Bauhaus Museum Dessau

Bauhaus Museum Dessau: Neuer Leuchtturm und Treffpunkt von Moderne und Bauhaus

Das Bauhaus Museum Dessau – die Architektur

Das Bauhaus Museum Dessau ist ein Haus im Haus – ein schwebender Riegel aus Beton in einer gläsernen Hülle. Mit diesem Konzept überzeugten addenda architects Ende 2015 die Jury eines offenen internationalen Wettbewerbs. Der Entwurf des jungen Architekturbüros aus Barcelona war eine von 831 Einreichungen aus der ganzen Welt. Die Architektur zeichnet sich in Konzept und Ästhetik gleichermaßen durch Klarheit und Schlichtheit aus. Sie agiert zurückhaltend, aber dennoch überzeugend und geht in ihrer Formensprache ebenso kreativ mit der Gegenwart wie mit der Moderne um.

Im Zentrum von Dessau gelegen, bildet das Bauhaus Museum Dessau sowohl eine Grenze als auch eine Verbindung zwischen Stadt und Natur. Je nach Lichtverhältnis spiegelt sich die Umgebung unterschiedlich stark in der Glasfassade oder erlaubt Durchblicke. Auf der Stadtseite verstärkt sich die Beziehung zur Stadt, wenn sich die gegenüberliegenden Gebäude spiegeln. Auf der Parkseite verstärkt sich die Beziehung zur Natur, wenn sich die Bäume spiegeln. Betritt man das Gebäude erscheint jedoch alles offen und transparent.

Offene Bühne - Festival Architektur Radikal / Foto: Stiftung Bauhaus Dessau / Foto: Thomas Meyer / OSTKREUZ, 2019
Offene Bühne – Festival Architektur Radikal / Foto: Stiftung Bauhaus Dessau / Foto: Thomas Meyer / OSTKREUZ, 2019

Das Herzstück des Museums ist die Black Box im Obergeschoß. Sie ist ein aufgeständerter in sich geschlossener Kubus aus Stahlbeton. Konservatorisch begründet ohne Tageslicht bietet sie auf 1.500 Quadratmetern optimale klimatische Bedingungen für die Präsentation der empfindlichen Sammlungsobjekte. Sie ist circa 100 Meter lang, 18 Meter breit und schwebt fünf Meter über den Köpfen der Besucher.

Für die Konstruktion orientierten sich addenda architects am Brückenbau. Die Statik reizten sie so weit wie möglich aus. So liegt der Kubus lediglich auf zwei 50 Meter voneinander entfernten Treppenkernen auf. Stützende Säulen dazwischen gibt es nicht. Die beiden Enden kragen circa 18 Meter aus.
Darunter befinden sich auf der einen Seite im Norden die Kunstgutanlieferung sowie Büroräume und im Süden die Veranstaltungs- und Vermittlungsräume.

Bauhaus Museum in Dessau, Lichtspielhaus / Foto: Stiftung Bauhaus Dessau / Thomas Meyer/OSTKREUZ
Bauhaus Museum in Dessau, Lichtspielhaus / Foto: Stiftung Bauhaus Dessau / Thomas Meyer/OSTKREUZ

Zwischen den Treppenkernen befindet sich im Erdgeschoß die Offene Bühne. Ein flexibel nutzbarer, multifunktionaler Bereich mit Foyer, Ticketing, Café und Shop sowie auf 600 Quadratmetern Raum für Wechselausstellungen. Die Arbeiten Lichtspielhaus von Lucy Raven (Kunst am Bau) und Arena von Rita McBride bilden darin ein Forum für Tanz, Konzerte, Theater, Performances, Diskurse, Gespräche, Vorträge, Filmscreenings und Begegnungen.

Die äußere Hülle bildet die vierseitig umlaufende Glasfassade. Sie umgibt Black Box und Offene Bühne und stellt diese – ähnlich einer Vitrine – wiederum als Ausstellungstück zur Schau. Gegliedert in ein 2,10 Meter breites Raster arbeiten addenda architects hier bewusst mit der Wiederholung – und verliehen ihrem Entwurf damit große Flexibilität. Während sich die Maße der Black Box aus der Vorgabe für die Größe der Ausstellungsfläche ergaben, standen die Außenmaße des Baus nicht von Beginn an fest. Entscheidend waren ökonomische Faktoren: Geld und Zeit. Mit den zur Verfügung stehenden Mitteln wurde das Gebäude so groß wie möglich gebaut.

