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FKK auf der Insel Amrum im Sommer, im Winter wandern

Das wahrscheinlich Schönste am FKK-Zeltplatz von Amrum ist der Anblick im Winter, wenn nichts mehr – aber auch gar nichts mehr – darauf hinweist, dass dort im Sommer zeitgleich über 500 Menschen leben. So schrieb Amrums Inselchronist Georg Quedens in einem seiner Jahrbücher, in denen er über 30 Jahre lang alles festhielt, was auf der kleinen Nordseeinsel passierte.

Er hat recht: Der Zeltplatz muss als einer der schönsten des Landes gelten, liegt er doch mitten im Naturschutzgebiet Amrumer Dünen. Nichts als hohe Sandberge, gleich dahinter das Meer, überstrahlt vom Licht des Leuchtturms. Sein Feuer zieht alle 7,5 Sekunden durch die Nacht, nirgendwo an der deutschen Nordseeküste kann man von so hoch oben in die Weite gucken.

Eine derjenigen, die schon ewig dort zeltet, erinnert sich an ihre Kindheit: „Wenn der Leuchtturm angeht, musst du nach Hause kommen.“ Barbara Katzer, die Vorsitzendes des Amrumer Sport- und Naturistenvereins (ASN), der den Platz betreibt erzählt: „Dieser Platz ist ein Familienplatz, drei, vier Generationen haben hier Urlaub gemacht und machen es weiter.“ FKK ist hier noch eine Kultur. „Dabei muss man sich nicht ausziehen, aber man darf“, sagt Katzer. Amrum ist eine Insel im Wind, so also ist es der Körper auch, und den muss man schon aus diesem Grund oft schützen. Ansonsten setzt man auf dem 2,5 Hektar großen Gelände auf ein soziales, respektvolles und nicht zuletzt kulturelles Miteinander. Viel Sport, ein Sommerfest und Klampfenabende am Feuer vor dem (selbst entworfenen) Gemeinschaftszelt, mit Liedern, die die FKK-Fans in über 50 Jahren zusammengetragen und in Liederbüchern festgeschrieben haben, wie dem „Duschplattler“ oder „Immer bläst der Wind“. „Ich will mal raus aus meiner Rolle … ich will mal raus aus Plüsch und Zotteln“.

FKK-Zeltplatz mit viel Sand am Meer

FKK-Zeltplätze gibt es nicht mehr wie Sand am Meer. Ist die Freikörperkultur out seit Self(ie)-Optimierung in ist? Auf Amrum sieht es nicht danach aus. Das Familiäre auf dem Platz verhindert ungehaltene Smartphonie und Posertum. Man fühlt sich immer noch sicher und frei. Ausnahmen, wie im heißen Sommer 2018, als alles spontan an die See drängte, gibt es immer. “Da haben wir den Platz kurzfristig für Nichtmitglieder schließen müssen, es wurde einfach zu voll. Und nicht alle, die kamen, waren FKK-Fans“, sagt Katzer. 17 Euro am Tag kostet ein Mensch samt kleinem Zelt in der Hochsaison. Die freundliche Platzwartin gibt die Tipps der Stammgäste an die Neuen weiter: lange Heringe sind ein Muss. Und wer den Sand nicht überall haben will, legt sich Teppiche vor und ins Zelt. Wird dieser Sommer wieder so warm, dann ist die Mitgliedschaft im ASR (26 Euro) eine der wertvollsten, die man haben kann.

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FKK-Zeltplatz auf Amrum während der Feier zur Sonnenwende / © Kai Quedens

Null Kommerz ist auf dem Platz Programm. Eine Ausnahme sind die Brötchen. Der Verkauf aus einem kleinen Wagen heraus war jahrzehntelang auf der Insel Chefbäcker-Sache. Dann gilt noch null Wohnwagen und Caravan, und null Auto. Was bedeutet, dass alles in Karren durch den tiefen Dünensand geschafft werden muss. So Mancher hat dabei kurz bereut, sich das einsamste Dünental ausgeguckt zu haben – ganz dahinten, wo der Leuchtturm steht. Die Stammgäste haben über die Jahre wahre Sandwunderfuhrwerke geschaffen und ziehen und schieben mit, wenn der Zeltnachbar sein Heim bezieht. Das neue Waschhaus hat viel Komfort, Steckdosen und (gemischtgeschlechtliche) Duschen mit Dünenblick. Als letztes Jahr nach über 35 Jahren der Vorgänger abgerissen wurde, verabschiedete sich die Fangemeinde des Platzes mit einem echten Waschhauskonzert. Hatten sie die alte Holzhütte doch Zeit ihres Lebens mittels Putz- und Kümmerplänen in Eigenregie sauber und instandgehalten. Sogar Toilettenpapier brachte jeder selbst mit.

