Badestrand mit gelbem Rettungsschwimmerhäuschen und grüner Flagge

Mallorca Ende September: Sommernachglühen zwischen Ruhe und Rummel

Mallorca am Ende der Hauptsaison – gute Idee? Jein. Während Orte wie Valldemossa oder Deià auch im Spätsommer aus allen Nähten platzen, gibt es Ecken, in denen die Insel durchatmet: stille Parks, glasklare Buchten, Abende im Hafenlicht. Hier mein Wochen-Report zwischen Stadtflair, Bergstraßen und Meersalz.

Palma zum Warmlaufen

Das Foto zeigt eine Steinsphinx auf einem Sockel, im Hintergrund die farbigen Fassaden des Passeig del Born in Palma de Mallorca.
Eine der beiden Sphinx-Statuen am Passeig del Born – eines der charakteristischen Details, die den Boulevard so unverwechselbar machen. / Foto: Ingo Paszkowsky

Erst grün, dann Meer: Parc de les Estacions, Parc de la Mar und der Bummel über den Passeig del Born führen ins Herz von Palma. Im zeitgenössischen Museum Es Baluard blinzelt Kunst in die Sonne, drinnen gibt es noch mehr zu sehen; die Llotja de Palma erzählt vom Handel mit der Welt; im Hort del Rei plätschern Wasserläufe unter Bäumen. Vorbei an der Plaça de Cort und Neo Cultural – und zum Auftakt etwas Essen & Trinken im Mallorca Delicatessen, Plaça Weyler 10. Daneben liegt die sehr bekannte Bar Central und noch mal gleich daneben die berühmte Bäckerei Forn des Teatre.

Durch die Tramuntana: Landgut, Garten, Bergstraße

Panorama vom Landgut Raixa über Olivenhaine, Felder und Zypressen bis zur Küste Mallorcas.
Vom höher gelegenen Teil des Landguts Raixa eröffnet sich ein weiter Blick über die fruchtbare Ebene Mallorcas. Olivenbäume, Felder und Zypressen prägen die Landschaft, im Hintergrund schimmert das Meer – ein eindrucksvolles Panorama über die Insel. / Foto: Ingo Paszkowsky

Das Landgut Raixa ist Lehrbuch-Mallorca: Terrassen, Zypressen, Wassertechnik. Ein Tal weiter duftet es im Jardí Botànic de Sóller nach Mittelmeer und Hochgebirge. Zurück nach Palma über die Serpentinen statt durch den Tunnel – Filmkulisse mit Ausblicken auf den Puig Major (höchster Berg der Insel, militärisch gesperrt).

Badestopp mit Ohrwurm

Illetes sind mehre Strände; das Wasser ist von herausragender Qualität. Danach Musik & Sand an den Fußsohlen in der Strandbar Nanai Beach.

Strand von Playa Illetas auf Mallorca mit Sonnenliegen, Sonnenschirmen und Badegästen an einem sonnigen Tag.
Illetes – Am Strand von Illetas (Playa de Illetas), am Westrand von Palma. Das ein oder andere Plätzchen ist Ende September am Strand noch frei / Foto: Ingo Paszkowsky

Valldemossa, Deià & Co.: Schön, berühmt, voll

Valldemossa ist Postkarte pur – und beliebt. Im Kartäuserkloster erinnern George Sand & Frédéric Chopin an ihren wenig romantischen Winter auf der Insel. Für den Panorama-Kontrast geht es zur Felsspitze Sa Foradada: Logenplatz über dem Meer.

Aussicht auf die Halbinsel Sa Foradada auf Mallorca mit dem tiefblauen Mittelmeer und vorbeifahrenden Booten.
Die kleine, markante Halbinsel mit dem Loch im Felsen heißt Sa Foradada – was auf Katalanisch „die Durchlöcherte“ bedeutet. Sie gehört zum Landgut Son Marroig, das einst dem Erzherzog Ludwig Salvator von Österreich gehörte. / Foto: Ingo Paszkowsky

In Deià: Parkplatzlotterie verloren, dafür in Esporles gewonnen – kleiner, entspannter, lecker gegessen im Restaurante Es Brollador.

Palma intensiv: vom Hafen bis in die Badestube

Zwischen Porto Pi, Marina Moll Vell und Passeig Marítim reiht sich Palma ans Wasser. El Terreno erzählt vom Bohème-Viertel vergangener Tage; die Arabischen Bäder sind ein stiller, kühler Zeitsprung. Und über allem schwebt La Seu – morgens golden, abends kupfern.

Tipp: Abzweig in die Jardins de sa Quarentena – Hangpark mit Florett-Seidenbaum (Ceiba speciosa) und Hafenblick.