Im Ergebnis entstand innerhalb von nur knapp zweieinhalb Jahren ein 105 Meter langes, 25 Meter breites und 12 Meter hohes Gebäude. Verbaut wurden insgesamt 571 dreifachverglaste Scheiben, die Wärmeschutz, Sonnenschutz, Vogelschutz sowie Sicherheit bieten.

Bauhaus Museum in Dessau, offene Bühne / Foto: Stiftung Bauhaus Dessau / Thomas Meyer/OSTKREUZ
Bauhaus Museum in Dessau, offene Bühne / Foto: Stiftung Bauhaus Dessau / Thomas Meyer/OSTKREUZ

Offene Bühne

Das Erdgeschoss des Bauhaus Museums Dessau ist ein neuer kultureller Bauhaus-Ort im Zentrum Dessaus. Als Offene Bühne konzipiert, wird der Raum auch als solche bespielt. Als neue experimentelle Spielstätte für performative und diskursive Formate wird die Offene Bühne das Programm auf der Bauhausbühne im historischen Bauhausgebäude ergänzen und erweitern.

Das Programm besteht aus interaktiven Installationen, Vorträgen, Filmvorführungen und Gesprächen, Tanz, Theater und Performance-Projekten. Ziel ist es, den Besuchern des Museums und Dessau-Roßlauern zu vermitteln, wie das Bauhaus – verstanden als eine Haltung des neugierig offenen Lernens und Experimentierens – auch heute noch vielfältige künstlerische Impulse und gestalterische Anregungen nicht nur für Experten bereithält. Darüber hinaus ist die Offene Bühne eine lokale Bühne für alle – für Vereine, Institutionen, Gruppen und Einzelpersonen, die in Dessau-Roßlau und der Region kreative Projekte umsetzen, aktiv Begegnungen initiieren oder künstlerisch arbeiten.

Arena von Rita McBride

Das markante Zentrum der Offenen Bühne bildet die Arena von Rita McBride. Als skulpturale Adaption einer halbkreisförmigen Zuschauertribüne bietet sie Raum für künstlerische Programme und spontane Begegnungen. Produziert wurde die Arena 1997 für das Witte de With Center for Contemporary Art in Rotterdam. Seither war sie in vielen Museen und Theatern im Einsatz. Die Arena dient jedoch nie als einfache Sitzmöglichkeit. Rita McBride untersucht mit ihrem Werk an verschiedenen Orten, die Art und Weise, wie Skulptur aktiviert werden kann, und wie dabei Ausstellungsraum und Publikum miteinander kommunizieren und interagieren.

Lichtspielhaus von Lucy Raven

Gegenüber der Arena befindet sich das Lichtspielhaus von Lucy Raven. Mit der dynamischen Installation aus verschiedenfarbigen, raumhohen Glaspanelen gewann die New Yorker Künstlerin der Wettbewerb „Kunst am Bau“ für das Bauhaus Museum Dessau. Die Scheiben lassen sich über eine Distanz von 15 Metern parallel zur Glasfassade des Museumsgebäudes auf drei Schienen verschieben. Das ergibt je nach Überlagerungen variierende Kompositionen aus Farbe und Licht, die innerhalb und außerhalb des Museums zu unterschiedlichsten atmosphärische Situationen führen.

Lucy Raven bezieht sich in ihrer Arbeit auf Anni und Joseph Albers‘ Auseinandersetzungen mit Farbe und Wahrnehmung. Gleichzeitig sieht sie eine Referenz zu László Moholy-Nagy und seinem Ansatz der Gestaltung mit Licht – der mit dem Licht-Raum-Modulator und den Fotogrammen in der Ausstellung Versuchsstätte Bauhaus. Die Sammlung in der Black Box veranschaulicht wird.

