Handel“

Angefangen hatte alles mit Lodenmänteln. Als die deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) Ende des 19. Jahrhunderts ihre Wintertagungen in Berlin abhielt, bestimmten in auffälliger Weise eine Woche lang grüne Kleidungsstücke das Bild der Stadt. Handwerk und Industrie boten parallel dazu im Tagungsviertel auf offener Straße berufsspezifische Artikel und Verbrauchsgüter an. Als dieser wilde „Handel und Wandel“ immer stärkere Formen annahm, hatte der Landwirt Hans-Jürgen von Hake, seinerzeit Mitarbeiter im Berliner Fremdenverkehrsamt, die Idee, die Tagung 1926 erstmals mit einer landwirtschaftlichen Ausstellung am Kaiserdamm zu verknüpfen. Die „Grüne Woche“ – der Begriff stammte wohl von Journalisten – war geboren.

Dieser Schritt fand damals einhellige Zustimmung. Waren doch davor Reit- und Fahrturniere, Kleintierausstellungen, ein Saatenmarkt und Jagdschauen über ganz Berlin verstreut. Diese präsentierten sich nun erstmals kompakt auf 7.000 Quadratmetern in einer Funk- und einer Autohalle und zählten im Eröffnungsjahr schon mehr als 50.000 Besucher.

Die deutsche Reichshauptstadt selbst nutzte damals noch ein Fünftel ihres Territoriums für Landwirtschaft und Gartenbau. In ihrem Stadtgebiet lebten 45.000 Pferde, 25.000 Schweine, 21.000 Milchkühe und mehr als eine halbe Million Stück Geflügel. 200.000 Berliner besaßen einen Kleingarten.

Größtes Exponat der ersten Schau war ein eisenbereifter Universalschlepper mit 100 PS. Das vier Meter hohe Ungetüm mit übermannsgroßen Rädern galt als ein Zeichen der beginnenden Mechanisierung in der Landwirtschaft.

weltreisendernet vo6 3312 250108
Plattform Erneuerbare Antriebsenergie für die Land- und Forstwirtschaft c/o Bundesverband Bioenergie. Schwere Maschinen sind auf der Grünen Woche auch zu bewundern / © Messe Berlin GmbH / Volkmar Otto

Errungenschaften aus Wissenschaft und Technik

Die Grüne Woche entwickelte sich in den folgenden Jahren rasant. Errungenschaften aus Wissenschaft und Technik feierten fortan auf der „Grünen Woche“ ihre Premieren. So sollte beispielsweise 1928 eine Fußspurmaschine beweisen, dass ein Hund nur der menschlichen Fußspur und nicht dem Geruch nachläuft.

Bei der 5. „Grünen Woche“ 1930 sorgte eine riesige Eierfrischhaltemaschine, in der sich 5.000 Eier im Kreis drehten und auf diese Weise über ein Jahr auf „natürlichem Wege“ frisch gehalten werden sollten, für großes Aufsehen.

Neuigkeiten wie eine Kannenmelkanlage, ein Raupenschlepper oder leistungsfähigere Getreidesorten bekannter Züchter fanden in den zwanziger und dreißiger Jahren immer großen Zuspruch. 1935 wurde das von Wilhelm Hölter entworfene Markenzeichen – die stilisierten gelben Ähren auf grünem Grund – zum Symbol der Grünen Woche.

Nach dem Ausfall 1938 infolge der in Deutschland grassierenden Maul- und Klauenseuche öffnete die „Grüne Woche“ ein Jahr später vorläufig letztmals ihre Tore und wies auf ein noch heute aktuelles Thema hin: Besondere und weithin sichtbare Attraktion war die „Ernährungsuhr“, die auf Kalorienersparnis programmiert war und automatisch Tipps für gesunde Mahlzeiten gab. So empfahl die Ernährungsuhr beispielsweise statt geräucherter Pökelrippe eine leckere Gemüseplatte, deren Zutaten genau aufgeführt wurden.

