Zwischen Orangenhainen und Tramuntana-Bergen verbirgt sich in Sóller ein grünes Kleinod: der Botanische Garten mit angeschlossenem Naturkundemuseum. Hier lassen sich seltene Pflanzen der Balearen entdecken, spannende Ausstellungen besuchen und ein Stück unverfälschtes Mallorca erleben.
Mitten im malerischen Sóller, eingebettet zwischen Orangenhainen und den Bergen der Serra de Tramuntana, liegt ein kleines Paradies für Pflanzenfreunde: der Jardí Botànic de Sóller. Der Botanische Garten wurde 1985 gegründet und ist seit 1992 für Besucher geöffnet. Sein erklärtes Ziel ist es, die Pflanzenwelt der Balearen sowie anderer mediterraner Regionen zu bewahren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Pflanzen aus allen Winkeln des Mittelmeers
Beim Rundgang entdeckt man nicht nur mallorquinische Flora wie die Balearen-Endemiten, sondern auch Gewächse aus anderen Mittelmeergebieten, von den Kanaren über Madeira bis hin nach Sizilien und Griechenland. Eindrucksvoll sind die kleinen Steingärten, in denen sich Wildblumen und Kräuter an den Felsen emporarbeiten. Wer genau hinsieht, erkennt Pflanzen, die es so nur auf Mallorca gibt – beispielsweise das endemische Balearen-Johanniskraut (Hypericum balearicum) oder seltene Orchideenarten.

Cereus peruvianus (heute oft Cereus repandus genannt), auch „Andenkerze“ oder „Peruanischer Apfelkaktus“; Herkunft: Nord-Südamerika (Karibik, Venezuela, Kolumbien bis Argentinien; Höhe: In Kultur bis 4 bis 6 Meter, in der Natur bis 10 Meter; Besonderheit: Kann essbare Früchte tragen („Peruanischer Apfel“); Typisch: Viele markante Rippen, relativ lange, kräftige Dornen, oft verzweigte Wuchsform.
Es könnte theoretisch auch ein Trichocereus pachanoi (San-Pedro-Kaktus) sein, doch der hat in der Regel weniger und kürzere Dornen und wirkt heller grün. Die langen Dornen und die „massive“ Erscheinung sprechen hier klarer für Cereus peruvianus/repandus. / Foto: Ingo Paszkowsky
Der Garten ist nicht als botanisches Schaulaufen angelegt, sondern als ein Ort zum Verstehen: Jede Pflanze ist beschriftet, die Wege sind thematisch geordnet, und Besucher erhalten so einen Überblick über die ökologischen Zusammenhänge des Mittelmeerraums.
Der Botanische Garten verfügt über eine Samenbank mit über 5.000 Pflanzenarten der Flora der Inseln sowie eine Herbariumsammlung mit über 15.000 Blättern aus über zwei Jahrhunderten.

Wahrscheinlich handelt es sich um: Euphorbia trigona (auch „Afrikanische Milchbusch“ genannt) oder eine nahe verwandte Art wie Euphorbia ingens. Herkunft: Tropisches Afrika. Besonderheit: Enthält den typischen weißen, giftigen Milchsaft der Euphorbien. Verwendung: Häufig als Zierpflanze kultiviert, im Mittelmeerraum auch in botanischen Gärten im Freien.
👉 Hauptunterschied zu Kakteen: Euphorbien haben Milchsaft und die Dornen sitzen nicht direkt auf den Rippenhöckern wie bei Kakteen, sondern auf kleinen „Schildchen“. / Foto: Ingo Paszkowsky
Forschung und Naturschutz
Der Botanische Garten ist zugleich eine Forschungsstation. Hier werden bedrohte Arten kultiviert und für Wiederansiedlungsprojekte vorbereitet. Gerade weil viele Pflanzen der Insel unter zunehmendem Druck durch Baumaßnahmen, Landwirtschaft und Klimawandel stehen, leistet der Garten einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt.
Das Naturwissenschaftliche Museum (Museu Balear de Ciències Naturals)
Direkt angeschlossen ist das Museu Balear de Ciències Naturals, das in einem alten Herrenhaus aus dem 20. Jahrhundert untergebracht ist. Es zeigt wechselnde Ausstellungen zu naturkundlichen Themen, etwa Geologie, Insektenwelt oder Paläontologie der Balearen. Besonders sehenswert sind die Fossilienfunde aus Mallorca, die einen Blick in die Erdgeschichte werfen lassen. Auch die Dioramen und naturkundlichen Sammlungen machen das Museum zu einem spannenden Abstecher – nicht nur für Familien mit Kindern.

Ein lohnendes Ziel für Naturfreunde
Der Besuch im Botanischen Garten von Sóller ist ein wohltuender Kontrast zu den trubeligen Küstenorten Mallorcas. Hier wandelt man zwischen Ruhe, mediterranen Düften und lehrreichen Einblicken in die Naturgeschichte der Insel. Wer mag, verbindet den Besuch mit einem Bummel durch Sóller selbst – die Altstadt und die berühmte Straßenbahn zur Hafenpromenade liegen nur einen Spaziergang entfernt.

Praktischer Hinweis: Der Garten liegt am Stadtrand von Sóller und ist vom Zentrum aus gut zu Fuß erreichbar. Auch mit der historischen Bahn „Roter Blitz“ von Palma nach Sóller gelangt man schnell und umweltfreundlich hierher.

🌿 Legende zu ausgewählten Pflanzen im Botanischen Garten Sóller
| Botanischer Name | Deutscher Name | Herkunft / Besonderheit |
| Dracaena draco | Kanaren-Drachenbaum | Kanarische Inseln; extrem langsam wachsend, kann mehrere Jahrhunderte alt werden |
| Yucca rostrata | Blaue Palmlilie | Südwestliches Nordamerika; auffälliger, kugelförmiger Blattschopf |
| Cereus sp. | Säulenkaktus | Südamerika; wächst säulenförmig, speichert Wasser im Stamm |
| Beaucarnea recurvata | Elefantenfußbaum | Mexiko; verdickter Stammfuß als Wasserspeicher, elegante Blätter |
| Agave americana | Amerikanische Agave | Mexiko und Südamerika; große, dornenbesetzte Blätter, stirbt nach der Blüte ab |
| Agave parryi / Victoriae-reginae | Kleine Agavenarten | Nord- und Mittelamerika; kompakte, dekorative Rosetten |
| Echinocactus grusonii | Schwiegermutterstuhl | Mexiko; kugeliger Kaktus mit markanten Rippen und Dornen |
Titelfoto / Mitten im malerischen Sóller, eingebettet zwischen Orangenhainen und den Bergen der Serra de Tramuntana, liegt ein kleines Paradies für Pflanzenfreunde: der Jardí Botànic de Sóller. / Foto: Ingo Paszkowsky
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