Jay Gards „Margaretha“ – künstlerische Neugestaltung von Breuers Stahlrohrhocker B 9

Jay Gard ist Bildender Künstler und beschäftigt sich mit Objekten an der Grenze zwischen Bildender Kunst und Design. Er studierte an der Hochschule für Kunst und Design (Burg Giebichenstein) in Halle/Saale und an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Seine installativen Arbeiten folgen streng geometrischen Prinzipien. Dieser kühlen Rationalität setzt er die von individuellen Fehlern und Besonderheiten geprägte Handarbeit entgegen – auf den lackierten Oberflächen sind Ausrutscher und Spuren der Bearbeitung als „schöne Fehler“ explizit erwünscht.

Als einer der Künstler der Bauhaus Jubliäums-Residenz 2019 entwarf Jay Gard für die Stiftung Bauhaus Dessau und die Thonet GmbH eine Edition von Marcel Breuers Stahlrohrhocker B 9 aus dem Jahr 1926. Für das Farbkonzept seiner mit dem Namen “Margaretha” betitelten Arbeit greift Gard auf die Farbgebung eines Kinderzimmerteppichs der Bauhäuslerin Grete (Margaretha) Reichardt von 1929 zurück.

Ein IKEA-Vorläufer? / Foto: Ingo Paszkowsky
Ein IKEA-Vorläufer? / Foto: Ingo Paszkowsky

So entsteht im Zusammenspiel von Breuers Design, Reichardts Farben und Gards Interpretation eine neue künstlerische Arbeit. Etwa einhundert der von ihm gestalteten Unikate werden den Besuchern des Bauhaus Museum Dessau als Sitzgelegenheiten dienen.
Darüber hinaus wird es eine Sonderedition (Margaretha 2) geben, die über den Museumshop zum Verkauf angeboten wird.

Breuers Stahlrohrhocker B 9, eine Ikone des modernen Designs im 20. Jahrhundert, ist von einer Reihe von Urheberrechtstreitigkeiten begleitet gewesen. An dem simplen, aus gebogenem Stahlrohr und einer Holzplatte gefertigten Möbelstück entzündeten sich wiederholt Lizenzstreitigkeiten für Produktion und Vertrieb. Kern der Debatte war die Frage, inwieweit es sich bei dem Hocker um ein Massenprodukt oder um einen künstlerischen Entwurf handelt. Diese Frage war nicht neu: Bereits am Bauhaus hatten sich Breuer und Gropius über die Autorenschaft von Breuers Möbelentwürfen gestritten. Anders als der Bauhaus-Direktor und unabhängig davon, ob es sich um ein Serienprodukt handelte, wollte Breuer seine gestalterische und damit künstlerische Leistung nicht der Marke Bauhaus subsumieren. Schließlich, so Breuer, signiere auch der Bauhaus-Meister Paul Klee seine Werke. Kunstwerk oder Serienprodukt – im Kern ging es hier also um Fragen von individueller Autorenschaft in einer zunehmen von anonymisierten Massenprodukten geprägten Gesellschaft. In der Auseinandersetzung Jay Gards mit dem Stahlrohrhocker B 9 mag diese alte Kontroverse am Bauhaus ein Echo finden.

Daten und Fakten zum Bauhaus Museum Dessau

Meilensteine

2014: Finalisierung Bedarfsplanung für ein Bauhaus Museum in Dessau

November 2014: Sicherung der Finanzierung vom Land Sachsen-Anhalt und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM)

Februar 2015: Zuwendungsrechtlich wirksamer Bescheid zur Mittelfinanzierung

März 2015: Internationaler, offener Architektur-Wettbewerb wird ausgelobt

16. Dezember 2015: Unterzeichnung des Vertrags mit dem Wettbewerbsgewinner Architekturbüro addenda architects (damals Gonzales Hinz Zabala)

Bauhaus Museum Dessau. Entwürfe von Marcel Breuer und anderen / Foto: Ingo Paszkowsky
Bauhaus Museum Dessau. Entwürfe von Marcel Breuer und anderen / Foto: Ingo Paszkowsky

