Moderne Installation / Foto: Ingo Paszkowsky
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Polen: Die schöne Altstadt von Poznan entdecken

Städte-Trips sind beliebt und erfreuen sich steigender Beliebtheit. Gerade in unserem östlichen Nachbarland Polen gibt es in dieser Hinsicht viele interessante Reiseziele. Poznan ist so ein bemerkenswertes Reiseziel, denn die Stadt verfügt über eine sehr sehenswerte historische Altstadt. Und auch im Umland gibt es viel zu entdecken.

(Dieser Beitrag enthält Werbelinks, die mit einem Sternchen (*) versehen sind. Wir finanzieren unsere Arbeit auch über sogenannte Affiliate-Links. Hier erfährst Du mehr.)

Posen liegt nicht weit weg von Berlin, ist leicht zu erreichen mit der Bahn, mit dem Auto und für weiter entfernte Anreisen auch mit dem Flugzeug. (Sieh auch unseren Anreisetipp am Ende des Beitrags.)

Machen wir uns auf dem Weg, die Altstadt zu erkunden. Ausgangspunkt ist unser Hotel Novotel, das unmittelbar an die Altstadt grenzt. Novotel-Hotels, sind meist gehobene Mittelklasse und gehören zum Accor-Konzern. Im gleichen Hotel-Gebäude ist auch das etwas preiswertere Hotel ibis beheimatet. Die Zimmer in den oberen Stockwerken mit einer tollen Aussicht über Poznan sind den Gästen des Novotel vorbehalten. Wer einen Blick von seinem Hotelzimmer über die Altstadt von Poznan haben möchte, sollte dies bei der Reservierung oder spätestens dem Check-in den Hotel-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mitteilen. Sonst streift der Blick aus dem Hotelzimmer über das Neubaugebiet von Poznan.

Gute Aussichten von den oberen Etagen im Novotel / Foto: Ingo Paszkowsky
Gute Aussichten von den oberen Etagen im Novotel / Foto: Ingo Paszkowsky

Die Zimmer sind gemütlich, praktisch eingerichtet und sehr sauber. Beim Frühstück und beim Essen im Restaurant kannst Du aus einem großen, reichhaltigen Angebot auswählen – und es schmeckt sehr gut.

Fair Trade-Pflegeprodukte im Novotel Poznan / Foto: Ingo Paszkowsky
Fair Trade-Pflegeprodukte im Novotel Poznan / Foto: Ingo Paszkowsky

Zu den Frühstückszeiten waren die vier Hotelfahrstühle jedoch etwas überfordert. Einer zeigte, egal in welchem Stockwerk er sich tatsächlich befand, immer die gleiche Stockwerksnummer. Ein anderer Lift öffnete und schloss die Türen dreimal hintereinander, bis er anschließend nach einem kurzen Alarmsignal dann tatsächlich problemlos die Hotelgäste beförderte. Obwohl, richtig steckengeblieben sind wir freilich nicht. Dennoch, eine Überholung der Fahrstühle dürfte das Wohlbefinden der Hotelgäste bestimmt steigern.

Hier könnt ihr euer Zimmer im Novotel Poznan Centrum* oder im Schwesterhotel Novotel Poznan Malta* buchen.

Hotel Novotel in Poznan. Ausblick auf die Altstadt bieten die Zimmer auf der gegenüberliegenden Seite / Foto: Ingo Paszkowsky
Hotel Novotel in Poznan. Ausblick auf die Altstadt bieten die Zimmer auf der gegenüberliegenden Seite / Foto: Ingo Paszkowsky

Alte Brauerei: Architektur und Kultur – Shopping und Restaurants

Beginnen wir unseren Erkundungstrip mit der Alten Brauerei, Stary Browar, gegenüber unseres Hotels. Das Gebäude, in dem längst kein Bier mehr gebraut wird, ist inzwischen ein großes modernes Shopping-Center. Die Architektur der alten Brauerei knüpft an den Industriebau des 19. Jahrhunderts an. Das Konzept besticht durch die Verbindung moderner Architektur und mit der industriellen Geschichte des Ortes. Viele Ecken und Winkel beherbergen Erinnerungsstücke aus der Zeit des Bierbrauens.

Überall im Komplex stößt der Besucher auf moderne Kunstobjekte. Es gibt sogar einen Hof der Kunst. Das mehrfach ausgezeichnete Center wurde von einheimischen Architekten entworfen. Mit seinen mehr als 200 Geschäften und Gaststätten sowie Cafés zählt es rund neun Millionen Besucher im Jahr.

