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Der Peene-Strom fließt manchmal aufwärts – eindrucksvolle Flusslandschaft Peenetal

Entwickeln sollte sich die Kanu-Reise in die unberührte Natur von Vorpommern nach der Erkenntnis: „Durch Windeinflüsse kann die Peene durchaus auch rückwärts fließen“. Das sagt allen Wasser-Wanderern Dr. Frank Hennecke, Leiter des Naturparks Flusslandschaft Peenetal. Bei der Fahrtplanung ist es daher ratsam, die Windsituation zu beachten, um wegen der Strömungsumkehr nicht zu viel Kraft zu verschwenden. Das bedeutet: bei anhaltendem Ostwind ist der Start in Anklam, bei westlichen Winden beginnt man die Tour eher aus Richtung Kummerower See. Erst dann beginnt ein „Einstieg nach Maß“ ins Kanu, Kajak oder Faltboot zu einer entschleunigten Route auf der fast 85 km langen Peene. Sie gehört zu den letzten unverbauten Flüssen Deutschlands, ein EU-geschützter Landstrich und Heimat von Biber und Fischotter, von Seeadler und Eisvogel. Ein Geheimtipp inmitten der noch immer unberührten Naturräume Norddeutschlands.

Solar-Katamaran in ruhiger Fahrt. Foto: AFL
Solar-Katamaran in ruhiger Fahrt. Foto: AFL

Erleben lässt sich im Gebiet des „Amazonas des Nordens“ ein nachhaltiger Tourismus mit vielen Erlebnis- und Abenteuer-Angeboten. Vermittler dieser Reisevariante ist das Netzwerk Abenteuer Flusslandschaft (AFL) in Anklam (www.abenteuer-flusslandschaft.de). Seit 2005 offerieren über 30 regionale touristische Akteure charmante Urlaubsangebote wie Peene-Safari, Moorwandern, Klostertour, Lachsgrillen, Angeltour und Badewannen-Vergnügen im Freien, das sogenannte Dutch Tub. Zu aktuellen Specials gehören Fahrten mit einem Solar-Katamaran, E-Bike-Touren, die Gruppenfahrt im 10er Kanu oder auch Kombitouren. Antje Enke, Tourismusexpertin des Netzwerks, meint: „Die „Amazonastour“ im Paddelboot bleibt immer noch der Klassiker bei den Aktivreisen. Faszinierend sind die dabei möglichen Naturerlebnisse, wenn die Gäste per Kanu das streng geschützte Peenetal erfahren. Damit einher geht ein komplexer Service durch unsere Mitarbeiter“. Neuester Clou ist das eigens entwickelte DINO, das digitale Informations- und Navigationssystem Outdoor von Netzwerkmanager Frank Götz (www.dino-navi.de). Damit erhalten die Peene-Touristen einen digitalen Kompass für eine echte Routenberechnung mit integriertem Audioguide.

Bewachsene Buhnen. Foto: GK
Bewachsene Buhnen. Foto: GK

Entdecken kann man im Umfeld der Flusslandschaft eine einmalige Flora und Fauna. Die Flussniederung der Peene ist mit ca. 20.000 ha eines der größten zusammenhängenden Niedermoorgebiete Mittel- und Westeuropas. Hier kommen seltene Moorpflanzen und –tiere wie Ostseeknabenkraut und Großer Feuerfalter vor. Fast das gesamte Peenetal ist Europäisches Vogelschutzgebiet. Hier brüten allein drei Adler- und drei Seeschwalbenarten. Charakteristisch sind kleine Quellmoore, Altarme und Torfstiche, verlandende Gräben, Feuchtwiesen, ausgedehnte Röhrichte und Bruchwälder in ihren vielfältigen Erscheinungsformen. Tatsächlich findet sich hier fast die gesamte Palette an Feuchtlebensräumen des Binnenlandes. Bisher wurden rund 750 Farn- und Blütenpflanzen im Peenetal nachgewiesen. Mit etwa 40 anzutreffenden Säugetierarten erreicht das Gebiet ein vielfältiges Artenspektrum; 16 davon gelten in Mecklenburg-Vorpommern als bestandsgefährdet, darunter die seltene Mops-Fledermaus. Bekannt ist das einzigartige Tal jedoch für seine großen Biber- und Fischotter-Populationen.