April 2016: Vergabe beziehungsweise Bindung sonstige Planer

3. November 2016: Bauantrag wird eingereicht

4. Dezember 2016: Festakt zur Grundsteinlegung

2. Mai 2017: Baubeginn

9. August 2018: Rohbau ist fertiggestellt

21. Dezember 2018: Fassade und Dach sind fertiggestellt

8. September 2019: Eröffnung des Bauhaus Museums Dessau

Rainer Robra ist Staatsminister, Chef der Staatskanzlei, europaminister und Kulturminister des Landes Sachsen-Anhalt. Außerdem ist Robra Vorsitzender des Stiftungsrates der Stiftung Bauhaus Dessau. Rainer Robra vor der Rechnung der Leipziger Galerie am Sachsenplatz vom 1. November 1976. Sie verzeichnet das erste Konvolut an der Stiftung Bauhaus Dessau. Einen Monat später, am 4. Dezmeber, wurde zum 50. Jahrestag des Bauhauses das Gebäude als Wissenschaftlich-kulturelles Zentrum in der DDR wiedereröffnet. / Foto: Ingo Paszkowsky
Rainer Robra ist Staatsminister, Chef der Staatskanzlei, Europaminister und Kulturminister des Landes Sachsen-Anhalt. Außerdem ist Robra Vorsitzender des Stiftungsrates der Stiftung Bauhaus Dessau. Rainer Robra im Ausstellungsbereich des Bauhaus Museums Dessau vor der Rechnung der Leipziger Galerie am Sachsenplatz vom 1. November 1976. Sie verzeichnet das erste Konvolut an der Stiftung Bauhaus Dessau. Einen Monat später, am 4. Dezmeber, wurde zum 50. Jahrestag des Bauhauses das Gebäude als Wissenschaftlich-kulturelles Zentrum in der DDR wiedereröffnet. / Foto: Ingo Paszkowsky

Die Abmessungen

Gesamtmaße des Gebäudes: Länge: 105 m, Breite: 25 m, Höhe: 12 m

Gebäude- und Fassadenraster: 2,10 m

Black Box: Länge: 99 m, Breite: 18 m

Gesamtgewicht der Black Box: 2.400 t

Dies entspricht dem Gewicht von circa 2.000 Mittelklassewagen oder 9 Flugzeugen des Typs Airbus A 380.

Auskragung: freitragend Nord- und Südraum: circa 18 m

Brückenkonstruktion: freitragend zwischen den Treppenkernen: 50 m

Fläche des klimatisierten Ausstellungsbereichs: Obergeschoss: 1.500 Quadratmeter, Erdgeschoss: 600 Quadratmeter

Grundfläche aller Geschosse: 5.500 Quadratmeter

Nutzfläche aller Geschosse: 3.500 Quadratmeter

Fläche des Gründachs: 1.500 Quadratmeter

Größe des Grundstücks: 5.670 Quadratmeter

Die Konstruktion

Rohbau: Wasserundurchlässige WU-Betonkonstruktion im Untergeschoss – sogenannte „Weiße Wanne“

Erdgeschoss und Obergeschoss: Sichtbetonkonstruktion in Ortbetonbauweise, Decken mit Betonfertigteilen

Fassade: Pfosten-Riegel-Konstruktion mit Dreifachverglasung (571 Scheiben), inklusive Wärmeschutz, Sonnenschutz, Sicherheit und hochwirksamen Vogelschutz, raumhoher Sonnenschutz-Vorhang im Glasumlauf

Funktionen

Obergeschoss: Black Box mit Sammlungspräsentation Versuchsstätte Bauhaus. Die Sammlung im Nord-, Zentral- und Südraum

Erdgeschoss: Offene Bühne – flexible Nutzung für Veranstaltungen, Wechselausstellungen, Events und sonstige Aktivitäten; Logistik-, Verwaltungs- und Vermittlungsräume, Foyer, Ticketing, Café und Museumsshop

Untergeschoss: Technik-, Neben- und Lagerräumen sowie Besucher-Garderobe und Besucher-WC

Finanzierung

Zuwendungen: 28 Millionen Euro, zu je 50 Prozent aus Bundes- und Landesmitteln

Grundstück: Baufrei von der Stadt Dessau-Roßlau zur Verfügung gestellt.