Fotos Alte Brauerei

Kaiserschloss ist jetzt Kulturzentrum

Die Stadt Posen war zu preußischen Zeiten die Hauptstadt der Provinz Posen und eine preußische Festung gegen das zaristische Russland. “30 Prozent der Bevölkerung waren zu dieser Zeit deutsche Soldaten”, erzählt Stadtführerin Katarzyna Tymek. Viele Deutsche sind jedoch damals weggezogen, trotz Zulagen und einer “Ansiedlungsbehörde”, weil die gesamte Stadt eine Festung war und wenig Lebensqualität bot. “Es gab eine regelrechte Ostflucht”, weiß Katarzyna. Anfang des 20. Jahrhunderts erlaubte der Kaiser schließlich den Abriss der äußersten Mauern, was der Attraktivität der Stadt entgegenkam.

Posen war Residenzstadt des Kaisers und so gab es auch ein Kaiserschloss. Das Kaiserschloss für Kaiser Wilhelm II. ist die letzte fertiggestellte und zugleich jüngste Herrscherresidenz in Europa.

Ehemaliges Kaiserschloss in Poznan / Foto: Ingo Paszkowsky
Ehemaliges Kaiserschloss in Poznan / Foto: Ingo Paszkowsky

Nach dem Ersten Weltkrieg erlangte Polen seine Unabhängigkeit wieder. Im Posener Aufstand oder auch Großpolnischen Aufstand von Ende 1918 bis Mitte Februar 1919 kämpften Polen für eine Eingliederung der mehrheitlich polnischsprachigen preußischen Provinz Posen und damit der Region Großpolen in den wiedererstandenen polnischen Staat. Der Aufstand endete mit einem militärischen und politischen polnischen Sieg.

Mehr über den Posener Aufstand bei Wikipedia

In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen fungierte das Schloss als Residenz für den Präsidenten der Republik Polen; einen Teil der Räumlichkeiten benutzte die Posener Universität. Absolventen der mathematischen Fakultät der Universität Poznan knackten in den 30er Jahren als erste den deutschen Enigma-Code.

Heute dient das Schloss als Kulturzentrum mit Ausstellungen und Konzerten, Kino und Theater. Ein Highlight ist das Enigma-Chiffrierzentrum.


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Fotos ehemaliges Kaiserschloss

Die ersten Enigma-Code-Knacker

Die Enigma-Chiffrier-Maschine ist wohl jedem ein Begriff. In unserem Gedächtnis ist vermutlich eher der britische Mathematiker Alain Turing, der mit seinem Team als der Entschlüsseler der Rotor-Schlüsselmaschine gilt. Mindestens zwei Spielfilme griffen die spannende Thematik um die britischen Codeknacker (codebreaker) auf: Enigma – Das Geheimnis, aus dem Jahr 2001, und The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben, aus dem Jahr 2014. Turing beschäftigte sich mit der Entschlüsselung der weiterentwickelten Enigma-Modelle.

Die ersten Enigma-Code-Knacker waren aber polnische Wissenschaftler. Das Wissenschaftszentrum würdigt die Pionierleistung der polnischen Mathematiker um Marian Rejewski. Ohne ihre Arbeit, die seit 1932 im sogenannten Biuro Szyfrów (Chiffrenbüro) in der großpolnischen Hauptstadt stattfand, hätte die berühmte deutsche Rotorverschlüsselungsmaschine Enigma nicht oder zumindest nicht so zeitig geknackt werden können.

Enigma-Modell im U-Boot: im Museum ist ein Raum dem Innern eines U-Boots nachempfunden / Foto: Ingo Paszkowsky
Enigma-Modell im U-Boot: im Museum ist ein Raum dem Innern eines U-Boots nachempfunden / Foto: Ingo Paszkowsky

Der Anfang der 1920er Jahre entwickelte Enigma-Code sollte später als erste nichtmanuelle Verschlüsselungstechnik die kriegswichtigen Funksprüche von deutscher Wehrmacht und Geheimdienst abhörsicher machen. Rejewski gelang es, gemeinsam mit seinen Mitarbeitern Jerzy Różycki und Henryk Zygalski, die Verschlüsselungsmechanismen mathematisch aufzulösen. So konnten sie Dechiffriermaschinen bauen und die deutschen Funksprüche entziffern.

Das Wissenschaftszentrum wurde im ehemaligen Collegium Martineum eingerichtet. Dieses war 1950 an der Stelle des früheren Generalstabsgebäudes nahe des Kaiserschlosses entstanden, in dem sich das Biuro Szyfrów befunden hatte.