Über weitere Details informieren die Naturschützer:

http://www.naturpark-flusslandschaft-peenetal.de/

Der Naturpark Flusslandschaft Peenetal gehört für die Kraniche auf ihrem Flug in den Süden zu einem wichtigen Rastgebiet. Seit kurzem bieten die Touristiker von Abenteuer Flusslandschaft Einheimischen und Gästen geführte Erlebnistouren zu den Vögeln des Glücks. Unter dem Motto “Bringen Sie mit uns die Kraniche ins Bett”, gehen erfahrene Tourbetreuer mit Gästen auf Entdeckungsreise zu den Vögeln des Glücks. Diese fliegen nahezu direkt über den Köpfen der Teilnehmer in ihre Schlafquartiere. Im Anschluss an die rund zweieinhalbstündige Kranichbeobachtung gibt es ein rustikales Abendessen in einem urigen Gasthof. Das Kurzurlaubsangebot von Abenteuer Flusslandschaft beinhaltet zwei Übernachtungen in einem Hotel mit Freiluftbadewannen und Wellnessanlage. Für Einheimische ist die Tour auch als reine Wanderung buchbar.

Mehr dazu unter www.abenteuer-flusslandschaft.de

Indian Summer: Kanutour mit Aufwärm-Effekt Anklam. Wenn die Tage kürzer werden und die Temperaturen sinken, lockt der jüngste Naturpark von Mecklenburg-Vorpommern, die Flusslandschaft Peenetal, zu Erlebnistouren mit Aufwärm-Effekt. Dafür geht es beim „Schietwetter-Special“ auf eine geführte Paddeltour mit Indian-Summer-Feeling und anschließend zum Planschen in die buchenholzbefeuerte Freiluftbadewanne. Außerdem steht eine 1800 Quadratmter große Wellnessanlage mit drei Außen- und Innensaunen zur Verfügung. Für Wasserscheue gibt es alternativ zum Paddeln eine geführte Wanderung zu einer der größten Wikingersiedlungen im südlichen Ostseeraum.

Kreislauf der Natur. Foto: GK
Kreislauf der Natur. Foto: GK

Entfernen vom Fluss lässt sich leicht mit ausleihbaren E-Bikes von Swiss-Flyer auf Radwegen nahe der Natur, abseits der ausgetretenen Tourismuspfade. Für das Fahrraderlebnis sorgen die Ausleihstationen von movelo – auch im neuen Hinterland der Insel Usedom. Mit von der Partie ist von Zeit zu Zeit der Natur- und Landschaftsführer Uwe Simmrow. Er kennt als gebürtiger Anklamer jedes Fleckchen an der Peene mit all seinen Geheimnissen. Wenn er sein Fernglas hebt, hat er stets einen seltenen Vogel im Blick: Es könnte ein Tüpfelsumpfhuhn, Wachtelkönig, Bekassine, Kiebitz, Uferschnepfe, Kampfläufer, Großer Brachvogel, Rotschenkel, Rohrdommel, Flussschwalbe oder Lachmöwe sein… Von den Reaktionen der Tour-Gäste erwähnt er diese: „Wir hätten nicht gedacht, dass es in Deutschland noch solche Eindrücke gibt“. Für die Radler um Anklam wie geschaffen, die sich kreuzenden vier Fernradwege: Oder-Neiße-Radweg, Stettiner Haff Rundweg, Ostsee-Radfernweg und Berlin-Usedom Radweg (www.movelo.com).

Extra-Angebote für die gesamte Tourismusregion bietet ein jetzt erschienener Katalog „Naturerlebnis- und Umweltbildungsangebote“. Darin zu entdecken auch das schwimmende Oekolabor SilaVega vom ZERUM Ueckermünde (www.schwimmender-lernort.de). Mit Sebastian Preuß und Katrin Paul erkunden die Schüler auf einer Expeditionstour mit dem aus zwei Flößen bestehenden „Schwimmenden Klassenzimmer“ den Fluss Peene, das unbekannte Wesen. Während der Fahrt nutzt das mobile Labor auch eine kleine Windkraftanlage zur Stromgewinnung.

Eine ganz neue Variante für den Urlaub auf dem Wasser sind die Bungalow-Boote mit Liegeplatz an der Anklamer Wasserwanderstation vom Netzwerk. Komfortabel wie ein Hausboot und mobil wie eine Motoryacht geht die kleine Flotte auf Peene-Kurs. Die schmucken Ferienhäuser auf dem Wasser erinnern an Urlaub in Schweden. Von der Küchenzeile übers Bad bis hin zum Kaminofen und Hängematte auf der Terrasse ist alles mit an Bord, was zum Wohlfühlen im Urlaub dazu gehört. Die „BunBO´s“ verfügen über einen 15 PS Motor und können so mit 7 – 9 km/h gemächlich die Peene entlangschippern.