Bauhaus-Stationen. / Foto: Ingo Paszkowsky
Bauhaus-Stationen. / Foto: Ingo Paszkowsky

Ausstellung Versuchsstätte Bauhaus. Die Sammlung

Die Ausstellung im Bauhaus Museum Dessau trägt den Titel Versuchsstätte Bauhaus. Die Sammlung. Sie erzählt mit über 1000 Exponaten die Geschichte der berühmten Schule in Dessau. Sie beschreibt das Bauhaus als einen lebendigen Ort, an dem gelernt und gelehrt, künstlerisch experimentiert sowie an industriellen Prototypen gearbeitet wurde.

Mit rund 49.000 Objekten ist die Sammlung der Stiftung Bauhaus Dessau die zweitgrößte und gleichzeitig eine der jüngsten Sammlungen zum Bauhaus weltweit: Der erste Ankauf wurde 1976 in der damaligen DDR getätigt, im Zuge der Wiedereröffnung des Bauhaus Dessau als Wissenschaftlich-Kulturelles Zentrum. Seither ist sie stetig gewachsen. Vor allem Schülerarbeiten, Aufzeichnungen aus dem Unterricht, Entwürfe und Prototypen aus den Werkstätten prägen ihr Profil.

Deshalb stehen in der Ausstellung Versuchsstätte Bauhaus nicht die bekannten Designikonen und deren Meister im Vordergrund, sondern die Schule und ihre Studierenden: der Alltag des Lernens und der Lehre zwischen freiem Entwurf und industriellem Prototyp, künstlerischem Experiment und wirtschaftlichem Druck, Ausbildungsstätte und Emanzipationsraum. Die thematischen Kapitel konzentrieren sich auf das Lehrkonzept und die Unterrichtsarbeit, auf das Bauhaus als vielseitigen „Probierplatz“, als Kooperationspartner für die Industrie und als umtriebigen Kommunikator.

Sehr unterschiedliche Stühle, dennoch beide Bauhaus. / Foto: Ingo Paszkowsky
Oskar Schlemmer
Theater der Klänge (Rekonstruktion)
Triadisches Ballett
1922, Rekonstruktion: 2019
Taucher, Figurine aus der ersten Gelen Reihe, zweiter Auftritt, aus Pappmaché, Glas, Textil
Scheibentänzer aus Holz, Pappmaché
Goldkugel aus Pappmaché, Gummi
Schlemmers experimentellem Bühnenstück liegt eine mehrschichtige, dreifache Ordnung zugrunde. Drei Akteure in abstrahierten Kostümen folgen Bewegungsregeln und Bodengeometrien. In wechselnden Versuchsanordnungen setzen sie sich mit der Formierung des Menschen in einer mechanisierten Umwelt auseinander. Quelle: Bauhaus Museum Dessau
Foto: Ingo Paszkowsky

Die Ausstellung führt die uns heute so vertrauten Gestaltungsideen des Bauhauses auf die historischen Umstände zurück, und lässt auch die Krisen und Zwänge nicht aus, unter denen die epochemachende Schule um ihre Existenz rang. In einem Klima politischer Veränderung und kultureller Verunsicherung stellte die weltweit vernetzte Bauhausgemeinschaft die Konventionen der Lehre, des Zusammenlebens und der Geschlechterbeziehungen infrage.

In Dessau stieß die Schule ebenfalls nicht nur auf Unterstützung, sondern auch auf Kritik. Versuchsstätte Bauhaus zeigt das konfliktreiche Ringen darum, Kunst und Gestaltung gesellschaftliche Relevanz zu verschaffen.
Das Berliner Büro chezweitz entwickelte für die von Regina Bittner, Dorothée Brill und Wolfgang Thöner kuratierte Ausstellung Versuchsstätte Bauhaus. Die Sammlung in der Black Box des Bauhaus Museums Dessau eine Szenographie wechselnder Modi des Zeigens. Sie macht die Vielschichtigkeit der Schule Bauhaus räumlich erlebbar.

Zwischenspiele

Die Zwischenspiele im Bauhaus Museum Dessau sind wechselnde Ausstellungen in der Ausstellung. Sie erweitern die Sammlungspräsentation Versuchsstätte Bauhaus. Die Sammlung und schreiben sie fort.