Ein Raum der Ausstellung ist sogar dem Inneren eines U-Boots nachempfunden / Foto: Ingo Paszkowsky
Ein Raum der Ausstellung ist sogar dem Inneren eines U-Boots nachempfunden / Foto: Ingo Paszkowsky

Spannende interaktive Ausstellung

Die Ausstellung gliedert sich in drei Bereiche. Der erste Teil beginnt in der Antike und erzählt die Geschichte der ersten Verschlüsselungstechniken. Er ist interaktiv aufgebaut und lädt dazu ein, sich selbst am Ver- und Entschlüsseln von Botschaften zu üben.

Der zentrale Bereich ist den polnischen Wissenschaftlern des Biuro Szyfrów gewidmet. Besucher können dort Nachbauten der Enigma sowie ihrer dechiffrierenden Gegenstücke sehen und diese auch ausprobieren. Die Räume dieses Teils wurden nach Originalbildern aus den 1930er und 1940er Jahren eingerichtet. Multimedia-Installationen und holographische Projektionen sorgen für ein intensives Erlebnis. Die spannenden Multimedia-Inhalte sind für die Interaktion aufbereitetet. Du erfährst nicht nur viel über Verschlüsselung, sondern kannst auch interaktiv Verschlüsselungsaufgaben lösen. Ein Raum ist sogar dem Inneren eines U-Boots nachempfunden.

Für ein unterhaltsames und spannendes Entdeckungserlebnis sorgen die elektronischen Sprachguides, auch in deutscher Sprache. Sie erkennen selbständig vor welchem Ausstellungsstück man sich befindet und spielen automatisch den richtigen Text ab.

Der dritte Teil will den Bogen in die Gegenwart schlagen und der Frage nachgehen, welchen Einfluss das Werk der polnischen Wissenschaftler auf die Entwicklung unserer digitalen Zeit hat. Das Zentrum bietet zudem Räume für Veranstaltungen sowie pädagogische Workshops. Die gesamte Ausstellung ist barrierefrei gestaltet.

Fotos ENIGMA-Museum

beenhere

Tipp: ENIGMA-Museum

Nimm Dir die Zeit und besuche das Enigma-Chiffrierzentrum (Enigma Cipher Centre – Centrum Szyfrów Enigma).

Der wissenschaftliche Spirit von Poznan konnte in die Jetztzeit übertragen werden. Heute verfügt die Stadt über acht Universitäten und 20 private Hochschulen für nahezu jede Wissenschaftsdisziplin mit rund 110.000 Studenten bei einer Bevölkerung von etwa 540.000. Die Zahlen sind geschätzt, weil es in Polen keine Meldepflicht gibt.

Schloss ist jetzt Kulturzentrum

Nach der Besetzung Polens während des Zweiten Weltkrieges veranlasste Adolf Hitler den Ausbau des Posener Schlosses zu einer repräsentativen „Führerresidenz“. Der Innenausbau der Prachträume wurde noch bis zum Sommer 1944 vorangetrieben. Interessant, dass bis zu diesem Zeitpunkt die Nazis immer noch dachten, sie würden ihren Vernichtungskrieg gewinnen.

Ursprünglich sollte das Schloss nach dem Krieg gesprengt werden, aber nirgendwo ließ sich eine entsprechende Sprengstoffmenge auftreiben, erzählt Stadtführerin Katarzyna. Auch wegen des enormen Raummangels im schwer zerstörten Posen entschieden sich die polnischen Behörden, das Schloss weiter zu benutzen. Erstaunlicherweise ist vieles aus dieser Schreckenszeit des Nationalsozialismus erhalten geblieben. Im Zuge der Wiederherstellungsarbeiten wurde der durch die Kriegshandlungen zerstörte Turm um zwanzig Meter verkürzt und viele Räume im Original restauriert.

Der Eintritt in das Kulturzentrum kostet 60 Zl.