Grüne Woche in den Jahren der NS-Propaganda

Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 (zur gleichen Zeit lief die Grüne Woche 1933, diesmal unter dem Namen „Grüne Sport- und Tierzucht-Woche“ vom 28.1.-5.2.) dauerte es nur wenige Wochen, bis das NS-Regime alle Messe- und Ausstellungstätigkeit im Deutschen Reich unter seine vollständige Kontrolle gebracht hatte. Per Gesetz war die Messe unter staatliche Kontrolle gestellt worden.

„Blut und Boden“-Ideologen wie der NS-Landwirtschaftsminister Walter Darré bestimmten fortan die Inhalte der Grünen Wochen. Insgesamt drückten die Nationalsozialisten fünf „Grünen Wochen“ (1934, 1935, 1936, 1937 und 1939) vollständig ihren Stempel auf. 1

Während der letzten Grünen Woche 1939 wurde stolz verkündet, dass der Grad der Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln inzwischen höher liege als 1914, ein deutlicher Hinweis auf den nächsten Krieg, der dann zum Ende des Ausstellungswesens auf dem Messegelände führte.

weltreisendernet 0m8a1685 250107
Exotische Früchte am Stand von Thailand auf der Grünen Woche 2024 / © Messe Berlin GmbH / Ralf Günther

Neuanfang mit Würsten und Schinken aus Pappe

Nach Jahren des Krieges, des Hungers und der Zerstörung erweckte der Zentralverband der Kleingärtner, Siedler und Boden nutzenden Grundbesitzer mit unglaublicher Zivilcourage im Spätsommer 1948 die „Grüne Woche“ wieder zum Leben.

59 Aussteller präsentierten ihre Exponate dem Berliner Publikum – und das unter widrigen Umständen. Die drei Westsektoren Berlins erhielten nämlich nur von 23 bis 1 Uhr sowie von 9 bis 11 Uhr Strom und litten unter der sowjetischen Blockade aller Land- und Wasserwege. So brachten beispielsweise am Eröffnungstag der „Grünen Woche“ innerhalb von 24 Stunden 250 britische und 357 amerikanische Flugzeuge Versorgungsgüter aller Art in den Westteil der Stadt.

Auf dem Ausstellungsgelände waren Obst und Gemüse wie eine 3,3 Kilogramm schwere Kastengurke oder ein Kürbis, der 40 Kilogramm auf die Waage brachte, viel bestaunte Anziehungspunkte, die in Zeiten des Hungers und Mangels für viele Berliner unerreichbare Schätze darstellten. Die Kreuzberger Zuchtsau „Dora“ mit ihren Ferkelchen ließ bei den Besuchern Träume von Schinken und Speckseiten aufkommen, doch was tatsächlich an Schinken und Würsten an einigen Ständen hing, war leider nur aus Pappe.

weltreisendernet vo8 4677 250108
Auf der Grünen Woche 2024 in der Tierhalle, das Tierschauprogramm / © Messe Berlin GmbH / Volkmar Otto

Holländische Gemüsepyramide

Der Neuanfang war gemacht. Ab 1949 zeichneten die „landeseigenen Berliner Ausstellungen“ für die Messe verantwortlich. 1950 fiel die Grüne Woche wegen größerer Bauarbeiten aus.

Die Internationalität der Grünen Woche nahm ihren Lauf, als 1951 ein offensichtlich weit vorausschauender Aussteller aus Holland appetitliche Gemüsepyramiden dem staunenden Publikum offerierte. Sie lösten auch bei Bundeskanzler Konrad Adenauer Bewunderung aus. Danach nahm die Beteiligung ausländischer Aussteller in den kommenden Jahren kontinuierlich zu. Trendsetter war die Grüne Woche schon immer: Bereits 1953 wurde die Biogasanlage „Darmstadt“ der Fachwelt präsentiert. Der Hersteller warb mit einer täglichen Biogasproduktion von zehn Kubikmetern, „die reicht aus, um im Haus die Brennstellen zum Kochen, zur Heißwasseraufbereitung und zum Kartoffeldämpfen zu versorgen.“

Bis 1961 war die Grüne Woche besonders für die Landwirte in der ehemaligen DDR von besonderer Attraktivität. Zwischen 30 und 50 Prozent der Besucher fanden – trotz erheblicher Behinderungen an den Sektorengrenzen – immer wieder den Weg zum Berliner Funkturm. 1954 drängten sich erstmals mehr als eine halbe Million Besucher durch die inzwischen neun Hallen mit einer Gesamtfläche von 30.000 Quadratmetern.

