Klimt: Tod und Leben, 1918, Öl auf Leinwand. Foto: Leopold Museum, Wien

Klimt-Bewunderer, auf nach Wien!

Die Vorbereitung für die Klimt-Jubiläumsausstellung des Leopold Museum (http://www.leopoldmuseum.org) vom 24. Februar bis 27. August 2012 in Wien laufen auf Hochtouren. Im Mittelpunkt stehen Gemälde des Künstlers. Neu ist, dass Klimt selbst sie kommentiert. Indem die Ausstellung Bild und Selbstaussagen verschränkt, wirft sie einen frischen Blick auf den Meister. Zur Zeit rüsten die Kuratoren Tobias Natter, Peter Weinhäupl und Franz Smola, die Architekten, Grafiker und das gesamte Team für die finale Phase des Projektes, zu dem auch ein aufwändig gestaltetes, mehrere hundert Seiten starkes Katalogbuch in deutscher und englischer Sprache erscheinen wird.

“Klimt persönlich” – so der Titel der Ausstellung – nimmt den Besucher an der Hand und führt ihn zu seinen Meisterwerken. Originalzitate Klimts erzählen von dessen Vorlieben, seinem Tagesablauf, seinen persönlichen Ansichten aber auch Hoffnungen und Ängsten. Klimt erscheint oft in erster Linie als lebenslustiger, allen Sinnesfreuden gegenüber aufgeschlossener Künstler, den das Leben ins Rampenlicht gestellt hat. In seinem Innersten entpuppt er sich aber bei näherer Betrachtung als äußerst sensibler und in vielen Momenten von tiefster Traurigkeit umgebener Mensch. Schon vor 1900 klagt Klimt: “Ich bin seit Jahren ein namenlos unglücklicher Mensch, man sieht es mir nicht an, man glaubt das Gegenteil, ja man beneidet mich sogar. Was ich seit 7-8 Jahren auch unternehmen mag, Unglück und Jammer sind mein steter Begleiter.”

Klimt hatte auch aufgrund zahlreicher Enttäuschungen im Zuge seines Kunstschaffens, wie zum Beispiel die Skandale rund um die Entstehung der Fakultätsbilder eine Art Mauer um sich errichtet, hinter die niemand blicken durfte. Im Klimt-Nachruf heißt es: “Die Umstände haben Klimt an einen lärmenden Platz im Wiener Kunstleben gestellt, aber er war im Grunde ein scheuer Mensch.” Weiters liest man: “Hinter die Mauer, die Klimt um sich errichtet hatte, haben auch seine Freunde kaum jemals blicken dürfen.” Indem die Ausstellung “Klimt persönlich” das Werk des Künstlers erstmals systematisch mit Selbstaussagen des Künstlers konfrontiert, ermöglicht sie nun eben diesen Blick hinter den Schutzwall.

Dem österrereichischen Maler Gustav Klimt - hier eine Photographie aus dem Jahre 1914 - ist in diesem Jahr eine Jubiläumsausstellung im Leopold-Museum in Wien gewidmet. Foto: IMAGNO/Austrain Archives
Dem österrereichischen Maler Gustav Klimt – hier eine Photographie aus dem Jahre 1914 – ist in diesem Jahr eine Jubiläumsausstellung im Leopold-Museum in Wien gewidmet. Foto: IMAGNO/Austrain Archives

Es ist gelungen zu den großartigen Meisterwerken aus der Sammlung Leopold wie Klimts “Tod und Leben” oder “Attersee” hochkarätige internationale Leihgaben nach Wien zu bringen, darunter den “Goldenen Ritter (Das Leben ein Kampf)” aus dem japanischen Nagoya, die “Italienischen Gartenlandschaften” aus dem Kunsthaus Zug, Stiftung Sammlung Kamm (Schweiz) oder die “Große Pappel I”, eine wichtige Leihgabe der Neuen Galerie, New York. Das Belvedere stellt die Atterseelandschaft “Allee im Park von Schloss Kammer” zur Verfügung. Ein besonders spannendes Wiedersehen bietet die Präsentation einer Klimt-Landschaft aus Privatbesitz. Das Meisterwerk wird erstmals nach seiner Restitution durch den Bund wieder öffentlich in Österreich zu sehen sein.

Illustriert wird das Leben Klimts auch durch herausragende historische Photographien und persönliche Gegenstände, die in einer einzigartigen Fülle den Weg Klimts bebildern. Für Tobias G. Natter wird auch an den Fotos die für Klimt so charakteristische Spannung zwischen öffentlich  und privat gut ablesbar. Wichtige Leihgaben aus privater Hand, viele davon sind erstmals zu sehen, erlauben spannende Blicke auf das Leben Klimts. Eigens für die Ausstellung wird auch das Atelier von Gustav Klimt rekonstruiert.

Beeindruckendes Zeugnis von den unzähligen schriftlichen Äußerungen Klimts legt der Korrespondenz-Bestand aus dem Nachlass der Modeschöpferin Emilie Flöge – des Lebensmenschen von Gustav Klimt – ab. Die mehr als 400 Postkarten und Briefe die Klimt an Flöge schrieb, die meisten davon aus dem Privatbesitz der Familie Leopold und aus der Nationalbibliothek, wurden eigens für die Ausstellung akribisch aufgearbeitet. Hier erleben wir Klimt pur, Wort für Wort.

Für die räumliche Umsetzung der Idee Klimts Worte den Meisterwerken des Künstlers ebenbürtig gegenüberzustellen, konnte mit Prof. Dietmar Eberle (http://www.baumschlager-eberle.com), Institutsvorstand des Departement Architektur der ETH Zürich ein international renommierter Architekt gewonnen werden. Die durch eine Kombination aus “Gestaltungskraft und innovativer Lösung” gekennzeichnete Architektur wurde von Eberles Team mit den Kuratoren des Leopold Museum erarbeitet. Wandzitate und Kunstwerke werden von Eberle  in einen “erhellenden Dialog” gesetzt.

Um die Bedeutung des schriftlichen Vermächtnisses zu unterstreichen werden die Briefe und Karten Klimts in der Schau als roter Faden, in einem durchgehenden “Vitrinenband” gezeigt. Tobias Natter erläutert: “Die Ausstellung “Klimt persönlich” widerlegt das sich hartnäckig haltende Vorurteil, dass Klimt über seine Person nichts Wesentliches zu sagen hatte. “Generationen von Klimt-Bewunderern gaben sich mit der Unterstellung zufrieden, Klimt habe kaum Wissenswert-Schriftliches hinterlassen. Die umfangreiche erhaltene Korrespondenz beweist das Gegenteil.”

Titelfoto / Klimt: Tod und Leben, 1918, Öl auf Leinwand. / Foto: Leopold Museum, Wien

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