Okrąglak ist das Symbol der Poznaner Moderne. Der Rundbau wurde von dem Architekten Marek Leykman entworfen. Obwohl das Gebäude in der Zeit des Sozialistischen Realismus entstanden ist (1949-54), sind darin alle Merkmale der klassischen Moderne enthalten. Beeindruckend ist nicht nur die Involvierung des Bauwerkes in die Bebauung aus dem 19. Jahrhundert, sondern auch die Architektur im Innern. / Foto: Ingo Paszkowsky
Okrąglak ist das Symbol der Poznaner Moderne. Der Rundbau wurde von dem Architekten Marek Leykman entworfen. Obwohl das Gebäude in der Zeit des Sozialistischen Realismus entstanden ist (1949-54), sind darin alle Merkmale der klassischen Moderne enthalten. / Foto: Ingo Paszkowsky
Okrąglak ist das Symbol der Poznaner Moderne. / Foto: Ingo Paszkowsky
Okrąglak ist das Symbol der Poznaner Moderne. / Foto: Ingo Paszkowsky

1000 Jahre Geschichte – multimedial und interaktiv

Es ist das wahrscheinlich bestbesuchte Museum in Poznan – das Brama Poznania ICHOT, das Posener Tor. Und dabei sind dort nicht einmal viele Exponate ausgestellt. Porta Posnania ist das erste Zentrum für Kulturerbe in Polen. In einem spektakulären Museumsbau erzählt die Ausstellung anhand multimedialer und interaktiver Installationen die Geschichte der Dominsel und von den Anfängen des polnischen Staates. Der Ort besitzt eine große Bedeutung für die nationale Identität der Polen.

Blick auf Brama Poznania ICHOT Interaktives Zentrum für die Geschichte von der Bischof Jordan-Brücke, deren Geländer voll von Erinnerungsschlössern ist / Foto
Blick auf Brama Poznania ICHOT Interaktives Zentrum für die Geschichte von der Bischof Jordan-Brücke, deren Geländer voll von Erinnerungsschlössern ist / Foto

Zur Besichtigung steht ein Audioguide – auch in deutscher Sprache – zur Verfügung. Der Besuch des Museums ist in zwei Abschnitte gegliedert: eine einzigartige Ausstellung im minimalistischen Gebäude des Posener Tores und die ein Spaziergang über die Dominsel mit Besuch der Kathedrale.

Es besteht die Möglichkeit, Führungen durch die Ausstellung in deutscher Sprache sowie von thematischen Rundgängen auf der Dominsel in deutscher oder englischer Sprache vorzubestellen.

Neben der Hauptausstellung gibt es Wechselausstellungen, Workshops, Konzerte, Bildungs- und Kulturveranstaltungen.

Fotos Brama Poznania ICHOT

Außerdem ist das Posener Tor Startpunkt für eine Besichtigung der Dominsel und der Route der Könige und Kaiser.

beenhere

Tipp: Thematische Routen

Poznan lässt auch hervorragend mit thematischen Routen erkunden, beispielsweise die eben erwähnte
Route der Könige und Kaiser (in englischer Sprache),
die Route wichtiger Frauen Poznans,
die Route über jüdische Geschichte
und weitere.
Auf der Webseite https://trakt.poznan.pl/en/article/106 kannst Du Info-Broschüren über diese und weitere Routen herunterladen.

Große Teile der Altstadt sind saniert, aber es gibt noch einiges zu tun / Foto: Ingo Paszkowsky
Große Teile der Altstadt sind saniert, aber es gibt noch einiges zu tun / Foto: Ingo Paszkowsky

Zwei Ziegenböckchen sorgen für Emotionen

Die Attraktion schlechthin ist der zentrale Altmarkt mit dem schönsten Renaissance-Rathaus nördlich der Alpen. Derzeit ist ein Teil des Straßenpflasters aufgerissen, ein Besuch ist dennoch möglich. Täglich kurz vor 12 Uhr versammeln sich vor dem Rathaus Menschenmassen. Sie wollen zwei Ziegenböckchen miteinander kämpfen sehen. Pünktlich zum Glockenschlag der Rathausuhr öffnen sich kleine Türen oberhalb der Kirchturmuhr und die beiden Ziegenböckchen blicken zunächst auf die aufgeregte, erwartungsvolle Menge herab, in der gefühlt jeder, seine Handy-Kamera auf den Turm gerichtet hat.

Zum spielerischen Kampf der Ziegenböckchen ertönt ein Turmbläser. Was will man mehr? / Foto: Ingo Paszkowsky
Zum spielerischen Kampf der Ziegenböckchen ertönt ein Turmbläser. Was will man mehr? / Foto: Ingo Paszkowsky

Dann beginnt es, die vom Turmuhrwerk gesteuerten Ziegenböckchen stoßen 12 Mal mit den Hörnern gegeneinander. Bereits 1551 wurde auf dem Rathaus die Turmuhr mit den Ziegenböckchen installiert. Als wir im Mai dort waren, musizierte sogar ein Turmbläser dazu – tolles Erlebnis.

