Einfach schön - Schloss und Park Sanssouci / Foto: Ingo Paszkowsky
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Potsdam: Auf den Spuren des europäischen Handwerks

Potsdam, die schöne Landeshauptstadt von Brandenburg, vor den Toren Berlins hat sehr viel an bedeutenden und historisch wichtigen Sehenswürdigkeiten zu bieten. Auf Anhieb fällt jedem sicher sofort das Schloss Sanssouci mit seiner beeindruckende Parkeinlage ein, oder die Nikolaikirche in der Innenstadt. Oder aus der jüngeren Geschichte die Glienicker Brücke, auf der zu Zeiten des Kalten Krieges Agenten ausgetauscht wurden.

Auch Neuigkeiten aus der Jetzt-Zeit gibt es zu erkunden, z. B. das Museum Barberini und ganz neu DAS MINSK Kunsthaus in Potsdam. Beide zuletzt genannten Einrichtungen sind übrigens von Software-Milliardär und Mäzen Hasso Plattner, Mitbegründer des SAP-Konzerns, finanziert worden.

Schon immer prägten die Sehnsüchte und Wünsche der Mächtigen und Reichen die Entwicklung Potsdams. Ihr Interesse an Kulturen und wirtschaftlichen Entwicklungen in den anderen Ländern Europas, prägen auch heute noch Potsdam und Umgebung. 

Marlygarten Park Sanssouci / Foto: Ingo Paszkowsky
Marlygarten Park Sanssouci / Foto: Ingo Paszkowsky

Streifzug durch Europa

Wer Potsdam besucht, begibt sich auf eine Reise der Geschichte Europas. Die Schlösser und Gärten erzählen von den Ideen ihrer Schöpfer – offenbaren italienische, französische und englischer Einflüsse. Nicht nur Stadt und Umland sind durch Bauwerke und Parks vielfältig geprägt, auch Kultur und Tradition. Toleranz-, Heiratspolitik und Wirtschaftsförderung der brandenburgischen und preußischen Herrscher brachte Menschen aus vielen Teilen Europas nach Potsdam. Sie brachten ihr Know-how, aber auch ihre Kultur und Lebensweise mit.

Park Sanssouci / Foto: Ingo Paszkowsky
Park Sanssouci / Foto: Ingo Paszkowsky

Den Grundstein für eine größere Einwanderung legte das “Edikt von Potsdam” von Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg, besser bekannt als Großer Kurfürst, in dem den in Frankreich verfolgten Hugenotten die Einwanderung nach Brandenburg erlaubt wurde. Die Flüchtlinge erhielten Privilegien wie Befreiung von Steuern und Zöllen sowie Wirtschaftsförderungen. Rund 20.000 Menschen sollen die Offerte des Großen Kurfürsten angenommen haben. Ein Teil siedelte sich auch in Berlin an – in Französisch-Buchholz.

Schloss Sanssouci - Zeugnis hervorragender Handwerkskunst / Foto: Ingo Paszkowsky
Schloss Sanssouci – Zeugnis hervorragender Handwerkskunst / Foto: Ingo Paszkowsky

Wie bereits bei der Aufnahme der 1671 aus Österreich vertriebenen Juden, erhoffte sich Friedrich Wilhelm von den Einwanderern einen wirtschaftlichen Aufschwung, um die Folgen des Dreißigjährigen Krieges einzudämmern. Seine Rechnung ging auf. Und so stand Potsdam auch künftig Einwandern aus Europa offen. Das Holländische Viertel, die Russische Kolonie “Alexandrowka”, das Böhmische Weberviertel oder das Schweizer Kolonistendorf Nattwerder sind Zeugnis dafür. 

Herbstlicher Park Sanssouci / Foto: Ingo Paszkowsky
Herbstlicher Park Sanssouci / Foto: Ingo Paszkowsky

Viele Wege führen zu Potsdams vielen Sehenswürdigkeiten

Es gibt viele Wege, Potsdam als Besucher zu erkunden. Auf eigene Faust oder mit einer der zahlreichen geführten thematischen Touren, eine Übersicht über die Touren findest Du hier.