weltreisendernet 3n9a0899 250107
Bundeswehr auf der Grünen Woche 2024 / © Messe Berlin GmbH / Ralf Günther

Internationalität in Zeiten der Berliner Mauer

Die erste Ausstellung nach dem Mauerbau (13. August 1961) war den Veranstaltern ein Ansporn, nach der Abriegelung zum Umland die Lebensfähigkeit der Veranstaltung nun erst recht unter Beweis zu stellen. Sie erhielt erstmals den Namen „Internationale Grüne Woche Berlin ’62“ und stand unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Heinrich Lübke. Von den 669 Ausstellern stammte fast die Hälfte aus dem Ausland.

Insgesamt rund 50 Länder, die meisten aus Westeuropa, sowie die USA, Kanada, Israel, Marokko und Libanon hatten sich zu diesem Zeitpunkt bereits einen festen Platz gesichert. Über 438.000 Besucher tranken 100.000 Schoppen Wein, aßen 300.000 „Groschenäpfel“ und stärkten sich an 65.000 Portionen Joghurt des Deutschland-Standes und machten die „Grüne Woche“ des Jahres 1962 zu einem vollen Erfolg. Am Frankreich-Stand wurde sogar der Nachschub knapp: Am Ende waren über 54.000 Austern geknackt und geschlürft worden.

Wachstum durch fachliche Schwerpunkte

Die „Internationale Grüne Woche Berlin“ wurde in den folgenden Jahren fachlich immer bedeutender. Sie basierte zunehmend auf den drei Säulen Ernährungswirtschaft, Landwirtschaft und Gartenbau. Sonderschauen zu aktuellen Themen, Länder-Gemeinschafts-stände sowie Leistungsschauen einzelner Regionen fanden großen Anklang. Wachsendes Interesse erfuhr das fachliche Begleitprogramm mit bis zu 150 Fachveranstaltungen. Der internationale Agrarfilmwettbewerb zählte zum Programm in dieser Zeit.

1971 wurde das Konzept durch Lehr- und Sonderschauen wie beispielsweise zu EDV und Fischerei, zu Wald und Landschaft erweitert. Stand in den zwei Jahrzehnten nach dem Weltkrieg die ausreichende Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln noch im Vordergrund, so erfuhr die ästhetische Seite von Essen und Trinken mehr und mehr Beachtung. „Aus der Heimat schmeckt’s am besten“, die Deutsche Wein- und Sektstraße, „Appetit ahoi“ der Fischwirtschaft und immer mehr Blumen legten davon Zeugnis ab.

weltreisendernet 3n9a0990 250108
Die grüne Woche ist auch für Kids interessant / © Messe Berlin GmbH / Ralf Günther

Neue Blütezeit nach der Wende

Im Jahr 1990 begann für die Grüne Woche eine neue Blütezeit. Nach der Vereinigung Deutschlands stand sie wieder allen Besuchern aus dem natürlichen Umland sowie aus den benachbarten Staaten Mittel- und Osteuropas offen. War zunächst aus Zeitgründen manches improvisiert, so demonstrierten ab 1991 auch äußerlich sichtbar die fünf neuen zusammen mit den alten Bundesländern in der ersten gesamtdeutschen Gemeinschaftsschau der Centralen Marketinggesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft (CMA) und der Bundesländer die Leistungsfähigkeit der Ernährungswirtschaft.

Neu in das Programm aufgenommen – und das mit großem Erfolg – wurden seitdem die Produktmärkte für Bier, Milch, Fleisch/Wurst, Tee/Kräuter/Gewürze und Seafood mit internationaler Beteiligung.