Vom Sammeln präsentiert neue Objektgruppen der Dessauer Sammlung oder Objekte, die keinen dauerhaften Platz im Museum erhalten haben. Zu Gast lädt Kuratoren und Objekte internationaler Bauhaus-Sammlungen ein. Und im Experimentierraum geben die Bauhaus Agenten Einblicke in ihre Projektarbeit mit Dessau-Roßlauer Schulen. Bei kleinen Experimentier- und Gestaltungs-aufgaben können die Besucher hier selbst aktiv werden.

Drei Mal im Jahr wechseln die Zwischenspiele im Bauhaus Museum Dessau.

Netzwerk Bauhaus / Foto: Ingo Paszkowsky
Netzwerk Bauhaus / Foto: Ingo Paszkowsky

Aktuelle Zwischenspiele

Zu Gast:

Die Grundlehre an der Hochschule für Gestaltung Ulm (HfG)

8.9.2019 – 19.1.2020

Die Hochschule für Gestaltung Ulm (1953 – 1968) gilt als eine der einflussreichsten Designhochschulen in der Tradition des Bauhaus Dessau. Diese Tradition schloss auch das Konzept der Grundlehre ein, ein für alle Studierenden verbindender Kurs. Das HfG Archiv / Museum Ulm verfügt über eine herausragende Sammlung von Arbeiten, die im Grundkurs von Walter Peterhans und Josef Albers entstanden sind. Eine Auswahl ist zu Gast im Bauhaus Museum Dessau.

Vom Sammeln:

Fotografien von Otto Umbehr (Umbo). Neuerwerbung

8.9.2019 – 31.1.2020

Otto Maximilian Umbehr (1920 – 1980), genannt Umbo, ist neben László Moholy-Nagy einer der bedeutendsten Fotokünstler, die aus dem Bauhaus hervorgegangen sind und bis heute für die Fotografie der Moderne stehen. Er verknüpfte die Formensprache der Neuen Sachlichkeit mit Ideen des Expressionismus. Das Zwischenspiel zeigt die Fotografien, die die Stiftung Bauhaus Dessau aus dem gemeinsamen Ankauf von Stiftung Bauhaus Dessau, Berlinischer Galerie und Sprengel Museum Hannover erhalten hat.

Experimentierraum:

Vorkurs – Licht – Material

8.9.2019 – 31.1.2020

Am „Schattenwerfer“, inspiriert von Ludwig Hirschfeld-Macks Lichtspielapparat, kann ein eigenes Lichtspiel gesteuert und die Ergebnisse auf einer Leinwand im Raum betrachtet werden. Das Hörstück László Moholy-Nagy erzählt von Leben und Werk des Meisters und praktischen Erfahrungen zu Vorkurs-übungen. Und der Film Bauhaus Agenten Dessau – Die Schulprojekte gibt einen Einblick in die Projekte und Zusammenarbeit des Bauhaus Agenten Programms mit den Kooperationsschulen.

Quelle: Stiftung Bauhaus Dessau

Titelfoto: Bauhaus Museum Dessau. / Foto: Ingo Paszkowsky

Bauhaus Museum Dessau / Foto: Ingo Paszkowsky
Bauhaus Museum Dessau / Foto: Ingo Paszkowsky
Adresse:

Bauhaus Museum Dessau
Mies-van-der-Rohe-Platz 1
(an der Kavalierstraße)
06844 Dessau-Roßlau

Öffnungszeiten & Tickets:

täglich 9 bis 18 Uhr, ab 1.11.2019 10 bis 17 Uhr

Einzelticket

Eintritt in einen der Bauhausbauten:
• Bauhaus Museum Dessau o d e r
• Bauhausgebäude o d e r
• Meisterhäuser o d e r
• Konsumgebäude Dessau-Törten

inklusive Ausstellungen
gültig für 1 Tag

8,50 € / 5,50 € ermäßigt

Kombiticket historische Bauten

Eintritt in alle historischen Bauhausbauten:
• Bauhausgebäude u n d
• Meisterhäuser u n d
• Konsumgebäude Dessau-Törten

inklusive Ausstellungen

gültig für 3 Tage / aufeinanderfolgend
(berechtigt für einen Eintritt pro Gebäude)

15,00 € / 11,00 € ermäßigt

Die vor dem 13.9.2019 gekauften Gesamttickets behalten Ihre Gültigkeit (Kaufdatum ist auf dem Ticket vermerkt). Vor Ort erhalten Ticketinhaber am Ticketschalter ein 0-Euro-Ticket für das gewünschte Zeitfenster im Bauhaus Museum Dessau. Wegen evtl. Wartezeiten wird empfohlen, ggf. die Ticketschalter im Bauhausgebäude oder den Meisterhäusern zu nutzen.