Wir betreten den Park Sanssouci über den Marlygarten, den ältesten Teil vom Park Sanssouci, der 1715 angelegt wurde. In der Nähe Von Luisenplatz und Brandenburger Tor. Er diente zur Zeit Friedrich Wilhelm I., dem “Soldatenkönig”, als Küchengarten für den Anbau von Kohl und Rüben für die Schlossküche. Erst durch den Bau der Friedenskirche unter Friedrich Wilhelm IV. erhielt der Park ein andere Funktion. Seit über 300 Jahren wird hier also Gartenbaukunst verschiedener Protagonisten mit wechselnden Stilen, künstlerischen und handwerklichen Ausrichtungen betrieben.

Das Obeliskportal / Foto: Ingo Paszkowsky
Das Obeliskportal / Foto: Ingo Paszkowsky

Einen neuer geführter Spaziergang „Park Sanssouci – vom Handwerk zum Kunstwerk“ wird als öffentliche Führung ab Mai 2023 angeboten. Alexandra Schmöger von der PMSG Potsdam Marketing und Service GmbH sprudeln bei unserem Vorab-Rundgang durch den Park Sanssouci die Informationen nur so heraus. Sie ist Produktentwicklerin bei der PMSG, kreiert spannende Touren und die Tour über das historische Handwerk ist ihr geistiges Baby.

Grottierungsarbeiten an der Bildergalerie im Park Sanssouci / Foto: Ingo Paszkowsky
Grottierungsarbeiten an der Bildergalerie im Park Sanssouci / Foto: Ingo Paszkowsky

Ausgezeichnete Architektur, Gartenbau- und Handwerkskunst entdecken

Friedrich der Große plante 1743 sein Schloss mit der dem Weinbau gewidmeten Terrassenanlage selbst. Später ließ König Friedrich Wilhelm IV. den Garten zwischen dem privaten Schloss Sanssouci und dem Neuen Palais nochmals erheblich erweitern. Friedrichs französischer Lustgarten wurde mit dem malerischen Landschaftspark des 19. Jahrhunderts synergetisch verflochten und um Landschaftsinszenierungen sowie wunderschöne Bauten des Klassizismus und der Romantik ergänzt.

Grottierungen an der Bildergalerie im Park Sanssouci. In dem prachtvollen Galeriebau werden Gemälde von Rubens, van Dyck, Caravaggio und anderen berühmten Künstlern gezeigt. Die 1763 fertiggestellte Galerie war der erste eigenständige Museumsbau in Deutschland. / Foto: Ingo Paszkowsky
Grottierungen an der Bildergalerie im Park Sanssouci. In dem prachtvollen Galeriebau werden Gemälde von Rubens, van Dyck, Caravaggio und anderen berühmten Künstlern gezeigt. Die 1763 fertiggestellte Galerie war der erste eigenständige Museumsbau in Deutschland. / Foto: Ingo Paszkowsky

Besucher können die wechselnden Stile ausgezeichneter Gartenbaukunst entdecken. Und – mit Hilfe sachkundiger Guides – erleben, welche architektonischen Einflüsse jeweils durch welches Handwerk aus welchem Land zu welcher Zeit geprägt wurden. “Was gab es für Handwerksideen”, fragt Alexandra Schmöger rhetorisch. Oder wo steckt Handwerk im Kunstwerk? Wie kam das Handwerk aus Europa nach Potsdam? Gab es reisende Gärtner? Wie grottiere ich eine Mauer? Grottieren? Was soll das denn sein? Vereinfacht gesagt, wird das Objekt mit Drusen, Schnecken, Muscheln, Korallen, Glaskugeln usw. verziert. Die damals Herrschenden, ihre Architekten und Baumeister liebten Grotten, deren Wände dann grottiert wurden. Grotten waren in der Region Berlin-Brandenburg wohl so beliebt, dass es über “Grottenarchitekturen im Gebiet Berlin/Brandenburg” sogar eine Dissertation an der Europa-Universität Viadrina – Frankfurt (Oder) gibt.

