Ritual des Händewaschens soll Weltkulturerbe werden

Waschritual soll Weltkulturerbe werden

Benediktinermöche wollen das Ritual des Händewaschens zum UNESCO-Weltkulturerbe machen. Die österreichische Benediktinermönche und die gemeinnützigen Badblumauer Werkstätten reichen altes Waschritual bei der UNESCO ein.

Pater Johannes Pausch, Prior des Benediktinerklosters Gut Aich, und Robert Rogner, Leiter der gemeinnützigen Badblumauer Werkstätten, wollen damit das uralte Ritual des gegenseitigen Händewaschens wieder in den beruflichen und privaten Alltag integrieren. „Gegenseitiges Händewaschen ermöglicht zwischenmenschliche Berührung in einer Zeit zunehmender Oberflächlichkeit und Hektik“, begründet Robert Rogner. „Durch diese kleine, aber intime Geste nehmen wir unser eigenes Selbst und unser Gegenüber bewusster wahr.“

Signal der Menschlichkeit

Für Pater Pausch ist die rituelle Waschung in Zeiten religiöser und wirtschaftlicher Krisen ein Signal der Menschlichkeit. „Sie ist den abrahamitischen Religionen als Kulturgut heilig. Dies gilt für Juden, Christen und Moslems in gleicher Weise. Der Brauch gehört damit zum Kulturerbe der Menschheit.“ Bei den Benediktinermönchen hat gegenseitiges Händewaschen eine lange Tradition. Nachdem es zuvor Aufgabe der Sklaven gewesen war, betraute Ordensgründer Benedikt von Nursia in der Zeit des Übergangs von der Spätantike zum Frühmittelalter den Abt als Leiter des Klosters mit der Waschung seiner Gäste. „Die Mönche führten früh Rituale der Gastfreundschaft zur Erleichterung der Schwellensituation beim Betreten eines Klosters ein“, so Pater Pausch, „das wesentlichste und berührendste ist die Hand- bzw. Fußwaschung.“

Mit der Einleitung des Fließwassers in Wohnhäuser und öffentliche Räume ist das Waschritual allmählich in Vergessenheit geraten. Parallel dazu hat es Platz in der Liturgie gefunden. Im Kloster Gut Aich wird die rituelle Hand- bzw. Fußwaschung heute etwa bei der Aufnahme eines neuen Mönchs ins Noviziat, bei der Ankunft von Gästen, beim Abschlussritual von Fastenkuren oder bei der jährlichen Gründonnerstagsfeier für alle Teilnehmer des Gottesdienstes sowie generell im Rahmen der Osterliturgie durchgeführt. „Es reichen dafür eine Schüssel, ein Krug mit Wasser, ein Handtuch und die innere Haltung echter Menschlichkeit“, sagt Pater Pausch. „In seiner Einfachheit ist dieses Ritual leicht nachzuvollziehen, in seiner Tiefe ist es nur durch persönliche Erfahrung zu begreifen.“

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Foto: Lukas Beck

Überwindung von Grenzsituationen

Rituelle Waschungen spielen an allen Schwellensituationen des menschlichen Lebens eine Rolle, sowohl zu Beginn als auch am Ende. Nach der Entbindung wird das Neugeborene gewaschen, ein Moment, der in der christlichen Tradition in Form der Taufe weitergeführt wird. Der Leichnam eines Menschen wird gewaschen, um ihn auf das neue Leben nach dem Tod vorzubereiten. „Der Akt des rituellen Waschens kann helfen, Grenzsituationen zu überwinden und eine neue Sicherheit zu gewinnen“, so Pater Pausch.

Händewaschungen im Rogner Bad Blumau

Robert Rogner hat die rituelle Händewaschung bereits für ankommende Gäste des Wellness-Hotels Rogner Bad Blumau eingeführt. „Als die Mönche das bemerkten, machten sie mich darauf aufmerksam, dass dies ursprünglich eine Regel des heiligen Benedikt war“, erzählt Rogner. Durch die Einreichung des Rituals als immaterielles Weltkulturerbe bei der UNESCO will Robert Rogner nun gemeinsam mit den Benediktinern die Wahrnehmung für das Miteinander innerhalb der Gesellschaft stärken.

Titelfoto / Ritual des Händewaschens soll Weltkulturerbe werden. / Foto: Lukas Beck

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