Mit den Tieren auf Du und Du

Die Natur hat in so einem Naturschutzgebiet immer den besten Platz. Wo sich die Eiderente zum Brüten niederlässt, kann der Mensch nicht zelten und muss sich ein anderes Tal suchen. Auch Wildkaninchen, Sturmmöwen, Fasane und Austernfischer leben mit auf dem Platz.

Nackt und Wind auf der Haut: Das freie Körpergefühl, das erst in 1960er Jahren gesellschaftliche Akzeptanz erfuhr, hat nicht wenigen Inselkindern den Aufklärungsunterricht bereitet, den die Schule in prüderen Zeiten vermissen ließ. Oft „verirrten“ sich Amrumer Kinder in die Strandburgen der Nackten und beäugten unter fadenscheinigen Begründungen („Wir wollten nur mal fragen, wie spät es ist“) die Anatomie vorwiegend weiblicher Körper. Der Kniepsand, wie der Strand auf Amrum genannt wird, liegt gleich hinter den Zelten. Er ist einer der größten Europas und endlos (10 Kilometer) lang. Der FKK-Bereich wird auch von anderen Badegästen gern genutzt: Wind auf der Haut, Salzwasser am Körper, unendliche Freiheit und einen guten Fair-Trade-Kaffee gleich nebenan am Häuschen des Strandkorbvermieters.

Informationen zum Platz:

www.fkk-zeltplatz-amrum.de

www.asn-amrum.de

Geöffnet bis ca. Mitte September

Pro Person und kleinem Zelt in der NS/HS: 10/17 Euro, Kinder bis 14 Jahre: 1,50 Euro, Jugendliche 4 Euro. Nicht-ASR-Mitglieder zahlen einen Aufschlag

Zum Ein- und Ausladen darf das Auto bis zum Zeltplatzeingang vorgefahren werden. Danach steht es 600 Meter entfernt auf dem ausgewiesenen Parkplatz. Auf dem Platz, der mitten im Naturschutzgebiet Amrumer Dünen liegt, ist Rücksicht auf die Natur und die Mitmenschen oberstes Gebot. Kippen, Gaffer und Poser sind unerwünscht.

Amrum im Winter

Amrum ist aber nicht nur etwas für den Sommer, sondern auch etwas für den Winter.
Frisch bis stürmisch der Wind, weit und menschenleer die Strände – ein Winterurlaub an der Nordsee heißt auch: sich Durchpusten lassen und Auftanken. Bedeutet: Faszinierende Naturschauspiele, wenn das Meer hochgeht und tosende Brandung elementare Naturerfahrungen verspricht. Wenn die Nordsee zeigt, welche Kraft in ihr steckt.

Spaziergänge, und erst recht: Wanderungen am Strand und auf dem Deich sind Garanten fürs Runterkommen. Es ist Zeit und Raum zum Innehalten, zum Erleben der Natur in ihrer reinsten und elementarsten Form.

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Der kilometerbreite Kniepsand schützend vor der Nordseeinsel Amrum / Foto: Kai Quedens

Die Fähre fährt nach Westen, das Ziel ist Amrum. Die Dämmerung senkt sich über das Wattenmeer, es riecht nach frischem, kalten Meer und am frühen Abend liegt mehr als nur eine Ahnung von Schnee in der Luft. Die See rauscht am Kiel des Schiffes und je weiter die MS Schleswig-Holstein im Tidenstrom der Norderaue nach Südwesten steuert, desto kräftiger werden die Wellen. Ein samtenes, zunehmend dunkler werdendes Blau liegt über der Nordsee. Das Licht des Amrumer Leuchtturmes flackert in die beginnende Nacht. Jetzt – und gerade – im Winter bedeutet dieser Außenposten Natur und Nordsee pur.

Hier, gefühlt weit weg vom Rest der Welt, ist ein Winterurlaub an der Nordsee besonders romantisch. Wenn der Wind auf das Reetdach drückt und die Scheite im Kamin knistern, wenn warmes Licht aus den Fenstern auf verschneite Wege fließt und Laternen heimwärts leuchten. Wenn Eis im Watt glitzert und Flocken fallen, liegt Stille über der Insel, über dem Meer. Und ein Spaziergang an der Nordsee findet seinen Abschluss zum Beispiel in der Geborgenheit des Friesendorfes Nebel, in einer schönen und gemütlichen Ferienunterkunft. Der Winter ist auch die Zeit, um sich Geschichten erzählen zu lassen. Zuvor aber wartet der Strand.