Jahresticket Eintritt

Ganzjährig alle Bauhausbauten:
Bauhausgebäude, Meisterhäuser, Konsumgebäude
und Bauhaus Museum Dessau.
inklusive Ausstellungen

65,00 € / 40,00 € ermäßigt

Führungen zu je 60 Minuten
Sprache: Deutsch
Sprache: Englisch
zzgl. Eintrittsticket

7,00 € / keine Ermäßigung

bis 18 Jahre

Eintritt und Führung frei

Kostenfreie App “Bauhaus Dessau”

Webseite Bauhaus Dessau


Anlässlich der 100-jährigen Gründung des Bauhauses hat die Stiftung Bauhaus Dessau eine Publikation über die Sammlung herausgegeben:

Stiftung Bauhaus Dessau

Die Sammlung

Das Bauhaus war eine der bedeutendsten Schulen für Kunst, Design und Architektur. Seine visionären Entwürfe gelten noch heute als Ikonen der Moderne. In diesem Band wird die zweitgrößte Bauhaussammlung weltweit erstmals umfassend präsentiert. Gezeigt werden Objekte aus allen Phasen und Bereichen der berühmten Institution, wie Schülerarbeiten von Marianne Brandt, Josef Albers oder Marcel Breuer und Werke von Paul Klee, Wassily Kandinsky oder Gunta Stölzl. Auch Gegenstände und Materialien der in Dessau befindlichen Bauhausbauten werden gezeigt: des Bauhausgebäudes, der Meisterhäuser, des Arbeitsamtes sowie der Siedlung Dessau-Törten. Darüber hinaus stellt der Band eine Einführung in die Geschichte und Entwicklung der Schule dar.

Auch Chronik und das umfangreiche Verzeichnis der Lehrenden am Ende des Bandes sind sehr informativ.

Die Künstler:

Anni Albers, Josef Albers, Alfred Arndt, Herbert Bayer, Max Bill, Marianne Brandt, Marcel Breuer, Franz Ehrlich, Friedrich Engemann, Lyonel Feininger, Carl Fieger, Walter Gropius, Ludwig Hirschfeld-Mack, Johannes Itten, Wassily Kandinsky, Peter Keler, Paul Klee, Benita Koch-Otte, Otto Lindig, Gerhard Marcks, Hannes Meyer, Ludwig Mies van der Rohe, Lucia Moholy, László Moholy-Nagy, Walter Peterhans, Grete Reichardt, Hajo Rose, Reinhold Rossig, Hinnerk Scheper, Oskar Schlemmer, Joost Schmidt, Lotte Stam-Beese, Gunta Stölzl, Otto Umbehr, Wilhelm Wagenfeld

Stiftung Bauhaus Dessau. Die Sammlung

August 2019

ISBN 978-3-7356-0558-0

21,00 × 29,70 cm

520 Seiten

456 farbige und 88 s/w Abbildungen

Hardcover, gebunden

Sprache: Deutsch

Herausgegeben für die Stiftung Bauhaus Dessau von Lutz Schöbe (Stiftung Bauhaus Dessau, Leiter des Archivs), Wolfgang Thöner (Stiftung Bauhaus Dessau, Leiter der Sammlung) und Claudia Perren (Stiftung Bauhaus Dessau, Direktorin und Vorstand)

Texte von Peter Bernhard, Torsten Blume, Alexander Farenholtz, Monika Markgraf, Lutz Schöbe, Josipa Spehar, Wolfgang Thöner, Hortensia Völckers, Sylvia Ziegner

Gestaltung von Herburg Weiland, München

59,00 Euro zzgl. Versandkosten (versandkostenfrei in Deutschland und der Schweiz) beim Verlag

oder im Buchhandel ISBN 978-3-7356-0558-0


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