Auf dem Weg zum Weltagrargipfel

Mit dem abgeschlossenen Erweiterungsbau des Berliner Messegeländes auf 160.000 Quadratmeter im Jahr 1999 konnte der landwirtschaftliche Bereich der Grünen Woche um die Segmente „Tierzucht“ und „Nachwachsende Rohstoffe“ erweitert werden. Mit dem neuen Millennium wurde die Grüne Woche konzeptionell durch zukunftsorientierte Themen wie „Grünes Geld“ und „Erneuerbare Energien“ ergänzt. Der ErlebnisBauernhof startete seine Erfolgsgeschichte und zeigt seit dem Jahr 2000, wie moderne Landwirtschaft funktioniert.

Seit 2008 findet parallel zur Grünen Woche das Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) statt. Die internationale Konferenz zu agrar- und ernährungspolitischen Fragen wird veranstaltet vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) in Kooperation mit dem Senat von Berlin, der Messe Berlin und dem Verein GFFA Berlin e. V. veranstaltet.

Das GFFA ist heute ein integraler Bestandteil der Grünen Woche. Jährlich diskutieren Teilnehmende aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zu einem Schwerpunktthema, meist aus dem Bereich Ernährungssicherung. Höhepunkt des GFFA ist die Berliner Agrarministerkonferenz am letzten Konferenztag. Hier nehmen jährlich rund 70 Agrarministerinnen und Agrarministern sowie weitere Teilnehmende aus internationalen Organisationen wie FAO, OECD, WTO und Weltbank statt. Beim 15. GFFA 2023 stand das Thema „Ernährungssysteme transformieren: Eine weltweite Antwort auf multiple Krisen“ im Fokus der Diskussion.

Mit neuem Markenauftritt

weltreisendernet gw logo dunkelgruen horizontal 250108
Grüne Woche mit modernerem Logo / © Messe Berlin GmbH

Im Januar 2023 fand die Grüne Woche nach zwei Jahren Live-Abstinenz wegen der Corona-Pandemie wieder auf dem Berliner Messegelände statt – mit über 1.400 Aussteller aus 60 Ländern. Insgesamt kamen rund 300.000 Besucherinnen und Besucher auf das Berliner Messegelände. Erstmalig präsentiert die Grüne Woche die Themenwelt „grünerleben“, in der sich Ideen und praktische Beispiele für ein nachhaltiges Leben vorgestellt werden.

Im Vorfeld der Grünen Woche 2024 präsentierte die Messe Berlin ein neues Markenkonzept. Das Original-Logo von 1935 wird angepasst und nutzbar für die Anforderungen der digitalen Welt gemacht. Aus der Internationalen Grünen Woche wird die „Grüne Woche“. Der neue Claim „The global hub for agribusiness“ unterstreiche die globale Bedeutung der Grünen Woche.

Veranstaltet wird die Grüne Woche von der Messe Berlin GmbH. Ideelle Träger sind der Deutsche Bauernverband (DBV) sowie die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE).

Quelle: Messe Berlin

Titlefoto / Messegelände Eingang Nord. Die Grüne Woche gibt es 2025 in der 89. Ausgabe / © Messe Berlin GmbH / Ralf Günther

Nützliche Informationen

Geöffnet

17. – 26. Januar 2025, 10 – 18 Uhr (Freitag, 24. Januar: 10 – 20 Uhr)

Tickets

Tickets können nur online erworben werden, entweder im Online-Shop oder an Helpdesks an den Eingängen. Barzahlung ist nicht möglich

Eintrittspreise Privatbesuchende

Dauerkarte für alle Tage: 42€

Tageskarte 16€

Kinder unter 6 Jahren haben freien Eintritt. Es gibt zahlreiche Ermäßigungen wie Familienkarte, Karten für Gruppen und Schulklassen.

Die Tageskarte für Fachbesuchende kostet 25€, die Dauerkarte 60€.

Mehr Infos über die Ticketpreise und zum Ticketshop

Eingänge und dazu die Haltestellen öffentlicher Verkehrsmittel

Eingang Süd Hallen 1-6, S Messe Süd

Eingang Nord Halle 19, U Theodor-Heuss-Platz, U Kaiserdamm, S Messe Nord

Eingang Halle 27, S Messe Süd

Eingang Halle 7, S Messe Süd


WERBUNG

Spannende Tour-Anregungen für Dich

Nicht die richtige Sehenswürdigkeit dabei? Dann schau hier


Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen