Sie gehört zu den Sehenswürdigkeiten, die du gesehen haben musst. Und du wirst begeistert sein – vom Bauwerk an sich und dem Spirit, das dieses hinsichtlich Volumen und Masse größte Bauwerk der Welt auf dich ausstrahlt. Die Mauer besteht aus einem System mehrerer teilweise auch nicht miteinander verbundenen Abschnitte unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Bauweise, deren Hauptmauer rund 2.400 Kilometer lang ist. Die Gesamtlänge aller Mauern beträgt sogar über 21.000 Kilometer. Insgesamt erstreckt sich die Mauer über 15 Provinzen, autonome Gebiete und Städte.
🏯Geschichtlicher Hintergrund
Der Abschnitt der Chinesischen Mauer bei Jinshanling (金山岭) liegt etwa 130 Kilometer nordöstlich von Peking in der Provinz Hebei. Er wurde ursprünglich in der Ming-Dynastie (1368–1644) unter der Leitung des Generals Qi Jiguang ab dem Jahr 1570 errichtet und ausgebaut.
Qi Jiguang war ein bedeutender Militärstratege, der für seine effektiven Verteidigungsanlagen bekannt war. Die Mauer in Jinshanling wurde nicht nur als Barriere gegen feindliche Angriffe errichtet, sondern diente auch als Signal- und Kommunikationslinie zwischen den Türmen.

Charakteristisch für diesen Abschnitt sind seine robusten Ziegelmauern, imposanten Wachtürme und Verteidigungsbauten, darunter Brüstungen mit Schießscharten, Pfeilschlupfe und Alarmanlagen. Viele dieser architektonischen Details sind noch im Originalzustand erhalten oder wurden liebevoll restauriert.

Die Große Mauer bei Jinshanling gehört zu den eindrucksvollsten Abschnitten der gesamten Anlage – und das liegt nicht nur an der spektakulären Landschaft, sondern auch an ihrer besonderen Architektur. Hier die wichtigsten Merkmale:
🏯 Spezifische Architektur der Großen Mauer bei Jinshanling
1. 🧱 Vielfalt der Wachtürme (Wachturmtypen)
Der Abschnitt Jinshanling zeichnet sich durch eine ungewöhnlich hohe Dichte und Vielfalt an Wachtürmen aus:
- Über 60 Wachtürme auf nur 10,5 Kilometer Mauerlänge
- Verschiedene Grundrisse: rechteckig, rund, quadratisch oder fünfeckig
- Unterscheidung nach Funktion:
- Signal- und Feuerwachtürme
- Kommandotürme
- Versorgungstürme
- Schieß- oder Bogentürme
Diese Vielfalt macht Jinshanling zu einem Freilichtmuseum chinesischer Militärbaukunst.

2. 🛡️ Doppelte Brüstungsmauern
Ein besonderes architektonisches Detail:
In Jinshanling besitzt die Mauer beidseitige Brüstungen, also Schutzmauern – auf der feindzugewandten Seite mit Schießscharten, auf der inneren Seite häufig ohne oder mit kleineren Öffnungen.
In manchen Passagen wurde sogar eine mittige zweite „Innenmauer“ als Rückzugsraum für Soldaten errichtet.

3. 🎯 Scharniertore und Falltüren
Manche Türme besitzen Falltüren in den Böden – die sogenannten killing holes, durch die Verteidiger Pech, Steine oder Pfeile nach unten abwerfen konnten.
Auch versteckte Seitentore (sogenannte „Scharniertore“) oder Tunnel verbanden einzelne Türme oder erlaubten den Rückzug zur inneren Linie.

4. ⛰️ Terrassenbauweise & Höhenstaffelung
Die Mauer folgt in Jinshanling dramatisch dem Profil des Geländes – mit steil ansteigenden Abschnitten und Terrassenartigen Plattformen.
Das erlaubte eine effektive Höhenverteidigung mit maximaler Sicht auf anrückende Feinde und Signalkommunikation per Rauch und Feuer.

