Der Park Bellver im hügeligen Südwesten Palmas ist die grüne Lunge der Balearen Hauptstadt. / Foto: Christiane Jonas

Park Bellver – Exotische Schönheiten unter Aleppo-Kiefern

Orchideen, Zistrosen, Malven und mehr … Ein Besuch in Palmas Stadtpark

Am südwestlichen Rand der mallorquinischen Hauptstadt erstreckt sich in einer hügligen Landschaft der beliebte Waldpark Bellver. Was dem New Yorker der Central Park und dem Berliner der Tiergarten, ist dem Palmesaner der Parque Bellver. An seiner höchsten Stelle, 112 Meter über dem Meeresspiegel, erhebt sich das Castell de Bellver, das zwischen 1300 und 1311 als Residenz von König Jaume II erbaut wurde. Es beeindruckt durch seinen ungewöhnlichen Rundbau und ist eines der Wahrzeichen Palmas.

Vor 200 Jahren noch zog sich der Wald bis an die damals felsige Küste hinunter und lag außerhalb der Stadtmauern Palmas. Als im Jahr 1821 in Palma das Gelbfieber wütete, flüchteten viele Menschen aus Angst vor Ansteckung aus der Stadt in den nahegelegenen Wald. In dieser Zeit wurden viele Kiefern gefällt, um provisorische Unterkünfte zu bauen. Aber vor allem, als sich ab Mitte des 19. Jahrhunderts wohlhabende Familien aus Palma ihre ersten Sommerresidenzen in die Hänge des Bellver-Waldes bauten – später entstand hier das Stadtviertel El Terreno – mussten viele Bäume in Küstennähe weichen.

Der Park Bellver im hügeligen Südwesten Palma ist die grüne Lunge der Balearen Hauptstadt. / Foto: Christiane Jonas
Der Park Bellver im hügeligen Südwesten Palma ist die grüne Lunge der Balearen Hauptstadt. / Foto: Christiane Jonas

Die Nutzung des Parks ist eng mit der wechselvollen Geschichte des Schlosses Bellver verbunden. Im 18. Jahrhundert diente die Burg vor allem als Gefängnis. Erst 1894 wurde den Bürgern Palmas offiziell erlaubt, den Park zu betreten. 1931 gingen das Schloss und der Park Bellver in den Besitz der Stadt Palma über. In der Burg wurde ein historisches Museum eingerichtet und das Spazierengehen im bergigen Waldpark erfreute sich immer größerer Beliebtheit. In den Jahren des spanischen Bürgerkrieges nutzte das Franco-Regime die Burg erneut als Kerker für politische Gefangene.

Viele verschlungene Wege laden zu Spaziergängen ein. / Foto: Christiane Jonas
Viele verschlungene Wege laden zu Spaziergängen ein. / Foto: Christiane Jonas

Heute ist der 150 Hektar große Park Bellver die grüne Lunge Palmas und zieht jeden Tag Hunderte Einheimische und Touristen an. Sie gehen spazieren, joggen, führen den Hund aus oder sind auf einem der verschiedenen Spielplätze im Park unterwegs. Im Frühjahr trifft man häufig Anwohner, die auf der Suche nach wildem Spargel das Unterholz durchstreifen. Für Touristen ist vor allem das Castell de Bellver ein Anziehungspunkt, von dem man auch einen herrlichen Rundblick auf Palma und die Umgebung hat.
Typisch für die mediterrane Vegetation ist, dass viele Pflanzen im heißen und trockenen Sommer eine Ruhepause einlegen. Dementsprechend sind die schönsten Jahreszeiten für Besuche im Park Bellver der Winter und das Frühjahr. Der Wald besteht überwiegend aus Aleppo-Kiefern, wilden Olivenbäumen, Johannisbrotbäumen, vereinzelten Zypressen und Steineichen, Mastix-Sträuchern, Heidekraut, Zistrosen, Erdbeerbäumen (Arbutus unedo), Lavendel und Rosmarin – alles immergrüne Pflanzen.

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Viele verschlungene Wege laden zu Spaziergängen ein. / Foto: Christiane Jonas

Dazu beginnen mit den ersten Regenfällen im Herbst viele Gräser, Kräuter und Blumen zu sprießen. Da die Aleppo-Kiefern keine dichten Baumkronen bilden und somit ausreichend Licht auf den Waldboden gelangt, bieten sich ideale Voraussetzungen für viele Blüher. Im November beginnt die Vielblütige Heide, es folgen die violett-, zartrosa- und weißblühenden Zistrosen, der Lavendel, der Affodill, die Malve, Distelarten, der Siegwurz, die Schopfige Traubenhyazinthe … um nur einige Pflanzen mit den auffallendsten Blüten zu nennen.