Natürlich gibt es zu solch einer Sehenswürdigkeit eine Legende. Und die geht so: Nach der Fertigstellung der Rathausuhr sollte diese den Ratsherren und dem Woiwoden von Posen bei einem Festmahl präsentiert werden. Wegen einer Unachtsamkeit des Küchenjungen verbrannte jedoch die für das Festessen vorgesehene Rehkeule. Der Küchenjunge stahl dann in seiner Not zwei Ziegenböckchen, die als Ersatz gebraten werden sollten. Die beiden „spielten“ aber nicht mit, flohen auf den Rathausturm und hatten nichts Besseres zu tun, als auf einem Gesims ihre Hörner aneinander zu stoßen. Das blieb den angekommenen Gäste nicht verborgen und sorgte für Heiterkeit. Und so ließ der Woiwode an die Uhr zusätzlich noch einen entsprechenden Mechanismus mit Ziegenböckchen anbringen. Eine schöne Geschichte.

Eine Horror-Geschichte ist der Krieg Russlands gegen die Ukraine. Polen hat sehr viele Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen und die polnische Regierung ist eine der engsten Verbündeten der Regierung der überfallenen Ukraine. Die Solidarität spiegelt sich auch überall in der Öffentlichkeit wider. Man sieht ukrainische Fahnen oder andere Zeichen in den Nationalfarben der Ukraine. Und so tragen auch die beiden Ziegenböckchen entsprechende Bändchen.

Katarzyna Tymek berichtet von Absagen deutscher Touristen, die befürchten, die Polen hätten genug mit den Flüchtlingen zu tun und könnten sich nicht mehr ausreichend um Touristen kümmern. Dies stimmt nicht, sagt Katarzyna, nach wie vor freuen sich die Polen und die touristischen Betriebe über Touristen.

Sieh auch unser Ziegenböckchen-Video in unserem Youtube-Kanal

Rathaus in Poznan mit Rathausuhr – hier geht es zum Video auf Youtube / Foto: Ingo Paszkowsky

Fotos Rathausuhr mit Ziegenböckchen und Hörnchen-Bäckerei

Martinshörnchen – das leckerste Wahrzeichen von Poznan

Das Martinshörnchen (Rogal świętomarciński) als Kulturgut steht den Sehenswürdigkeiten in nichts nach. Es wird aus Plunderteig und Weißmohn zubereitet. Heutzutage ist es eines der berühmtesten Gebäcke Polens, das in der EU zu den Produkten mit geschützter Herkunftsbezeichnung gehört. Aus diesem Grunde darf es nur in Poznan und Teilen der Woiwodschaft Wielkopolska (Großpolen) nach genauen Rezepten gebacken werden. Außerdem benötigen die Bäckereibetriebe dafür eine Genehmigung.

Um den Martinstag gibt es in Mitteleuropa verschiedene Bräuche. Der um die Posener Martinshörnchen leitet sich aus folgender Geschichte ab. Der heilige Martin war ein römischer Soldat, der eines Tages am Stadttor von Amiens einen in Lumpen gehüllten Bettler sah. Er trennte mit seinem Schwert die Hälfte seines Mantels ab und gab sie dem Bettler. Diese Handlung wiederholte der Pfarrer der Martinskirche jedes Jahr. 1981 inspirierte dies den Bäcker Walenty auch etwas Gutes zu tun. Die ausführliche Legende über das leckere Hörnchen kannst Du auf einer touristischen Webseite der Region Großpolen nachlesen.

In der Tat hatte wohl ein Bäcker aus Poznań namens Józef Melzer 1891 die Idee, Martinshörnchen zu backen. Die Hörnchen wurden am 11. November nach der Kirchweihmesse an die Armen verteilt. Inzwischen essen die Bewohner von Poznań jedes Jahr rund 300 Tonnen dieses Leckerbissens. Allein um den 11. November sollen es rund 1,25 Mio. Hörnchen sein, die von den Einwohnern und Gästen genüsslich verzehrt werden. Der 11. November ist übrigens zugleich Polens Unabhängigkeitstag.