Der rund 300 Hektar große Park Sanssouci hat eine Ost-West-Ausdehnung von mehr als zwei Kilometern. Fast 60 Gärtnerinnen und Gärtner pflegen mit großem Können und Engagement die Riesenanlage.

Viele Grottierungen an der Bildergalerie im Park Sanssouci / Foto: Ingo Paszkowsky
Viele Grottierungen an der Bildergalerie im Park Sanssouci / Foto: Ingo Paszkowsky

Historische Mühle Nummer 3

Wir gehen weiter in Richtung Neue Kammern. Ursprünglich ab 1747 für Friedrich den Großen als Orangerie, Theater-, Bankett- und Konzertsaal errichtet, später zu einem Gästeschloss umgestaltet.

Neue Kammern von Sanssouci mit historischer Mühle / Foto: Ingo Paszkowsky
Neue Kammern von Sanssouci mit historischer Mühle / Foto: Ingo Paszkowsky

Kaum zu glauben, direkt hinter dem beeindruckenden Spätwerk des friderizianischen Rokoko sind die Flügel einer alten Mühle zu sehen. Das ist ja so, als würde hinter dem Schloss Bellevue im Berliner Tiergarten, dem Amtssitz des Bundespräsidenten, ein Windrad stehen.

Einerseits wurde mit dem Bau eines Vorläufers der heutigen Historischen Mühle von Sanssouci einige Jahre früher begonnen als mit dem Schloss Sanssouci, andererseits fand Friedrich II. alias “Friedrich der Große” alias der “Alte Fritz”, dass derartige moderne Technikbauwerke eine Zierde seien. Dagegen beschwerten sich die Müller beim Herrscher, dass die Schlossanlage nebst Parkbäumen ihnen den Wind nehmen würde.

Die Historische Mühle ist per Hop on/Hop off erreichbar / Foto: Ingo Paszkowsky
Die Historische Mühle ist per Hop on/Hop off erreichbar / Foto: Ingo Paszkowsky

Damals wurde zunächst eine sogenannte Bockwindmühle errichtet, die erste Mühle an dem Standort, später dann eine höhere Holländermühle vom Typ “Galerieholländer”, die zweite Mühle. Die Holländerwindmühlen mit drehbarer Haube oder Kappe verdrängten damals als modernste Entwicklung klassischer Windmühlen die Bockwindmühlen. Ab 1861 konnte die Mühle als Museum besichtigt werden. Zum Ende des Krieges wurde sie Opfer der Kriegshandlungen und brannte ab.

Alexandra Schmöger, PMSG, und Delef Kein, Sanssouci-Mehl: die Mühle wird nach dem Wind ausgerichtet / Foto: Ingo Paszkowsky
Alexandra Schmöger, PMSG, und Delef Kein, Sanssouci-Mehl: die Mühle wird nach dem Wind ausgerichtet / Foto: Ingo Paszkowsky

Biozertifizierter Mühlenbetrieb

1983, 10 Jahre vor der 1000-Jahr-Feier von Potsdam, begann die örtliche Handwerkskammer mit ersten Instandsetzungsarbeiten. Es fehlten die historischen Baupläne, alte Fotos mussten als Ersatz herhalten, und vor allen Dingen Geld. Erst nach der Wende konnte der Aufbau von Windmühle Nummer 3 fortgesetzt und 1993 abgeschlossen werden.

Detlef Kein, Müller der Historischen Mühle: Ist der Wind zu stark, werden die Segel nicht gerefft wie auf einem Segelschiff, sondern eingerollt. / Foto: Ingo Paszkowsky
Detlef Kein, Müller der Historischen Mühle: Ist der Wind zu stark, werden die Segel nicht gerefft wie auf einem Segelschiff, sondern eingerollt. / Foto: Ingo Paszkowsky

Abmessungen und Gewichte hören sich mächtig gewaltig an. Die Historische Mühle hat eine Gesamthöhe von 35,45 Metern, die Galerie befindet sich auf einer Höhe von über 10 Metern, das Flügelkreuz wartet mit einem Durchmesser von 24 Metern auf und die Flügel wiegen zusammen zwei Tonnen. Das Gewicht der ausgestellten Mühlsteine beträgt jeweils über eine Tonne.