5. ⚒️ Baumaterialien: Ziegel & Naturstein
- Die Mauer besteht aus einer Mischung aus gebrannten Ziegeln, Naturstein und Stampflehm
- An besonders exponierten Stellen wurde sie zusätzlich mit grauen Kalkziegeln verstärkt
- Viele der Ziegel tragen noch Prägungen mit dem Namen der Bauherren oder Kommandanten

6. 🧭 Strategische Funktion: Übergangsbereich
Jinshanling liegt im Übergangsbereich zwischen den flacheren Tälern um Gubeikou und den hochgelegenen Abschnitten bei Simatai.
Daher wurde hier besonders massiv und ausgeklügelt gebaut, um sowohl militärische Stärke zu demonstrieren als auch Kommunikationslinien zwischen den Garnisonen sicherzustellen.
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Entdecke den schönsten Abschnitt der Chinesischen Mauer bei Jingshanling

📝Was macht Jinshanling besonders?
Der Jinshanling-Abschnitt der Großen Mauer ist eine Art Lehrbuch der Ming-Militärarchitektur:
- Große Vielfalt an Türmen
- Hoch entwickelte Verteidigungsstruktur
- Ästhetisch beeindruckend durch Geländeform und Erhaltungszustand
Er wird deshalb oft als einer der „architektonisch reinsten“ Abschnitte der Großen Mauer bezeichnet.

Jinshanling gilt als einer der schönsten und fotogensten Abschnitte der Großen Mauer. Das liegt vor allem an folgenden Aspekten:
- Dramatische Landschaft: Die Mauer verläuft auf den Kämmen der Yanshan-Berge, mit steilen Hängen und weitem Blick über Täler und Hügel.
- Kontraste zwischen restaurierten und ursprünglichen Abschnitten: Einige Teile sind sorgfältig renoviert, andere hingegen naturbelassen und zeigen den authentischen Verfall.
- Wenig Tourismus: Im Gegensatz zu Badaling oder Mutianyu ist Jinshanling deutlich weniger überlaufen, was ein ruhigeres und intensiveres Erlebnis erlaubt.
- Fotografisches Highlight: Besonders bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang herrschen hier magische Lichtverhältnisse – ein Paradies für Fotograf:innen.

Beste Reisezeit
Die beste Zeit für einen Besuch ist:
- Frühling (April–Juni): Angenehme Temperaturen, blühende Vegetation, klare Sicht.
- Herbst (September–Oktober): Bunte Laubfärbung, milde Tage, tolle Lichtstimmungen.
Im Sommer kann es sehr heiß werden, 40 Grad sind keine Seltenheit. Die Steine heizen sich zudem enorm auf. Im Winter kann es dagegen eisig und glatt sein – dann ist der Aufstieg nicht empfehlenswert, aber man verpasst den Blick auf eindrucksvolle Schneelandschaften.

Eintrittspreise (Stand 2024/2025)

Zeitraum | Preis pro Person (Erwachsene) |
April – Oktober (Hauptsaison) | ca. 65 RMB |
November – März (Nebensaison) | ca. 55 RMB |
Kinder und Senioren zahlen ermäßigten Eintritt. Eine Seilbahn ist verfügbar (gegen Aufpreis von ca. 40–50 RMB für eine einfache Fahrt).
Anfahrt von Peking aus
Die Anfahrt ist mittlerweile recht komfortabel – es gibt mehrere Optionen:
1. Mit dem Bus (am günstigsten, aber weniger flexibel)
- Vom Busbahnhof Wangjing West (望京西站) in Peking fährt ein direkter Reisebus (nur am Wochenende bzw. in der Hochsaison).
- Dauer: ca. 2,5–3 Stunden
2. Mit dem Auto oder privatem Fahrer

- Ideal für mehr Flexibilität.
- Fahrzeit: etwa 2,5 Stunden je nach Verkehr.
- Viele Anbieter in Peking bieten private Touren mit Guide.







3. Per Zug nach Gubeikou und weiter mit dem Taxi oder Shuttle
- Zug von Peking Nord nach Gubeikou (固北口), dann ca. 20 Minuten Taxi zur Mauer.
- Diese Variante erfordert etwas Planung, eignet sich aber für abenteuerlustige Individualreisende.
Tipp für Wanderfreunde

Es gibt eine großartige Wanderroute von Jinshanling nach Simatai West (ca. 5–6 Kilometer, 2–3 Stunden Gehzeit). Diese Strecke führt durch teilweise verfallene, authentische Mauerteile und bietet spektakuläre Ausblicke. Achtung: Der direkte Zugang nach Simatai ist oft gesperrt – vorher informieren!
Wer die Große Mauer abseits der Massen erleben möchte und sich für Geschichte, Landschaft und Fotografie begeistert, ist in Jinshanling goldrichtig. Dieser Abschnitt vereint architektonische Pracht, landschaftliche Dramatik und eine gewisse Einsamkeit.
Nützliche Links zur Reiseplanung
1. Offizielle Seite der Mauer bei Jinshanling (www.jslcc.com – derzeit nicht online)
2. Touristische Info auf China Highlights – Jinshanling Great Wall
3. Anfahrt und Wanderinfos bei The China Guide
Titelfoto / Scheinbar endlos zieht sich die Mauer dahin / Foto: Ingo Paszkowsky