Dörphus Stolpe. Foto: GK
Dörphus Stolpe. Foto: GK

Empfehlenswerte Etappenziele unterwegs sind die alten Gutshöfe – heute Hotels, interessante Architektur in den Dörfern, beeindruckende Kirchen und Grabstätten oder das in Anklam entstehende neue Otto Lilienthal-Museum, das Ikareum. Besonders gut essen und übernachten sowie in Freiluftbadewannen entspannen können die Gäste im Hotel „Am Peenetal“ in Liepen, direkt am Fluss zwischen Anklam und Jarmen (www.gutshof-liepen.de). Bis 2013 entsteht für rund zehn Millionen Euro eine Bade- und Saunalandschaft, die nahezu energieautark mit regenerativer Energie betrieben wird. Ein besonderer Ort mit Hafen am Fluss ist das Fischerdorf Stolpe. Seine Geschichte reicht zurück bis ins Hochmittelalter. Im Jahre 1153 wurde dort vom Benediktinerorden das erste Kloster in Pommern errichtet. Stolpe am damaligen Grenzfluss zu Schweden wurde im 18. Jahrhundert persönliche Domäne des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm I. Später gelangte es in den Besitz derer von Bülow und heute gestaltet der neue und alte Eigentümer, Kurt Stücker, die Geschicke von Gut und Fährkrug (www.gutshaus-stolpe.de).

Gerade die Abgeschiedenheit und Schönheit der Gegend läßt den Ruhe suchenden Reisenden den Aufenthalt im Relais & Chateau-Hotel geniessen. Sehenswert im Dorf das sanierte Dörphus sowie die Wartislaw-Kirche. Ganz neu aufgebaut im traditionellen Stil wird das Gebäude für die Verwaltung des Naturparks. Spannende Geschichten erzählt Wikinger Rainer Vanauer in Menzlin, im Tal der Biber, das ganz früher mal schwedisch war. Zwischen dem 8. und 10. Jahrhundert lebten hier slawische Siedler zusammen mit einer skandinavischen Bevölkerungsgruppe, den Wikingern. Darauf weisen zahlreiche Bodenfunde hin, u.a. die Gräber in symbolischer Schiffsform und die kreisförmigen Steinsetzungen; bisher einmalige Funde im gesamten südlichen Ostseegebiet. Am “Alten Lager” werden Kanus und Flöße ausgeliehen für eine Fahrt in die einzigartige Natur.

Nicht weit entfernt ist es zum umweltfreundlichen Herrenhaus Libnow, seit acht Jahren Galeriehaus und Forum für einheimische Künstler, zugleich Rahmenmanufaktur sowie Veranstalter von Kunstkursen. Angeboten im historischen Ambiente werden auch einige Gästezimmer (www.herrenhaus-libnow.de). Etwas abseits des Peenetals liegt Gützkow mit der Plebanerkirche St. Nicolai. Pfarrer Jeromin umschreibt den weithin sichtbaren Kirchturm als „die Nase der Stadt“. Bemerkenswert auch die Brunnenskulptur vom Künstler Reiner Fest. Der gestaltete Findling erinnert an Bischof Otto von Bamberg, der um 1128 auf Missionsreise einige Kirchen gründete (http://www.kirche-guetzkow.de).

Seit 2010 gehören die Flusstäler Vorpommerns zu den exzellentesten Reisezielen, die Europa zu bieten hat. Dafür steht der EDEN-Award, der Preis als „European Destination of ExcelleNce“, den die Vorpommersche Flusslandschaft in Brüssel erhalten hat. Mit sanften und umweltverträglichen Kanureisen und Solarbootausflügen im Peenetal hat das Anbieternetzwerk Abenteuer Flusslandschaft überzeugt. Zwei Jahre nach der Preisverleihung registrieren alle beteiligten Touristiker ein deutlich gestiegenes Interesse an der neuen Reiseregion im Nordosten Deutschlands. Einhelliges Gästeurteil: „Dieses naturbelassene Kleinod ist immer eine Reise wert.“

Günter Knackfuss, ergänzt durch Ingo Paszkowsky

Lest auch unseren Beitrag über das Oder-Delta als achte Rewilding-Region

Titelfoto / Wasserwanderer auf Peene-Tour. / Foto: AFL

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