Die Flügel drehen sich übrigens – wie bei den meisten Mühlen – entgegen dem Uhrzeigersinn. Die Arbeitsdrehzahl beträgt in der Müllersprache 60 Enden, das sind 60 Flügeldurchgänge pro Minute. Bei den vier Flügeln sind das also 15 Umdrehungen in der Minute. Mit der Mühle kann ab Windstärke drei bis maximal acht gearbeitet werden.

In der Historischen Mühlen wird tatsächlich Korn gemahlen / Foto: Ingo Paszkowsky
In der Historischen Mühlen wird tatsächlich Korn gemahlen / Foto: Ingo Paszkowsky

Als wir die Mühle betreten, bewegen sich die Flügel kaum. Später kommt zunächst ein Lüftchen auf, als Müller Detlef Kein die historischen Mahlprozesse erläutert. Die Flügel drehen sich gemächlich und im Abstand von einigen Sekunden verdunkeln sie kurz die Fenster im 5. Boden, dem sogenannten Mahl- oder Steinboden. Plötzlich frischt der Wind auf und die Umdrehungszahl nimmt zu, ähnlich einem Stroboskoplicht ist es in kurzer Abfolge in dem Mühlenraum hell und dunkel. Wird der Wind zu stark, kann Detlef Kein die Windangriffsfläche verringern, indem die Segeltücher teilweise oder ganz eingerollt werden und so eine Art Fensterladen von den Flügel entfernt werden.

Müller Detlef Kein - so ein Mühlstein wiegt über eine Tonne / Foto: Ingo Paszkowsky
Müller Detlef Kein – so ein Mühlstein wiegt über eine Tonne / Foto: Ingo Paszkowsky

In der Historischen Mühle werden die Brotgetreidearten Bio-Roggen, Bio-Weizen und Bio-Dinkel verarbeitet. Seit 2011 ist der Mühlenbetrieb biozertifiziert. Das Mehl kann man direkt vor Ort in der Mühle erwerben. Weiterverarbeitet werden die Produkte u.a. von der Bio-Bäckerei Frank Fahland.

Im Auftrag der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg wird die Mühle von der Mühlenvereinigung Berlin-Brandenburg e.V. als Museum betrieben.

Historische Mühle Potsdam / Foto: Ingo Paszkowsky
Historische Mühle Potsdam / Foto: Ingo Paszkowsky

Exzellenter Wein vom Königlichen Weinberg

Weinanbau in unseren vergleichsweise nordischen Breiten galt lange Zeit als unmöglich. Moment mal! Aber der Park Sanssouci mit seinen vielen Traubenspalieren? Ja, bereits 1768 ließ Friedrich der Große einen Weinberg nach rheinischer Art am Südhang des Potsdamer Klausbergs einrichten. Nur handelte es sich dabei um Tafeltrauben, die für den Verzehr bestimmt waren. Mehr als 40 Rebsorten hat man nach dieser langen Zeit noch gefunden, erzählt Andreas Kramp. Seines Zeichens als Mitarbeiter der gemeinnützigen Mosaik-Berlin GmbH Verantwortlicher des Königlichen Weinbergs.

Belvedere Klausberg. Rosen werden schneller vom Mehltau befallen als Weinstöcke. Die Winzer wurden dadurch rechtzeitig vor dem Befahl der Schädlinge gewarnt. / Foto: Ingo Paszkowsky
Königlicher Weinberg. Rosen werden schneller vom Mehltau befallen als Weinstöcke. Die Winzer wurden dadurch rechtzeitig vor dem Befahl der Schädlinge gewarnt. / Foto: Ingo Paszkowsky

Nach der Abdankung des Kaiser und dem Ende der Monarchie verloren die königlichen Nutzgärten ihre ursprüngliche Funktion, nämlich die Versorgung des Hofes mit frischem Obst und Gemüse. Dennoch wurde dort regelmäßig weiter Tafelwein angebaut. Bei den Kriegshandlungen gegen Ende des Zweiten Weltkrieges aber wurde die Anlage stark zerstört und verfiel zu DDR-Zeiten weiter.