Während der Backshow im Hörnchenmuseum ist Mitmachen gefragt / Foto: Ingo Paszkowsky
Während der Backshow im Hörnchenmuseum ist Mitmachen gefragt / Foto: Ingo Paszkowsky

Natürlich muss es auch ein Museum über das Martinshörnchen geben, das Rogalowe Muzeum Poznania. Das Besondere dieses Museums: Die Geschichte des beliebten Croissant wird sehr unterhaltsam als Backshow vorgetragen. Die Besucher können mitmachen. Keine Sorge, dass Du wäre des Backevents zum Mitmachen einfach aufgefordert werden könntest. Die Ticketverkäufer fragen vorher, ob Du Lust hast, Akteur der Backshow zu werden. Die Events finden hauptsächlich in polnischer Sprache statt. In den Sommermonaten werden einige auch in englischer Sprache veranstaltet. Die Tickets für die Show in englischer Sprache kosten 33 Zloty pro Person.

Die Tickets können online auf der Webseite des Museums erworben werden oder vor Ort an der Museumskasse. Eine Online-Buchung würde ich nicht empfehlen, weil die Webseite (http://rogalowemuzeum.pl/bilety-online/) keine sichere Verbindung bietet.

Streetart oder Kunst am Bau / Foto: Ingo Paszkowsky
Streetart oder Kunst am Bau / Foto: Ingo Paszkowsky
Streetart in Poznan: Der kleine Prinz / Foto: Ingo Paszkowsky
Streetart in Poznan: Der kleine Prinz / Foto: Ingo Paszkowsky
Streetart - ohne Kommentar / Foto: Ingo Paszkowsky
Streetart – ohne Kommentar / Foto: Ingo Paszkowsky

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Rogalin – Kunst, Eichen und Insekten

Du kannst nicht nur in Poznan eine Menge erleben, sondern auch im direkten Umland der Stadt. Das bevorzugte Fortbewegungsmittel zum Besuch der Sehenswürdigkeiten dürfte das eigene Auto oder der Mietwagen sein. Viele Attraktionen sind aber auch mit der Bahn oder dem Bus erreichbar. Die Tourismusorganisation von Poznan (poznan.travel) hat eine Broschüre mit zahlreichen touristischen Attraktionen in deutscher Sprache herausgegeben, einschließlich Anreisemöglichkeit. Dort sind auch die Top-10-Touristenattraktionen rund um Poznan aufgelistet. Platz eins belegt das Schloss in Rogalin.

Das Raucherzimmer, Fumoire genannt / Foto: Ingo Paszkowsky
Das Raucherzimmer, Fumoire genannt / Foto: Ingo Paszkowsky

Erstmals wurde Rogalin in historischen Quellen 1294 als Besitz des Rittergeschlechts Lodzia erwähnt. Im Jahre 1766 wurde der Besitz von Kasimierz Raczynski erworben. Der machte aus Rogalin den Stammsitz seiner Familie, der bis 1939 in deren Besitz verblieb. Nachfolgende Eigentümer veränderten Palast und Park nur wenig. Die Palastanlage ist in einer Art Übergangsstil zwischen Spätbarock, Rokoko und Klassizismus erreichtet.

In den Innenräumen der Residenz befindet sich ein Museum, dessen Sammlung die Geschichte der Adelsfamilie Raczynski repräsentiert. Die Ausstellung umfasst eine Gemäldegalerie mit fast 300 Werken von bedeutenden polnischen Malern. Auch ein Kutschenmuseum gehört zu dem Komplex. An den Palast grenzt von der Westseite ein Rokoko-Garten aus dem 18. Jahrhundert an.

Fotos Rogalin – Schloss und Park

Schloss Rogalin

Gigantische Eichen und Mythologie

Aber Rogalin ist noch wegen einer anderen, botanischen Sensation bekannt. „In Rogalin und Umgebung gibt es rund 1.500 große Exemplare der Stieleiche, deren Durchmesser zwei Meter oder 1,3 Meter in Brusthöhe überschreitet“, erzählt Piotr Wilanowski, Mitarbeiter des Nationalmuseums Poznan. Die älteste Quercus robur, so der lateinische Name, ist sogar 850 Jahre alt und hat eine andere DNA als heutige Eichen.

Viele dieser Eichen sind Naturdenkmäler und Ikonen in der Landschaft Großpolens. Sie wachsen in der Nähe des Palastes, in einer märchenhaften Umgebung des naturalistischen Landschaftsparks auf heute 27 ha, ursprünglich 300 ha.