Einsam liegt Amrum in der See,

der kilometerbreite Kniepsand schützend vor der Insel. Dieser Sand ist dem Meer entstiegen – was an der Wasserkante angetragen wird, nimmt der Wind mit. Böen wehen Sand und Schnee vorüber, Schlieren tanzen auf dem Boden. Es prickelt nicht nur wegen der Kälte im Gesicht. Weit im Westen ist die Brandung zu hören und im Osten die Dünenkette zu erkennen. Dazwischen liegt ein großer, leerer Raum. Wege ohne Ziel, Blicke ohne Orientierung – wer mag, kann sich herrlich darin verlieren lassen.

Dann klart der Himmel mit einer Plötzlichkeit auf und Licht flutet über die Dünen, lässt sie golden strahlen, modelliert Himmel und Erde, dramatisiert Meer und Küste. Und wärmt das Herz. Ein Fahnenmast steht verloren am Dünenrand; eine Wegmarke, ein Orientierungspunkt. Ein Ziel. Auf dem Weg dorthin findet sich allerhand Strandgut – vom Wind und Sand blankgeschmirgeltes Treibholz, ein Eimer, Schuhe, ein Surfbrett in den Sand einer Düne gerammt; heute hier und morgen fort. Auch einen Holzschuber, auf dem „Hüttenbuch“ steht. Erinnerungen.

Vor vierzig, fünfzig Jahren stand hier draußen auf dem Kniepsand zwischen Nebel und Norddorf Bude um Bude. Gebaut waren sie aus Treibgut, Brettern zumeist, und geschmückt mit allem, was das Meer auf den Strand warf. Windschiefe Hütten, die kaum einen Sommer hielten, und eine „Burg“ als künstlerische Installation mit Kultstatus – Panchos Burg; eine verschworene Gemeinschaft waren die Leute auf dem Kniep und manche Party legendär. Heute heult hier nur noch der Wind und donnert die Brandung. Fort sind die Hütten und verweht sind die Stimmen.

Eine Hütte aus Strandgut aber steht noch

Gezimmert ist die Bude aus groben Brettern und eine Folie als Fenster, Mobiles aus Muscheln an der Decke, Bastelbilder an der Wand, Schränkchen mit sonderbarem Strandgut. Ein Tisch und Bänke dazu. Sie ist gemütlich und – bei schwerem Wetter – ein beschützender Raum. Man kann im Hüttenbuch nachlesen, wie oft einsame Wanderer im Winter Schutz und Geborgenheit zwischen diesen Wänden gefunden haben. Das Ding ist solide und hat manchen Orkan, manche Sturmflut überstanden. Draußen, weit im Westen, grollt und tobt die Nordsee.

Viele Schiffe gingen über die Jahrhunderte unter und verloren

Die Gewässer zwischen Jütland und der Elbmündung gehören zu den gefährlichsten an der Nordseeküste. Der Blick von der Bude auf den Kniepsand verliert sich in der schieren Weite, hier verschwanden Schiffe und hier liegen sie noch heute. Manche leben in Geschichten weiter. Der Weg führt nach Norden, nach Norddorf. Hier lebt Kai Quedens, er erzählt auch von Schiffsunglücken – berichtet in Wort und Bild -, lässt Geschichte und Geschichten in seinen Vorträgen lebendig werden. Wer erinnert sich an die Pallas, das brennende Holzschiff?

Es lief 1998 auf Sand und das Wrack kann man bei gutem Wetter noch immer von der Wittdüner Promenade in der Gischt der Brandung weit draußen auf dem Riff erkennen. „Ein anderes Schiff, der Erzfrachter Pella, lief im Jahr 1964 nach einer Irrfahrt um die halbe Welt und aus ungeklärten Gründen auf eine Sandbank und zerbrach“, berichtet Kai Quedens, „…der Sand hat das Wrack längst begraben.“

Begraben sind an der Küste auch Seeleute

Einer davon war der Ururgroßvater von Kai Quedens und die Havarie des Ruderrettungsbootes, mit dem Quedens´ Vorfahr einst aufbrach, ist eine Geschichte von besonderer Dramatik. Als im Jahr 1890 diese Theodor Preusser während einer Rettungsfahrt vor Sylt kenterte, kam auch ein weiterer Mann aus Norddorf ums Leben – und Amrum hatte zwölf Halbwaisen mehr. Eine der spektakulärsten Geschichten hat der Autor und Seefahrtshistoriker Clas Broder Hansen aufgeschrieben: Der zweite Weltkrieg war vorbei und Kapitän Meermeier wollte, dass seine Mannschaft nach Hause kommt und sein U-Boot nicht in die Hände der Sieger fällt.