Die Zistrosensträucher (Cistus) mit ihren leuchtenden zarten Blütenblättern wachsen überall im Wald. / Foto: Christiane Jonas
Die Zistrosensträucher (Cistus) mit ihren leuchtenden zarten Blütenblättern wachsen überall im Wald. / Foto: Christiane Jonas

Etwas ganz Besonderes aber sind die wilden Orchideen, die im Park wachsen. Von März bis in den Mai kann man sie an verschiedenen Stellen finden. Sie sind wie alle europäischen Arten kleinwüchsig, hier selten über 20 Zentimeter hoch, und im dichten Unterholz gar nicht so leicht zu entdecken. Der schwedische Botaniker Sven Jonasson untersuchte und dokumentierte über Jahre die Orchideen im Park Bellver und stellte in seinem 2014 herausgegebenen Buch fest, dass 17 der rund 60 auf Mallorca vorkommenden Arten hier wachsen. In den letzten Jahren, bedingt durch trockene Winterperioden, hat auch die Orchideen-Population im Park gelitten und man sieht häufig eher kleinere Exemplare. Alle wilden Orchideen auf den Balearen stehen selbstverständlich unter Naturschutz.

Fotostrecke: Exotische Schönheiten im Park Bellver

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Fotos: Christiane Jonas

Am häufigsten findet man im Park Bellver das Langspornige Knabenkraut (Anacamptis longicornu), das Insekten in seine röhrenförmigen, meist violett-weiß leuchtenden Blüten lockt. Daneben ist der Pyramiden-Hundswurz (Anacamptis pyramidalis) verbreitet, meist weiß-rosa und violett blühend. Schon etwas seltener stößt man auf das Kegel-Knabenkraut (Orchis conica), dessen große filigrane Blüte weißlich-violett leuchtet. Etwas unauffälliger im Aussehen, dafür aber in größeren Kolonien stehend, kann man auf Lichtungen den rot-bräunlichen Einschwieligen Zungenstengel (Serapia lingua) entdecken. Besonders exotisch muten die verschiedenen Spiegel-Ragwurze (Ophrys speculum) an. Das Besondere an den Ragwurzen sind die spektakulären Blüten, die mit ihren pelzig braunen Rändern und dem schillernd leuchtenden Rücken dem Hinterteil weiblicher Insekten verblüffend ähnlich sehen. Mit diesem Aussehen und zusätzlichen Duftstoffen werden verschiedene männliche Insekten zur Pseudokopulation verführt und verteilen so die Pollen auf andere Pflanzen. Mit etwas Glück findet man im Bellver Park auch den Balearen-Ragwurz (Ophrys balearica), die einzige endemische Orchideenart auf den Balearen. Ihre Blütenblätter sind rosa und sie tragen auf dem Blütenkörper ein schildförmiges blaues Mal.

Braune Ragwurz (Ophrys fusca) / Foto: Christiane Jonas
Braune Ragwurz (Ophrys fusca) / Foto: Christiane Jonas

Es gibt wohl kaum einen anderen Park auf den Balearen, der auf so begrenztem Terrain eine solche Vielfalt an Pflanzen beherbergt. Nachdem in Folge zu trockener Winter und des dadurch begünstigten Schädlingsbefalls (Prozessionsspinner und Borkenkäfer) eine wachsende Anzahl von Kiefern einging, wurde vor allem in den letzten zwei Jahren viel getan, um den Park zu schützen und die Bestände gesund zu erhalten. Die kranken und abgestorbenen Kiefern wurden gefällt und es begann eine umfassende Aufforstung, vor allem im südlichen Areal des Waldes. Insgesamt sollen um die 10.000 Bäume neu gepflanzt werden, überwiegend Kiefern, wilde Oliven, Steineichen, Johannisbrotbäume, Erdbeerbäume und Heidekraut. Viele freiwillige Helfer sind in diese Aktion eingebunden und kommen an Wochenenden in den Park, um beim Pflanzen zu helfen. Spaziert man in diesem Frühjahr 2022 durch den Wald, stößt man überall auf die kleinen neuen Baumsetzlinge, umhüllt von grüner Baumschutzfolie. In einigen Jahren werden sie hoffentlich zu neuen Bäumen herangewachsen sein.

Christiane Jonas, 22. April 2022

Titelfoto / Der Park Bellver im hügeligen Südwesten Palmas ist die grüne Lunge der Balearen Hauptstadt. / Foto: Christiane Jonas

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