Einzelner Florett-Seidenbaum in Palma de Mallorca
Florett-Seidenbaum (Ceiba speciosa, auch „Palo borracho“). Erkennbar am grünlichen, flaschenförmig verdickten Stamm (Wasserspeicher) mit kleinen Stacheln; er wirft im Winter gern das Laub ab und blüht in warmen Gegenden im Herbst mit großen rosa-cremefarbenen Sternblüten. Die Fruchtkapseln enthalten eine watteartige „Seide“, die früher z. B. für Rettungswesten genutzt wurde. / Foto: Ingo Paszkowsky

Südwestflair: Port d’Andratx und Sant Elm

Port d’Andratx trägt das mediterrane Lebensgefühl offen zur Schau: Yachten, Terrassen, Sonnenuntergänge. Sant Elm (Sant Telmo) schaut hinüber zur Insel Dragonera – gegessen im Restaurante Vistamar. Mehr braucht ein Tag nicht.

Fischer in Puerto de Andratx reparieren Netze am Hafen mit Blick auf Bucht und Yachten.
Abseits des mondänen Yachthafens zeigt sich in Puerto de Andratx die traditionelle Seite Mallorcas: Fischer sitzen am Kai und flicken ihre Netze. Im Hintergrund glitzert die Bucht mit Yachten und grünen Hügeln. / Foto: Ingo Paszkowsky

Overtourism: zwischen Lebensqualität und Lebensgrundlage

Mallorca lebt vom Tourismus – und ringt mit ihm. Viele Insulaner fordern weniger Besucher in der Hochsaison, klare Regeln für Ferienwohnungen und bezahlbaren Wohnraum. Hotellerie, Gastronomie und Services hängen gleichzeitig am Saisonumsatz. Die Folge: ein Balanceakt aus Regulierungen, Besucherlenkung und Debatten – von Kreuzfahrtstopps bis Wasserverbrauch.
Was Gäste tun können: früh starten, öffentliche Busse nutzen, Müll mitnehmen, Wasser sparen, lokale Betriebe unterstützen und Hotspots nur kurz, unbekanntere Orte länger besuchen.

Fassade der Kathedrale La Seu in Palma de Mallorca mit vielen Besuchern auf der Treppe vor dem Haupteingang.
Das ist die weltbekannte Kathedrale von Palma de Mallorca, offiziell La Seu genannt. Standort: Direkt am Meer, oberhalb des Parc de la Mar im Zentrum von Palma.
Die Kathedrale wurde ab dem 13. Jahrhundert errichtet, nachdem König Jaume I. Mallorca von den Mauren erobert hatte. Sie gilt als eines der bedeutendsten gotischen Bauwerke Spaniens. Besonders beeindruckend sind die riesigen Glasfenster, darunter das berühmte „Auge der Gotik“, eine der größten Rosetten Europas. Im 20. Jahrhundert war auch Antoni Gaudí an der Gestaltung beteiligt. / Foto: Ingo Paszkowsky

Sprache, Identität, Politik: das mallorquinische Sowohl-als-Auch

Auf der Insel sind Katalanisch (Mallorquí) und Spanisch Alltag. Im Gespräch begegnen sich verschiedene Haltungen: kulturelle Nähe zum katalanischen Sprachraum und Sympathie für mehr Selbstbestimmung hier, Betonung der balearischen Eigenheit oder der Einheit Spaniens dort. Mallorca ist kein Monolith – und eben das macht Begegnungen spannend.

Steinwand in Valldemossa mit buntem Blumenschmuck und mediterranen Pflanzen in Tontöpfen.
Eine kunstvoll dekorierte Steinwand in Valldemossa, geschmückt mit zahlreichen Blumentöpfen voller Sukkulenten und mediterraner Pflanzen. Solche liebevollen Details machen die Gassen von Valldemossa zu einem beliebten Fotomotiv für Besucher der Serra de Tramuntana. / Foto: Ingo Paszkowsky

Fazit: Lohnt Mallorca Ende September?

Ja – mit Strategie. Warmes Meer, mildes Licht, lange Abende. Wer früh loszieht, Kreuzfahrttage meidet und Alternativen wie Esporles statt Deià wählt, erlebt die Insel entspannt. Wer die völlig leere Postkartenkulisse sucht, stößt auch im Spätsommer an Grenzen. Mein Rezept: Hotspots kurz, Lieblingsplätze lang.

Ingo Paszkowsky

Titelfoto / Ende September baden? Aus Mallorca kein Problem. Am Strand von Ciudad Jardín, Vorort von Palma. / Foto: Ingo Paszkowsky


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