Reykjavik – Als Massive Attack zum letzten Act des Abends ansetzen, klart endlich der Himmel auf. Die Sonne wird mit Jubel begrüßt und entscheidet sich zu bleiben. Ein neues Festival, das Secret Solstice, mischt die isländische Kulturszene auf und schindet schon im ersten Veranstaltungsjahr mächtig Eindruck.
Während in Schweden die Mitsommernachtsfeste Tradition haben, ist dieser Brauch in Island kaum bekannt. Dem längsten Tag des Jahres wird keine besondere Beachtung geschenkt. Vielmehr wird während des Sommers die ganze Insel für zwei Monate in eine Art Ausnahmezustand versetzt. Das viele Licht lässt die Bewohner keine Müdigkeit spüren, sodass es völlig normal ist, sich um 23 Uhr für eine Partie Golf zu verabreden. Die Bewohner Reykjaviks schwärmen in das ganze Land aus, um zu wandern, zu campen und zu fischen. In jedem kleinen Fischerdorf werden Festivals veranstaltet – sei es für Kunst, Film, oder eben Musik.
Das Secret Solstice Festival drängt also in einen wachsenden Markt. Die Organisatoren haben sich auf sichere Erfolgsfaktoren besonnen. Sie verfrachten das Event nicht in ein Dorf mit nur einer Schotterpiste als Anfahrtsweg, welches von Touristen kaum gefunden werden kann. Stattdessen wird ein Sportstadium mit guter Infrastruktur unweit der Innenstadt Reykjaviks für ein Wochenende zum Partygelände umfunktioniert. Das ist nicht nur für Besucher aus dem Ausland bequem: Die Bewohner des Viertels werden auch berücksichtigt und können Eintrittskarten zum halben Preis erstehen. Essstände und ein pinker Baum laden ebenso zum Verweilen ein wie die vielen Hängematten. Tagsüber spielen auf drei Bühnen lokale Bands und DJs, von denen sich einige auch schon international einen Namen gemacht haben.
Am Freitag füllt sich erst am Abend das Gelände. Vom längsten Tag des Jahres ist noch nichts zu spüren, das unberechenbare isländische Wetter verwandelt die Wiese vor den kleinen Bühnen in eine Schlammwüste. Doch die Besucher stört es nicht, sie tanzen im Regen weiter und halten sich so warm. Nach dem Höhepunkt des Abends, den DJs von Disclosure, wird die Fete nach innen verlegt. In der Eissporthalle geht der Rave bis weit in den nächsten Morgen.
Am Samstag ist es endlich so weit: Die Sommersonnenwende steht an. Den ganzen Tag wechseln sich Wolken und Sonne ab. Die Stimmung ist ungebrochen gut, vor den kleinen Bühnen tanzt immer eine Gruppe junger, hipper Besucher. Es wird mehr englisch als isländisch gesprochen. Der Plan der Veranstalter, internationals Publikum anzulocken, ist also aufgegangen. Ein Mädchen erzählt, dass sie extra aus Seattle eingeflogen sei, um Massive Attack zu sehen.
Doch erst einmal ist Banks an der Reihe. Die Newcomerin spielt einfühlsame Songs mit Friedensbekundungen, die nur allzu gut in dieses Land passen – schließlich war Island noch nie in einen Krieg verwickelt und selbst die Polizisten sind unbewaffnet.
Massive Attack ist wie angekündigt der absolute Höhepunkt des gesamten Festivals. Mit außergewöhnlichen visuellen Effekten – unter anderem werden Schlagzeilen aus isländischen Boulevardzeitungen eingeblendet – gewinnen sie das Publikum für sich. Die Menge singt mit und tanzt. Dann schließlich ist die Sonne da – und sie geht heute nicht unter, kratzt nur kurz am Horizont. Trotzdem geht es drinnen weiter, aus Rücksicht auf die Bewohner des Viertels.
Sonntag beginnt alles ein wenig ruhiger. Die meisten Besucher haben lange getanzt, so dass sie nur auf der Wiese sitzen und langsam wach werden. Durch die Nähe zur Stadt ist es kein Problem, sich für einige Stunden vom Gelände zu verabschieden und die nördlichste Hauptstadt der Welt zu erkunden – es gibt genug zu sehen und die Geschäfte sind auch sonntags geöffnet.
Am Abend werden die letzen Energiereserven aktiviert und Schoolboy Q schließt die Veranstaltung mit einem kraftvollen Auftritt.