Belvedere Klausberg. Rebsorte Cabernet Blanc / Foto: Ingo Paszkowsky
Rebsorte Cabernet Blanc / Foto: Ingo Paszkowsky

Nach der politischen Wende ging es mit dem Königlichen Weinberg wieder aufwärts. Die wirtschaftliche Wende für das Areal brachte die Partnerschaft zwischen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten und der Mosaik-Berlin gGmbH im Jahre 2006. Letztere bewirtschaftet mit ihren Gärtnerinnen und Gärtnern den königlichen Hügel. Seitdem wurden mehr als 3.000 Rebstöcke der Sorten Regent, Phoenix und Cabernet Blanc und etwa 200 Obstbäume gepflanzt. Außerdem noch rund 40 historische Rebstöcke. 

Belvedere Klausberg / Foto: Ingo Paszkowsky
Belvedere Klausberg / Foto: Ingo Paszkowsky

Dem Mehltau ein Schnippchen schlagen

Was ist übrigens der Unterschied zwischen Tafel- und Weintrauben? Tafeltrauben sind für den direkten Verzehr gezüchtet. Sie haben mehr Fruchtfleisch als Weintrauben, weniger Saft, wenig Säure, eine etwas dickere Haut und möglichst keine Kerne. Weintrauben zur Weingewinnung sind sozusagen das Gegenteil, außerdem kommt es bei ihnen auch mehr auf das Süße-Säure-Spiel an. Tafeltrauben sind auch nicht so anfällig gegen die Rebkrankheiten Echter und Falscher Mehltau. Nun gibt es auch Weinreben, die eine besondere Widerstandskraft gegen den Mehltau haben, die sogenannten PiWis. PiWi steht für pilzwiderstandsfähige Rebsorten, deren Anbaufläche laut Deutschen Weininstitut jedes Jahr größer werde. Das Deutsche Wieninstitut zählt auf seiner Webseite als häufigste Piwi-Rebsorten Cabernet Blanc, Solaris, Souvignier Gris, Muscaris, Regent, Cabernet Cortis, Calardis Blanc, Laurot, Satin Noir und Sauvignac auf.

Neben dem Königlichen Weinberg bewirtschaftet die Mosaik gGmbH auch noch einen kleinen Weinberg in Gräbendort. Obwohl die Anbauflächen gering sind, verfüge man in der Region über die fünftgrößte Anbaufläche, schmunzelt Andreas Kramp. Im vergangenen Jahr erzeugten sie immerhin 10.000 Flaschen (0,5 Liter) hervorragenden Weines. Diese sind zu Preisen von 13 bis 16 Euro pro Flasche im Online-Shop und im Laden erhältlich. Keine Schnäppchenpreise, aber es sind tatsächlich vorzügliche Weine – und Du tust ein gutes Werk. Erfahre mehr über Mosaik e.V.

Um eine Rebstockpatenschaft abzuschließen, braucht man kein Prominenter sein, wie unser gegenwärtiger Bundespräsident, siehe obiges Foto. Je nach Geldbeutel (von 30 Euro bis 70 Euro) und Lust gibt es gestaffelte Rebstockpatenschaften: https://www.koeniglicher-weinberg.de/koeniglicher-weinberg/patenschaften/rebstockpatenschaften/

Anreise: Königlicher Weinberg, Klausberg, Maulbeerallee, 14469 Potsdam, E-Mail: weinberg@mosaik-berlin.de. Von Berlin kommend: S7 bis Potsdam Hauptbahnhof, von dort mit Bus 695 bis Haltestelle Drachenhaus