Piotr Wilanowski, Mitarbeiter des Nationalmuseums Poznan, ist als Leiter der Parkanlage Herr über die imposanten Eichen und geschützten Insekten / Foto: Ingo Paszkowsky
Piotr Wilanowski, Mitarbeiter des Nationalmuseums Poznan, ist als Leiter der Parkanlage Herr über die imposanten Eichen und geschützten Insekten / Foto: Ingo Paszkowsky

„Der Mensch war immer schon von der Majestät und der Größe der alten Bäume, dem Überbleibsel des Urwaldes, fasziniert“, schwärmt Wilanowski. Für Slawen und viele andere Völker Europas aus der Zeit vor der Christianisierung waren besonders die riesigen Eichen heilig. Ihre „anfassbare“ Anwesenheit in gepflegten Wäldern wurde in die bildhafte Mythologie eingeflochten und über Generationen hinweg durch religiöse Übertragungen wiederholt.

Die bekanntesten Eichen in der Region sind Lech (6,33 m Durchmesser), Czech (7,35 m Durchmesser, seit 1992 allerdings tot) und Rus (9,15 m Durchmesser, derzeit hat Rus den größten Durchmesser im Eichenwald von Rogalin). Die Eichen sind rund 700 Jahre alt. Lech, Čech und Rus sind die drei legendären Brüder, die in der Großpolnischen Chronik als Stammväter der drei slawischen Nationen von Polen (unter dem Namen Lechland), Böhmen (slaw. Čechy) und der alten Rus erwähnt werden. Die drei Brüder sollen vor Jahrhunderten nach Rogalin gekommen sein, um die bekanntesten Eichen in Großpolen zu pflanzen.

„Ausgewählte Exemplare, z.B. Lech und Rus, werden für den Schutz der Genbestände im Wald verwendet. Jedes Jahr werden daraus Setzlinge für den Abbau der Urwälder gewonnen. Die alten Bäume bilden einen biodifferenzierten Lebensraum für besonders seltene Insekten“, so Piotr Wilanowski.

Wenn Du durch den Eichenwald wanderst, wirst Du sehen, dass einige der Eichen im Absterben begriffen sind. Piotr Wilanowski erklärt: „Die Insekten sind hier der eigentlichen Stars, sie fungieren in diesem Ökosystem ähnlich wie ein Wolf, indem sie kranke und schwache Eichen angreifen. Gegen junge und gesunde Eichen können sie nichts ausrichten.“ Und das sind die Käfer, die dort leben und die es zu schützen gilt: der Eremit, Osmoderma eremita, der Große Eichenbock, Cerambyxcerdo, und der Hirschkäfer.

Öffnungszeiten des Museums:

Vom 1. Januar bis 31. Mai:

Dienstag bis Sonntag: 9 bis 16 Uhr

Vom 1. Juni bis 31. August:

Dienstag bis Sonntag: 9 bis 16 Uhr

Vom 1. September bis 31. Dezember:

Dienstag bis Sonntag: 9 bis 16 Uhr

Das Museum ist an Feiertagen geschlossen.

Ticketpreise für die Gesamtausstellung 45 Zl., ermäßigt 30 Zl. Es gibt weitere Ermäßigungen.

Öffnungszeiten des Parks:

Vom 1. Mai bis 30. September:

An allen Tagen von 9 bis 18 Uhr

Vom 1. Oktober bis 30. April:

An allen Tagen von 9 bis 17 Uhr

Das Park ist an Feiertagen geschlossen.

Der Park ist kostenlos zugänglich.

Viermal täglich fährt ein Bus von Poznan nach Rogalin.

Mehr erfährst Du auf der Webseite von Schloss Rogalin

Was sonst noch wichtig ist

So einfach kann es gehen: in Polen, aber nicht in Deutschland. Ungefragt gibt es in unserem Nachbarland die Unwetterwarnung per SMS aufs Handy. / Screenshot Ingo Paszkowsky
So einfach kann es gehen: in Polen, aber nicht in Deutschland. Ungefragt gibt es in unserem Nachbarland glücklicherweise die Unwetterwarnung per SMS aufs Handy. / Screenshot Ingo Paszkowsky

Geld

Polen gehört zu den acht EU-Staaten, die noch nicht den Euro als offizielle Währung besitzen. In Poznan bedeutet dies, dass man in der Regel Zloty als Zahlungsmittel braucht. Natürlich ist auch überwiegend die Zahlung mit Kreditkarte möglich.

Kurs (am 18.7.22): 1 Polnischer Zloty (PLN) = 0,21 Euro (EUR)

Anreise

Trotz hoher Teibstoffpreise ist die Anreise von Berlin mit dem Auto eine Alternative zur Bahn, insbesondere wenn mehrere Personen reisen. Von Berlin nach Frankfurt herrscht auf der Autobahn gegen Freitagmittag reger Verkehr. Auf der polnischen Seite ist der Autoverkehr merklich geringer und die Weiterreise entspannt. Liegt es daran, dass diese Autobahn mautpflichtig ist?

