Haiti hat es nicht leicht. Für die Region besteht ein erhöhtes Erdbebenrisiko und immer wieder werden Haiti und Nachbarstaaten von Stürmen heimgesucht. Am 4. Oktober war es leider mal wieder so weit. Der Hurrikan „Matthew“ führte im Südwesten Haitis sowie in weiteren Landesteilen zu großen Zerstörungen und Überflutungen.
Das enorme Ausmaß der Schäden lässt sich leicht anhand der Satellitenfotos von DigitalGlobe identifizieren. Der Unterschied zwischen Bildern vor und nach dem Hurrikan zeigt die Zerstörungen, die der Sturm hinterlassen hat: zerstörte Gebäude, abgedeckte Dächer, aus der Erde gerissene Bäume. Die Agentur Reuters spricht in einem Video von Vernichtungen “wie (bei) einer Nuklearbombe”.
Die Aufnahmen zeigen die extrem veränderte Situation von fünf haitianischen Städte entlang der Westseite von Haiti zur südlichen Halbinsel (Les Anglais, Port-à-Piment, Chardonnieres, Coteau und Jeremie ). Die nach dem Sturm aufgenommenen Fotos “schoss” der WorldView-2-Satellit von Digitalglobe am 9. Oktober 2016.
Nach dem verheerenden Hurrikan Mathew beginnt in Haiti der Lauf gegen die Zeit. Die wenigen Gesundheitszentren und Krankenhäuser, die nicht zerstört wurden, platzen aufgrund der immer weiter ansteigenden Anzahl an Verletzten aus allen Nähten. Die Gefahr von Epidemien ist groß und bedroht einen Großteil der Bevölkerung. Die Teams von Handicap International, die seit vielen Jahren vor Ort sind, wurden deshalb seit Freitag von Nothilfefachkräften verstärkt.
Hilfe läuft an
Am Freitagvormittag ist das Nothilfeteam zur Verstärkung in Port-au-Prince angekommen. Ziel ist es, das Ausmaß der Katastrophe zu bewerten und den raschen Nothilfeeinsatz zu organisieren. Außerdem soll über eine Logistikplattform, von der alle humanitären Organisationen profitieren können, die Auslieferung von Hilfsgütern erleichtert werden. Dabei übernimmt Handicap International gemeinsam mit dem WFP die Koordination der Verteilung humanitärer Hilfsgüter an die abgelegenen Regionen.
Die UN gehen von ca. 1,4 Million Menschen aus, die Hilfe benötigen. Eine von ihnen ist die 77-jährige Moise Clarel aus Port-Salut im Süden Haitis: “Unser Haus brach in der Nacht nach dem Hurrikan zusammen, genau wie alle anderen Häuser in unserer Gegend. Unsere Essensvorräte sind in wenigen Tagen verbraucht. Wir trinken jetzt das Wasser aus dem Fluss, da es noch sauberer ist als das Brunnenwasser.”
Die Teams von Handicap International geben alles, um möglichst vielen Betroffenen so schnell wie möglich helfen zu können. Die Prioritäten sind dabei die Versorgung von Verletzten, um eine rasche Verschlechterung ihres Zustands und dauerhafte Beeinträchtigungen zu vermeiden. Außerdem sollen Hilfsgüter bereitgestellt werden, damit die Menschen ein Dach über dem Kopf haben und sich ihr Essen zubereiten können.
Die Prioritäten der Teams von Handicap International sind:
– Unterstützung der schutzbedürftigsten Menschen
– Reha-Versorgung für die Verletzten sowie psychosoziale Unterstützung für traumatisierte Menschen
– Verteilung von Planen und Seilen zur ersten Reparatur von Häusern und zur Errichtung von Notunterkünften
– Verteilung von Hilfsgütern wie Kochutensilien, Wasserreinigungstabletten zur Vermeidung von Epidemien sowie spezifischen Hilfsmitteln wie Gehstützen und Rollatoren.