Besuch des historischen Weberviertels in Potsdam Babelsberg

Nachdem wir etwas eingetaucht sind in das Handwerk der Winzer, wechseln wir das Gewerk und schauen uns bei den Webern um. Einen ausführlichen Besuch wert ist nämlich auch das historische Weberviertel in Potsdam-Babelsberg. Weberhäuschen und Straßennamen wie Tuchmacher-, Garn- und Spindelstraße erinnern an die alte Weberkolonie Nowawes, böhmische Übersetzung von Neuendorf. 1750 erteilte Friedrich II. den Befehl zum Bau einer Weber- und Spinnerkolonie für böhmische Exulanten in “Böhmisch-Neuendorf bey Potsdam”. Im Zeitraum von 1751 bis 1766 entstanden 210 Kolonistenhäuser. Friedrich II. schaffte mit der Schenkung von Haus und Garten für die wegen ihres Glaubens vertriebenen Böh­men einen wesentlichen Anreiz, sich in Brandenburg anzusiedeln. Er gewährte den böhmischen Protestanten Steuer- und Religionsfreiheit, jedem wurde ein kleines Weberhaus mit einem Stück Land im Standardmaß von 75 Metern Länge und 27,5 Metern Breite geschenkt, was über 2000 Quadratmeter sind.

Im Museum Nowaweser Weberstube / Foto: Ingo Paszkowsky
Im Museum Nowaweser Weberstube / Foto: Ingo Paszkowsky

Wir treffen Andreas Huxol, Vorstandsmitglied des Vereins “Förderkreis Böhmisches Dorf Nowawes und Neuendorf”, in der Weberstube Nowawes. Huxol ist ein wandelndes Nowawes-Lexikon. Das heutige Haus ist ein Museum. Es handelt sich nur um die südliche Hälfte des ursprünglich 24,5 Meter langen Hauses. Dessen nördliche Hälfte wurde um 1900 abgebrochen und die Fläche mit dem viergeschossigen Gründerzeitgebäude Nr. 24 überbaut. Der Weber Wentzel Sowtscheck aus Königgrätz (Hradec Krälové) in Böhmen war der Ersteigentümer. Er besaß zwei Webstühle. In Regel besaßen Weber einen Webstuhl, aber manche auch zwei oder drei, erzählt Andreas Huxol. Diese befanden sich in der guten Stube. Die Eltern mit den kleinen Kinder schliefen in einer Kammer im hinteren Teil der Haushälfte. Häufig schliefen Weberfamilie auch auf dem Rohmaterial Baumwolle. Während die größeren Kinder meist unter dem Dach nächtigten.

Nowaweser Weberstube, Vorstandsmitglied Andreas Huxol
Nowaweser Weberstube, Vorstandsmitglied Andreas Huxol

Nicht alle Bewohner von Nowawes waren Böhmen, der überwiegende Teil, rund zwei Drittel, stammte zwar aus Böhmen, aber die anderen Menschen waren deutschsprachig, zum Beispiel Handwerker aus Baden-Württemberg, erzählt Andreas Huxol.

Den Mittelpunkt der Besiedlung bildete der Weberplatz, der aus religiösen Gründen dreieckig ausgeführt war. Auf dem Weberplatz steht die von Jan Bouman 1752/53 erbaute Friedrichskirche. Zunächst gab es die Gottesdienste abwechselnd in böhmischer und deutscher Sprache. Später nur noch deutschsprachig.

Weberstube Nowawes

Karl-Liebknecht-Straße 23, 14482 Potsdam, Tel.: +49 331 70 70 59, E-Mail: fk-boehmisches-dorf@t-online.de

Geöffnet ist die Weberstube Dienstag bis Donnerstag von 13 bis 16 Uhr

(Außerhalb der Öffnungszeiten können Stadtteilführungen vereinbart werden!)​

Böhmischer Weihnachtsmarkt

Auch in diesem Jahr findet der Böhmische Weihnachtsmarkt im historischen Weberviertel Potsdam-Babelsberg statt.  Auf dem Weberplatz präsentieren Handwerker, Händler, Künstler und Gastwirte böhmische Traditionen. Am ersten Advents-Wochenende können sich besonders die jüngsten Besucher auf die Böhmische Kristallfee freuen. Böhmische Musikgruppen verbreiten an allen sechs Tagen weihnachtliche und böhmische Stimmung.

