Wo du die schönsten Routen Europas mit dem Rad erlebst

Europa ist ein Paradies für Radreisende. Kein anderer Kontinent verbindet auf so engem Raum so viele Landschaftsformen, Kulturen und klimatische Zonen. Von den Fjorden Norwegens über die Alpenpässe der Schweiz bis zu den Küsten des Mittelmeers ziehen sich tausende Kilometer gut ausgebauter Radwege durch die Länder. Immer mehr Reisende entdecken diese Form des Unterwegsseins für sich: entschleunigt, naturverbunden und mit jedem Tritt näher an Land und Leuten. Jede Route erzählt eine eigene Geschichte – und wer sich auf sie einlässt, erlebt Europa aus einer Perspektive, die kein Auto und kein Flugzeug bieten kann.

Zwischen Donau und Schwarzem Meer: Der Klassiker für Genießer

Die Donau zählt zu den großen Flusslegenden Europas – und ihr Radweg gehört zu den beliebtesten Fernrouten der Welt. Von der Quelle in Donaueschingen bis zur Mündung ins Schwarze Meer führt die Strecke durch zehn Länder und mehr als 2.800 Kilometer voller Kultur, Geschichte und Natur. Besonders der Abschnitt zwischen Passau und Wien gilt als idealer Einstieg. Sanfte Hügel, Weingärten, kleine Dörfer und historische Städte wie Linz und Krems machen jede Etappe zu einem Erlebnis.

Schnurgerader und flacher Radweg — *Auch an der Ybbs, einem Nebenfluss der Donau kann man gemütlich Radfahren. Es gibt kaum Steigungen auf dem Ybbstalradweg. Foto: Ingo Paszkowsky*

Wer diese Strecke fährt, sollte sich Zeit nehmen. Zwischenstopps in den Gasthöfen der Wachau, Bootsausflüge auf der Donau oder ein Besuch der Klöster von Melk und Göttweig gehören fest dazu. Viele Radreisende mieten unterwegs Räder bei lokalen Anbietern, doch auch der Kauf von hochwertigen Fahrrädern lohnt sich für längere Touren. Gute Gangschaltung, pannensichere Reifen und stabile Gepäckträger sind Pflicht. Wer regelmäßig radelt, wird merken: Auf dieser Strecke zählt nicht die Geschwindigkeit, sondern das Erlebnis.

Nordsee bis Mittelmeer: Europas große Nord-Süd-Achse

Die EuroVelo 8, besser bekannt als Mittelmeerroute, verbindet Cádiz in Spanien mit Athen und Zypern. Über 7.000 Kilometer führen sie durch zwölf Länder – von der andalusischen Sonne bis zur Ägäis. Doch auch kürzere Abschnitte lohnen sich. Besonders reizvoll ist die Etappe von Verona bis Triest: Alpenausläufer, italienische Weindörfer und das klare Licht der Adria begleiten den Weg.

Die Mischung aus kultureller Vielfalt und Natur macht diese Strecke einzigartig. Wer den Sprung über die Alpen wagt, fährt von Deutschland über Österreich nach Norditalien – entlang der Etsch, durch Apfelplantagen, vorbei an Burgen und Seen. Das mediterrane Klima sorgt fast das ganze Jahr über für ideale Bedingungen. Empfehlenswert ist ein Stopp am Gardasee, bevor man über Udine zur Küste rollt. Besonders praktisch: In vielen Städten entlang der Route gibt es Bahnhöfe mit Fahrradmitnahme, sodass man bequem Etappen überspringen kann.

Auf den Spuren der Wikinger: Der Ostseeküstenradweg

Kaum eine Region Europas bietet eine so frische Mischung aus Wind, Meer und Geschichte wie der Ostseeraum. Der EuroVelo 10 umrundet die gesamte Ostsee – von Dänemark über Polen und die baltischen Staaten bis nach Finnland. Der deutsche Teil führt auf über 1.000 Kilometern von Flensburg bis nach Usedom. Endlose Strände, Dünen, Steilküsten und Seebrücken wechseln sich mit alten Hansestädten wie Lübeck, Wismar und Stralsund ab.

Die Etappen sind flach, was den Ostseeküstenradweg auch für Einsteiger attraktiv macht. Wer es gemütlich angeht, kann fast jeden Tag im Meer baden oder durch kleine Hafenorte schlendern. Empfehlenswert ist die Kombination mit regionaler Küche: frischer Fisch, Sanddornsaft und Räucherduft gehören einfach dazu. In den Sommermonaten ist eine frühzeitige Unterkunftsplanung sinnvoll. Wer abseits der Hochsaison fährt, erlebt dagegen menschenleere Strände und das unverwechselbare Licht des Nordens.

Titelfoto / Europa lässt sich ideal mit dem Rad erkunden / Foto: JLFineArt / pixabay