Der Sand hat auch dieses Schiff verschluckt

Kapitän Meermeier befand sich im Nordatlantik und nahm Kurs auf Amrum. Schließlich schlich die U-979 parallel zur Küste entlang des Kniepsand, er muss sich der Gefahr einer Strandung in diesem Irrgarten aus Sandbänken bewusst gewesen sein. Vielleicht, es bleibt eine Vermutung, suchte er eine Stelle nah an der Küste, um das U-Boot so sicher wie möglich auf Grund laufen zu lassen. Am Morgen des 24. Mai 1945 stiegen die Seeleute aus dem U-Boot und erreichten die sichere Insel. Und die Amrumer bekamen vom Proviant, holten sich später aus dem – zuvor gesprengten Wrack – alles, was sie gebrauchen konnten.

Die U-979 war noch bis vor dreißig Jahren zu erkennen. Das Wrack lag, und es liegt noch heute, ungefähr drei Kilometer südlich des Leuchtturms – allerdings ist nichts mehr zu sehen. Der Sand hat auch dieses Schiff verschluckt, und vielleicht ist es nur eine Frage der Zeit, bis dieser Sand es auch wieder hergibt. So, wie am Sylter Strand bei Hörnum vor ein paar Jahren ein altes Segelschiff auftauchte (und ebenso schnell wieder verschwand). Unzählige und unbekannte Schiffe liegen an der Küste verborgen, vergessen sind nicht alle – möge man den Berichten von Kai Quedens zuhören. Dann wird Geschichte lebendig, schöner Schauer inklusive.

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Die Nordseeinsel Amrum im Winter / Foto: Kai Quedens

Längst ist es wieder Dunkel geworden, der Wind pfeift und heult um die Häuser. In der Ferne grollt die Nordsee, man spürt die Kraft des Meeres. Ein tiefes, dunkles Blau liegt über der Küste, weiß schimmert die Brandung und zerrissene Wolken jagen vorüber. Und denkt man jetzt an Quedens‘ Geschichten, an Sturmflut und Strandräuber, an die Schiffe, die einst untergingen, dann ist die Atmosphäre dichter, wirkt alles intensiver. Was glitzert auf dem Meer? Mondlicht oder Schiff auf Strand? Man mummelt sich fester in die Jacke und schiebt die Mütze tiefer ins Gesicht. Und schön, schaurig-schön, ist es trotzdem. Wenn die Laternen heimleuchten und einladend, warmes Licht aus den Fenstern fließt. Dann ist man angekommen. Und nachts – leise, ganz leise – fallen die Flocken. Im Winter gibt es an der Nordsee nicht nur Natur und Geschichten; im Winter ist es märchenhaft.

Zur Webseite von Amrum

Tipps: Schöne FKK-Strände

Endlos und natürlich – Badestelle Ording Nord, St. Peter-Ording

Die Badestelle Ording Nord liegt an der Spitze der Halbinsel Eiderstedt. „An meine Haut lasse ich nichts außer Sonne, Wind und Meer” – das ist das Motto der Besucher, die hier ihren Urlaub genießen und die Seele baumeln lassen. Von dem weitläufigen Strand lassen sich bei guter Sicht sogar der Westerhever Leuchtturm oder die Insel Pellworm erblicken.
www.st-peter-ording.de

Der Kampener Strand – ein Naturerlebnis ohne Gleichen

In Kampen befindet sich der bekannteste FKK-Strand der Insel Sylt. Der Strandabschnitt Buhne 16, benannt nach dem gleichnamigen kultigen Bistro vor Ort, zählt sogar zu den schönsten FKK-Stränden der Welt. Und das nicht ohne Grund: Besonders in den Abendstunden leuchtet das Rote Kliff, eine Steilküste, die sich auf 4 km zwischen Kampen und Wenningstedt erstreckt, in kräftigen Farben und schafft so eine ganz besondere Atmosphäre.
www.insel-sylt.de

Freikörperkultur am Grünstrand in Westerdeichstrich

Charmant, von landwirtschaftlicher Natur umgeben bietet der FKK Bereich am Strand im Ortsteil Stinteck viel Platz zum Sonnen oder für Badespaß in der Nordsee. In direkter Nähe zu dem weitläufigen Grünstrand liegt der Campingplatz „NordseeCamping In Lee“ der seine Gäste mit viel Komfort begrüßt.
www.westerdeichstrich.de

Überblick über weitere FKK-Strände

Titelfoto / Hinweisschild am FKK-Strand in Kampen / © Dinah Boysen

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