Termin: 25.11.2022 bis 27.11.2022 und 2.12.2022 bis 4.12.2022

Öffnungszeiten: Freitag: 17-20 Uhr, Samstag: 11-22 Uhr und Sonntag: 11-19 Uhr

Gebaut für Niederländer – das Holländer-Viertel

“Soldatenkönig” Friedrich Wilhelm I. wollte den großen wirtschaftlichen Erfolg seines Großvaters, des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm, den dieser mit der Ansiedlung der Hugenotten erzielt hatte, wiederholen. Bloß dieses Mal sollten es Niederländer sein. Kultur, Know-how und Handwerker aus den Niederlanden waren damals sehr angesagt, denn die Wirtschaft der Holländer brummte.

Zunächst warb der Soldatenkönig den Holländer Jan Bouman an, seines Zeichens Fachmann für Zimmerer-, Tischler- und Schiffsbauhandwerk. Eine gute Wahl, wie sich nachträglich zeigte. Schon früh kam Bouman in Amt und Würden . Er hinterließ zahlreiche bedeutende Bauwerke in Berlin und Potsdam, z.B. die Friedrichskirche im Weberviertel. Das erste Projekt sollte eine Stadterweiterung in Potsdam um das Holländische Viertel sein, in dem sich die herbeigesehnten Handwerker aus Holland wohl fühlen sollten. Dazu mussten auch feuchte Wiesen entwässert werden, was Holländer von je her gut konnten, ringen sie doch stets mit dem Wasser um Land. Viele Gebäude sollen deswegen auch auf Eichenstämmen gegründet sein.

134 Häuser wurden errichtet, aber nur schätzungsweise 54 Familien kamen – die genaue Zahl ist nicht verbürgt – obwohl König Friedrich Wilhelm I. zahlreiche Anreize schuf. Potsdam war Garnisonsstadt, die Einwohner mussten üblicherweise Einquartierungen hinnehmen. Die zuziehenden Holländer waren von Einquartierungen befreit und bekamen zudem noch Startgeld. In die verbliebenen Häuser zogen dagegen Handelsvertreter aus Frankreich und Deutschland, Künstler und Soldaten ein.

Jan Bouman Haus. Alexandra Schmöger erläutert die Architektur des Holländischen Viertels / Foto: Ingo Paszkowsky
Jan Bouman Haus. Alexandra Schmöger erläutert die Architektur des Holländischen Viertels / Foto: Ingo Paszkowsky

Museum Jan Bouman Haus

In der Mittelstraße 8 steht ein Haus mit einem großen Anteil an originaler Bausubstanz. In Würdigung des großen Baumeisters trägt es den Namen Jan Bouman Haus und ist nun Museum.

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 13.00 – 18.00 Uhr, Wochenende & Feiertags 11.00 – 18.00 Uhr

Eintrittspreise: Erwachsene  3,00 €, Ermäßigung  2,00 €*, Kinder bis 12 Jahre frei

*Ermäßigungsberechtigt sind Rentner, Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger, Behinderte, Schüler, Studenten. Es gibt ermäßigte Preise für Gruppen

Eng mit der niederländischen Kultur verbunden sind im Viertel das Tulpenfest im April und das Sintaklaasfest im Dezember. Der Sintaklaas-Weihnachtsmarkt findet 2022 am 10. und 11. Dezember statt.

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Holland und den Niederlanden? Die Niederlande bestehen aus insgesamt 12 europäischen Provinzen, zusammen mit den drei karibischen Inseln Bonaire, Sint Eustatius und Saba. Zum Königreich der Niederlande zählen zudem noch die Karibik-Inseln Aruba, Curaçao und Sint Maarten.

Viele Menschen verwenden den Begriff Holland, wenn Sie eigentlich die Niederlande meinen. Selbst Holländer und Niederländer tun dies. Holland besteht aber nur aus den beiden Provinzen Noord- und Zuid-Holland.

Sehr lustig erklärt wird dieser Tatbestand im Video Holland vs the Netherlands auf Youtube (in englischer Sprache)

Ingo Paszkowsky

Titelfoto / Einfach schön – Schloss und Park Sanssouci / Foto: Ingo Paszkowsky


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