Das Secret Solstice Festival hat seine Bewährungsprobe bestanden. Es unterscheidet sich deutlich vom größten Festivals der Insel, dem Iceland Airwaves im Oktober. Alles befindet sich an einem zentralen Ort, der dazu einlädt, die gesamte Zeit auf dem Gelände zu verbringen. Das Publikum ist jünger und die Musik elektronischer. Vor allem aber nutzt es das, war vorher so vernachlässigt wurde – die phänomenale Stimmung in einem Land, in dem die Sonne nicht untergeht.
Thekla Bartels
Titelfoto / Essstände und ein pinker Baum laden ebenso zum Verweilen ein… / Foto: VT
Island Reisehinweise
Island hat alle Covid-bezogenen Beschränkungen aufgehoben. An den Grenzen gibt es keine Seuchenpräventionsmaßnahmen für Passagiere, die nach Island reisen, unabhängig davon, ob Personen geimpft oder ungeimpft sind. Darüber hinaus müssen Reisende keine Impf- oder Vorinfektionsnachweise mehr erbringen. Es gibt keine Beschränkungen für gesellschaftliche Zusammenkünfte oder Quarantäneanforderungen für Personen, die mit COVID-19 infiziert sind.
Weitere Informationen findest Du unter https://island.is/upplysingar-covid19
Lies auch die Reisehinweise des Auswärtigen Amts zu Island.
Seite für sicheres Reisen in Island von ICE-SAR, der isländischen Vereinigung für Suche und Rettung
Die Webseite der Deutschen Botschaft in Reykjavik
Tourismus-Webseite Visit Iceland (auch in deutscher Sprache)
Weitere Reiseanregungen für Island
In Island gibt es viele Webcams und natürlich welche in Vulkannähe. Hier kannst Du live den Vulkan beobachten
Allgemeine Informationen über Island
Island ist in sieben Regionen unterteilt: Nordisland, Ostisland, Westfjorde, Südisland, Reykjanes-Halbinsel, Westisland und Reykjavik.
Isländisch ist die Landessprache. Englisch ist weit verbreitet und Dänisch ist die dritte Sprache, die an Schulen in Island unterrichtet wird.
Island ist assoziiertes Mitglied des Schengener Abkommens, das Reisende von persönlichen Grenzkontrollen zwischen 26 EU-Ländern befreit. Für Einwohner außerhalb des Schengen-Raums ist ein gültiger Reisepass für mindestens drei Monate über das Einreisedatum hinaus erforderlich.
Medizinische Hilfe
In allen größeren Städten Islands gibt es ein medizinisches Zentrum oder Krankenhaus. Die Notrufnummer (24 Stunden) in Island ist 112.
Sicherheit
Island ist ein Land mit einer der niedrigsten Kriminalitätsraten der Welt, belegt fortlaufend den ersten Platz im Global Peace Index und beheimatet keine für den Menschen gefährlichen Raubtiere. Aber Wetter und Natur bestimmen Islands Alltag. Am Polarkreis und mitten im Atlantik gelegen, sind unvorhersehbare Wetterausbrüche und schnelle Temperaturwechsel normal. Die raue, unberührte und kaum besiedelte Landschaft ist atemberaubend, erfordert aber auch Sorgfalt und Vorsicht bei der Erkundung.
Die Website für alle Reise-Sicherheitsinformationen, die Du während Deiner Reise benötigst, ist www.safetravel.is. Oder nutze die SafeTravel Island-App.
Krankenversicherung
Bürger der EWR-Staaten müssen ihre EHIC-Karte (Europäische Krankenversicherungskarte) vorlegen. Generell wird von Experten der Abschluss einer privaten Reisekrankenversicherung empfohlen.
Weitere Informationen erteilt die isländische Krankenversicherung: Tel.: +354-515-0100. Bürozeiten: 10:00–15:00 Uhr.
Apotheken heißen „Apótek“ und sind während der normalen Geschäftszeiten geöffnet. Nachts sind nur wenige geöffnet. Medizinische Versorgung erhältst Du in einem Gesundheitszentrum, auf Isländisch „Heilsugæslustö“ genannt.
Weitere Infos: unter +354-585-1300 oder auf der Website des Gesundheitswesens.
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Wichtige Rufnummern
Notrufnummer: 112
Polizei: 444 1000
Medizinische Hilfe: 1770
Für die Einreise nach Island sind keine speziellen Impfungen erforderlich.
Währung ist die isländische Krone ISK. 100 ISK entsprechen rund 0,68 Euro. Stand: 6.7.21
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