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Mit der Cunard-Queen um die Britischen Inseln – Interview mit Kapitän Christopher Wells

Günter Knackfuss, freier Journalist, kreuzfahrte mit der Queen Elizabeth rund um die britischen Inseln und interviewte exklusiv den Kapitän des schwimmenden 5-Sterne-Hotels, Christopher Wells. Fazit: Schreibtischarbeiten und Repräsentationspflichten bestimmen heute den Alltag des Kapitäns eines Luxusliners. (Günters Reportage über den erschwinglichen Luxus-Tripp können Sie hier lesen.)

Wie lange haben Sie schon bei der Cunard-Reederei angeheuert?

Meine erste Begegnung mit einem Cunard-Liner hatte ich bereits als Fünfjähriger, mein Vater hat mich auf eine Tour nach Southampton mitgenommen, dort lag gerade die “Queen Mary” am Kai. Von diesem Moment an war mir klar, ich möchte Kapitän eines solchen Schiffes werden. Mein Patent habe ich dann 1985 erhalten und bin zunächst für Shell auf großen Gastankern gefahren. 1992 bin ich dann zur Cunard Line gewechselt, fing an als Zweiter Offizier auf der “Queen Elizabeth 2” an und durchlief alle Offiziersränge bis hin zum Kapitän. Auf der QE 2 habe ich auch meine Frau Hedda kennen gelernt – eine Deutsche aus Husum. 2008 wurde ich Kapitän auf der “Queen Mary 2” und war der erste Kapitän, der die “Queen Elizabeth” 2010 übernommen hat. Die Taufe durch Ihre Majestät Königin Elizabeth II. war das absolute Highlight meines Berufslebens.

Diese Reise der Queen Elizabeth führt rund um die Britischen Inseln. Wo liegen dabei die größten „Klippen“?

Vom Nautischen her gibt es keine besonders großen Herausforderungen, meine Offiziere und ich kennen das Revier sehr gut. Ich bin ja auch Reserveoffizier der Britischen Marine im Rang eines Lieutenant Commander, da haben wir viel rund um unsere Heimatinsel Manöver gefahren. Southampton, South Queensferry, Liverpool, Dublin, das sind alles bekannte Häfen. Rund um die Orkney-Inseln und auch im Ärmelkanal kann es zwar ziemlich stürmisch werden, aber nicht im Sommer, das wäre außergewöhnlich.

Die Queen Elizabeth im Heimathafen Southampton. Foto: Cunard
Die Queen Elizabeth im Heimathafen Southampton. Foto: Cunard

Welche drei Hauptgründe gibt es für eine Kreuzfahrt mit der QE?

Dieses Schiff mit seinem geschützten Mittschiffspool und den vielen Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung ist speziell auf die Bedürfnisse von Kreuzfahrtgästen ausgerichtet. Wer eine klassische, stilvolle Kreuzfahrt in internationalem Ambiente erleben möchte, ist hier richtig. Wir haben bei jeder Kreuzfahrt mehr als 30 Nationen an Bord, das ist quasi wie eine Mini-UN und man kann sehr interessante Menschen kennen lernen. Und dann ist da noch unser Routing, wir fahren nicht nur bei unserer Weltreise die schönsten Ziele der Erde an, sondern in 2014 zum Beispiel immer wieder die römischen und griechischen Kulturstätten im östlichen Mittelmeer von Rom und Athen aus – das sind tolle Reisen für Kulturinteressierte.

Als Kapitän haben Sie jede Menge Pflichten. Welche sind das?

Mein Arbeitsalltag ist im Laufe der Jahre immer mehr zu einem Schreibtischjob geworden. 50 Prozent meiner täglichen Arbeitszeit ist Papierkram, ungefähr 20 Prozent sind für soziale Verpflichtungen verplant. So lade ich nicht nur ausgewählte Passagiere zum Essen an den Kapitänstisch oder zum Cocktail ein, sondern gratuliere auch mit persönlichen Schreiben zu Geburts- und Hochzeitstagen. Beim Kapitänsempfang für die Gäste des Britannia Restaurants schüttele ich bis zu 800 Hände und stehe für ähnliche viele Fotos bereit. Sonntags leite ich den Gottesdienst und die tägliche Kapitänsansage um 12.00 Uhr Schiffszeit mit Informationen zu Route, Wetter, zurückgelegter Strecke und eventuellen Sehenswürdigkeiten ist fester Bestandteil meines Tagesablaufs, selbst wenn ich zum Beispiel wegen schlechten Wetters die ganze Nacht auf der Brücke verbracht haben sollte. Nur noch 30 Prozent meines Arbeitstages beschäftigte ich mich mit nautischen Dingen, neben Besprechungen mit meinem Offiziersstab sind dies vor allem das Festlegen der Fahrtroute und die Überprüfung von Kartenberechnungen sowie Wetterlagen. Dazu kommen noch die zahlreichen Trainingsstunden für Offiziere und Crew, wie Seenotrettungs- und Feuerbekämpfungsübungen, medizinische Notfälle und Unfälle, aber auch das Üben von Ausweichmanövern bei Kollisionsgefahr, die ich persönlich leite oder überprüfe.

Welche Route der drei königlichen Cunard-Sterne ist Ihre Favoritin?

Die Transatlantik-Überquerung mit der “Queen Mary 2” ist etwas Einzigartiges, das einzige Schiff, das dies noch im regelmäßigen Liniendienst macht. Und eine Ein- oder Ausfahrt der “Queen Mary 2” in dem Hamburger Hafen mit diesen grandiosen Empfängen der Menschen dort muss man mal erlebt haben, ich bin jedes Mal wieder sprachlos und im nächsten Jahr feiern wir dort Jubiläum: 10 Jahre “Queen Mary 2” in Hamburg, da wird wieder richtig was los sein. Aber ich bin auch gerne mit der “Queen Elizabeth” zu Gast in der wunderschönen Natur der Norwegischen Fjorde und freue mich auf die nächste Saison, wenn wir mit diesem Schiff von Rom, Venedig und Athen aus auf Kreuzfahrt zu den griechischen Inseln gehen.”

Wenn Sie privat Urlaub machen – wie muss man sich das vorstellen?

Wenn ich privat auf Reisen gehe, dann nicht in eine der großen Weltmetropolen oder ein anderes der vielen Traumziele der Welt – die meisten habe ich in 30 Jahren Seefahrt auch schon gesehen. Nein, mich zieht es in die norddeutsche Tiefebene, am liebsten besuche ich mit unseren drei Kindern die Schwiegereltern in Husum. Ich mag das Land und die Leute dort.

Titelfoto / Christopher Wells, Kapitän des Kreuzfahrtschiffes “Queen Elisabeth”. / Foto: Cunard

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