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Der Lutherweg führt nicht nach Rom

Das wichtigste Utensil auf der Route des neuen Lutherweges in Sachsen ist der Pilgerpass. Dem Reformator zu Ehren und um uns selbst etwas GUTES zu tun, begeben wir uns auf den geschichtsträchtigen Weg durch circa 30 Orte auf rund 550 km. Beim Start in Leipzig – dort hat Martin Luther 1519 die Disputation mit den Abgesandten der katholischen Kirche geführt und im Auerbachs Keller geschlemmt – gibt es gleich fünf Stellen, an denen der Pilgerstempel in den Pass gedrückt wird: Nikolaikirche, Altes Rathaus, Thüringer Hof, Auerbachs Keller und Thomaskirche. Historische Stätten der Reformation, die die Entstehung der evangelischen Kirche symbolisieren. Pfingsten 1539 wurde in der Nikolai- und Thomaskirche die Reformation im albertinischen Sachsen eingeführt. In der Folge wurde die Universität unter Beteiligung Melanchthons umgestaltet (www.lutherweg.de). Luther konnte infolge des Bannes und der Reichsacht auch dann erst wieder mehrfach in die heutige Messestadt kommen. Der Leipziger Drucker Melchior Lotter gab mehr als 160 Schriften des Reformators heraus und unterstützte damit die Verbreitung der reformatorischen Lehre.

Thomaskirche Leipzig. Foto: Günter Knackfuss
Thomaskirche Leipzig. Foto: Günter Knackfuss

Der Lutherweg in Sachsen (www.lutherweg-sachsen.de) führt zu Orten, in denen sehr bald die Reformation Fuß fasste, wie in Torgau, Eilenburg und Zwickau. Einige Stationen sind eng verbunden mit dem Lebensweg der Frau Luthers, Katharina von Bora. Sie floh aus dem Kloster Nimbschen bei Grimma, bewirtschaftete später das Gut Zöllsdorf bei Neukieritzsch und starb in Torgau. Am Lutherweg liegen Orte, wo bis heute spürbare Auswirkungen und Impulse der Reformation sichtbar sind, beispielsweise in Grimma (Schulbildung), in Torgau und in Colditz (Musik) und in Leisnig (neue Konzeptionen zur Erfüllung sozialer Aufgaben). Insgesamt ist unterwegs zu entdecken, wie die Anliegen der Reformation den Bau und die Ausgestaltung evangelischer Kirchen prägen. Herausragende Zeugnisse der Frömmigkeit in vorreformatorischer Zeit sind einbezogen, auch Wurzen und Mügeln, wo zeitweilig katholische Bischöfe residierten.

In Leisnig an der Freiberger Mulde erhält man den Pilgerstempel in der neugestalteten Reformationsdauerausstellung im Gästeamt. Mittelalterliches Flair und breite Kultur kennzeichnen die im größten Obstanbaugebiet Sachsens gelegene Kleinstadt. Zu entdecken: Martin Luthers Briefe an den Rat und die Leisniger Kirchgemeinde. Sie enthalten grundlegende Ausführungen zur reformatorischen Neuordnung des Gemeindelebens, den geistlichen Rechten, zum evangelischen Gottesdienst und zu sozialen Fragen. Vor Ort entstand das älteste evangelische Sozialpapier: die Leisniger Kastenordnung (www.leisnig.de). Bemerkenswert auch die hier beheimatete Kirchenmusik, die mit der Wittenberger Reformation entstanden ist.

Klosterruine Nimbschen. Foto: Günter Knackfuss
Klosterruine Nimbschen. Foto: Günter Knackfuss

In der vom neuzeitlichen Hochwasser geplagten Mulde-Stadt Grimma machte Martin Luther mehrfach im Augustinerkloster Station und predigte in der Kloster- und in der Nicolaikirche. Im heutigen Kreismuseum sind u.a. Exponate zur Reformationsgeschichte Grimmas ausgestellt. Zu sehen ist ein Kopf des schlafenden Jüngers einer Ölberg-Gruppe aus dem Kloster Nimbschen und andere seltene Exponate (www.grimma.de). Die Stadtchronik beschreibt, dass „Grimma gar zeitig durch die heilsame Lehre der Reformation erleuchtet wurde“. Zum Andenken an den Reformator und sein Werk errichtete ihm die Stadt 1883 neben der Frauenkirche ein Bronzedenkmal. Obwohl Luther nie in Wurzen war, hat er für deren Geschichte ein Zeichen gesetzt: Er bemühte sich 1542 um die Beilegung der Wurzener Fehde und half, einen Krieg zu verhindern. In der Gemeinde befindet sich das Bischofsschloss, in dem zeitweilig die Meißner Bischöfe residierten. Die 1.050-jährige Stadt – auch Geburtsort des Malers, Dichters und Kabarettisten Joachim Ringelnatz – lädt ein, ihre wichtigen Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Sehenswert sind Altstadt, Schloss, Stadtkirche, Dom, Ringelnatzbrunnen und Geburtshaus, Posttor und schöne Parkanlagen (www.dom-zu-wurzen.de).

Im Verlauf des Frühjahrs 2014 wurde die Beschilderung der Wander- und Pilgerstrecke (Grünes L auf weißem Grund) vom Tourismusverband „Sächsisches Burgen- und Heideland“ weitestgehend abgeschlossen. Der Lutherweg verläuft vorrangig auf bereits vorhandenen Wegen, da historisch authentische Wegführungen heute nicht immer als Wanderwege nutzbar sind. Neben den Wegweisern gibt es Informationstafeln, die dem Gast unterwegs Informationen zur spannenden Geschichte des Standortes sowie einen spirituellen Impuls mit auf den Weg geben. Parallel zum Wanderweg wurde eine GPS-Route für Biker sowie für Pilger auf dem Motorrad ausgearbeitet. Entsprechende Karten sind an den Pilgerorten bzw. beim Tourismusmanagement erhältlich.

Der Anschluss des Lutherweges in Sachsen zu den Lutherwegen in Thüringen ist über Altenburg und nach Sachsen-Anhalt über Bad Düben gegeben. Der Lutherweg in Sachsen ist ein Angebot im Rahmen der Lutherdekade, die 500 Jahre nach dem Eintreffen Martin Luthers in Wittenberg begann und 2017 mit dem 500-jährigen Jubiläum des Thesenanschlags an der Wittenberger Schlosskirche endet.

gk

Titelfoto / Gut ausgeschildert – der Lutherweg in Sachsen. / Foto: Günter Knackfuss

Weitere Ein- und Aussichten:

Auf den Spuren von Luther
Auf den Spuren von Luther. Foto: Günter Knackfuss
Signet Lutherdekade
Signet Lutherdekade. Foto: Tourismusverband Sächsisches Burgen- und Heideland e. V.
Pilgerpass
Pilgerpass. Tourismusverband Sächsisches Burgen- und Heideland e. V.

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