Handicap International kann bei der Umsetzung der Nothilfe-Aktivitäten auf eine langjährige Erfahrung in Haiti zurückgreifen. So leistete unsere Logistikplattform bereits nach einem schweren Hurrikan 2008 und dem verheerenden Erdbeben von 2010 gute Dienste und hatte einen großen Anteil daran, dass die Hilfsgüter von Handicap International und zahlreichen anderen Hilfsorganisationen auch in abgelegene Gegenden verteilt wurden. Außerdem bildete die Hilfsorganisation nach 2010 über 50 Fachkräfte für Physiotherapie aus – nachdem es zuvor auf ganz Haiti nur zehn gegeben hatte.
CARE-Hilfe läuft auf Hochtouren
CARE ist ebenflls vor Ort und verteilt lebensrettende Hilfsgüter, doch die Logistik bleibt eine Herausforderung: “Weil die wenigen Zufahrtsstraßen in den Süden von Baumstämmen und Schutt blockiert sind, kommen größere Lastwagen mit Hilfsgütern nur schwer durch”, berichtet CARE-Länderdirektor Jean-Michel Vigreux. “Aber in den Gemeinden wird Hand in Hand daran gearbeitet, diese und kommende Herausforderungen zu bewältigen. Die Widerstandskraft und der Überlebenswillen der Menschen in Haiti sind bewundernswert, und genau diese Kräfte müssen jetzt und zukünftig gestärkt werden.”
Das gesamte Ausmaß der Zerstörung werde nach und nach deutlich, da viele der betroffenen Gebiete nun erstmals wieder Kontakt mit der Außenwelt aufnehmen können. Jean-Michel Vigreux war am Wochenende in Les Cayes und ist jetzt in Jérémie an der südwestlichen Spitze des Landes: “Matthew hat riesengroße Bäume ausgerissen und sie praktisch auf Häuser geschmissen. Viele Gebäude sind komplett zerstört. Und die Straßen sind voll von heruntergerissenen Stromleitungen.”
CARE-Teams berichten, dass an einigen Orten wieder langsam Normalität einkehrt, etwa Märkte wieder geöffnet werden. Ein Großteil der Hilfsgüter wird lokal beschafft, um eben diese lokalen Märkte zu stärken und schnelle Hilfe zu gewährleisten. CARE hat bisher 12.000 warme Mahlzeiten verteilt, 500 Hygiene-CARE-Pakete, 2.500 Plastikplanen für Notunterkünfte sowie 6.000 Wasserreinigungstabletten. Sauberes Trinkwasser ist angesichts der Gefahr steigender Cholerafälle eine hohe Priorität. In den nächsten Tagen werden zudem auch Matratzen und Decken verteilt. Insgesamt plant die Hilfsorganisation, in der ersten Phase der Nothilfe 50.000 Menschen zu erreichen. Schätzungen zu Folge benötigen insgesamt 350.000 Menschen unmittelbare Überlebenshilfe.
Spendenkonten
Handicap International bittet um Spenden für den Einsatz unter dem Stichwort “Haiti” auf das Konto IBAN: DE07 70020500 0008817200 (Bank für Sozialwirtschaft).
Die CARE-Nothilfe erreichen Sie so mit Ihrer Spende: Sparkasse KölnBonn, IBAN: DE93 3705 0198 0000 0440 40, BIC: COLSDE33, Stichwort: Haiti Hilfe, www.care.de/spenden
Handicap International und CARE sind auch Teil des Bündnisses Aktion Deutschland Hilft, das um Spenden bittet unter:
IBAN: DE62 3702 0500 0000 1020 30 (Bank für Sozialwirtschaft), BIC: BFSWDE33XXX, Stichwort: Hurrikan Matthew/Karibik
Titelfoto / Jeremie auf Haiti nach dem Hurrikan. Aufnahme vom 9. Okotber 2016. / Image Copyright 2016 DigitalGlobe Inc
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