Lust auf einen Stopp mit dem Auto? Nahe der Autobahn im Ort Świebodzin in der Wojewodschaft Lebus befindet sich momentan noch die größte Christus-Statue der Welt. Einschließlich der Krone misst sie 36 Meter. In Brasilien wird derzeit mit Christus, der Beschützer, eine noch etwas größere Christus-Statue errichtet.

Die Christus-König-Statue, Pomnik Chrystusa Króla, ist eine monumentale Christusfigur in Świebodzin, deutsch Schwiebus, in der Woiwodschaft Lebus unweit der Grenze zu Deutschland. Sie misst inklusive der drei Meter hohen Krone insgesamt 36 Meter und war damit bis 2022 die höchste Christusfigur der Welt. Überholt werden soll sie von der Statue Christo Protector, Christus, der Beschützer, in Brasilien / Foto: Ingo Paszkowsky
Die Christus-König-Statue, Pomnik Chrystusa Króla, ist eine monumentale Christusfigur in Świebodzin, deutsch Schwiebus, in der Woiwodschaft Lebus unweit der Grenze zu Deutschland. Sie misst inklusive der drei Meter hohen Krone insgesamt 36 Meter und war damit bis 2022 die höchste Christusfigur der Welt. Überholt werden soll sie von der Statue Christo Protector, Christus, der Beschützer, in Brasilien / Foto: Ingo Paszkowsky
Weltweit größte Christus-Statue in Świebodzin, Polen / Foto: Ingo Paszkowsky
Weltweit größte Christus-Statue in Świebodzin, Polen / Foto: Ingo Paszkowsky

Stadtführungen

Du findest Angebote auf der Webseite von POZnan.travel. Stadtführungen und Übersetzungen übernimmt auch Katarzyna Tymek, die sehr gut Deutsch spricht und sich in Poznan bestens auskennt. Kontaktaufnahme über ihre Webseite oder per E-Mail: kontakt@edutrip.pl

Restaurant-Tipps – Essen & Trinken

Vorweg: Bigos, ein Krauteintopf aus gedünstetem Sauerkraut mit verschiedenen Fleisch- und Wurstsorten, das Nationalgericht der Polen, stand bei keinem der besuchten Restaurants auf der Speisekarte.

Küche unseres Novotel-Hotels Centrum

Klassische regionale Küche mit Lieferanten aus dem Umland

Weranda Family in der Alten Brauerei

Restaurant mit moderner Küche

Galeria Tumska

Restaurant mit exklusiver Küche und edlen Weinen

Restaurant und Cafe Dwa Pokoie z Kuchnia – Zwei Zimmer mit Küche – direkt auf dem Schlossgelände Rogalin

Moderne, geschmackvolle Küche

Leckeres Essen gibt es auch im Restaurant “Zwei Zimmer mit Küche”, Dwa Pokoje z Kuchnią, direkt auf dem Rogalin-Schlossgelände / Foto: Ingo Paszkowsky

City-Card Poznan

Freier Eintritt oder Ermäßigungen für über 200 Sehenswürdigkeiten, Restaurants und kostenlose öffentliche Verkehrsmittel – eine einmalige Gelegenheit, die sowohl Zeit als auch Geld spart. Die City Card gibt es für einen, zwei oder drei Tage, normal und ermäßigt, mit Fahrkarte für den ÖPNV oder ohne.

Ein Tag kostet in der preiswertesten Variante 30 Zloty, in der teuersten 49 Zloty. Zwei Tage zwischen 40 und 65 Zloty und für drei Tage zwischen 48 Zloty und 79 Zloty.

Die City-Card gibt in ausgewählten Hotels oder bei der Tourist-Information zu kaufen.

Online (nur in polnischer Sprache)

Mehr Informationen über Sehenswürdigkeiten in Poznan auf der Seite von Poznan.travel

Mehr Informationen über das Reiseland Polen auf der Seite des Polnischen Fremdenverkehrsamts

Titelfoto / Moderne Installation / Foto: Ingo Paszkowsky


Transparenz-Mitteilung

Die Recherchereise für diesen Beitrag wurde zum Teil unterstützt von Veranstaltern, Hotels, Fluglinien, PR-Agenturen und bzw. oder Tourismus-Behörden.
Unsere Berichterstattung ist davon unabhängig. Die Unterstützung hat keinen Einfluss auf Inhalt, Ausrichtung oder Tonalität unserer Artikel.



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