Kabinettausstellung im Museum für Kommunikation Berlin beleuchtet Vorbilder und wie sie installiert werden
Wie kommt es, dass Comic-Künstler der ersten Stunde zu Ehren gelangt sind, während Frauen in dieser Ahnengalerie selten auftauchen? Welche Auswirkungen hat es, wenn Vorbilder größtenteils männlich sind? Und: Was bedeutet eigentlich Feminismus im Comic?
Die Kabinettausstellung Vorbilder*innen. Feminismus in Comic und Illustration, die das Museum für Kommunikation Berlin vom 25. Juni bis 10. Oktober 2021 zeigt, befasst sich mit Vorbildern und wie sie installiert werden. In acht Themenbereichen der vom Internationalen Comic- Salon Erlangen als Wanderausstellung konzipierten Schau greifen 30 Künstler*innen das Thema „Vorbilder*innen“ auf vielfältige Weise auf.
Weitere Stationen
Die als Wanderausstellung vom Internationalen Comic-Salon Erlangen konzipierte Schau wird bis 2022 an vier verschiedenen Stationen gezeigt: im Rahmen des Comicfestivals München im Institut français München (dort war sie bis 11.6.21 zu sehen), im Museum für Kommunikation Berlin (25.6.–10.10.21), im Erika-Fuchs-Haus Museum für Comic in Schwarzenbach an der Saale (29.10.21–24.4.22) und beim 20. Internationalen Comic-Salon in Erlangen (16.–19.6.22).
Feminismus in Comic und Illustration
Während die große Mehrheit der Comic-Zeichner*innen und -Leser*innen bis Ende der 1990er Jahre männlich war, sind Frauen mittlerweile auf allen Ebenen präsent: Sie gewinnen wichtige Preise, veröffentlichen Bestseller, leiten Verlage und dominieren je nach Veranstaltungsthema das Publikum. Das hat auch die Comics selbst verändert: Sie setzen Frauen ins Bild, die komplex sind und in allen Bereichen des Lebens ihren Platz einnehmen. Auch die Strukturen ändern sich: Künstlerinnen bestärken sich gegenseitig in Teams und Netzwerken. In bisweilen explizit feministischen Comics zeigen sie auf, was sich an unserem Zusammenleben ändern muss, damit alle Menschen die gleichen Rechte und Freiheiten haben – unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer Sexualität und ihrem Körper. Dabei prägen die erzählten Geschichten auch das Selbstverständnis ihrer Leser*innen. Vorbilder sind essentiell: Sie geben Orientierung, führen Möglichkeiten vor und machen Mut. Gleichzeitig spiegeln sie die ganze Vielfalt und Widersprüchlichkeit der Realität.
Die Themenbereiche
Im Abschnitt Autobiografie stellen Zeichnerinnen ihr eigenes Leben mit all seinen Widersprüchen, Verletzungen und Ängsten dar. In Biografien schenken sie inspirierenden Frauen der Vergangenheit ihre Aufmerksamkeit und unterstreichen deren Vorbildwirkung. Auch gegenseitig sind sie sich ein Vorbild und bestärken einander in Girls‘ Clubs, die ökonomische und politische Vorteile bieten. In Gender Reverse werden stereotype Geschlechterrollen als falsche Vorbilder entlarvt und Genderklischees dekonstruiert. Unter dem Motto Body & Sex Positive wehren Künstlerinnen sich dagegen, den weiblichen Körper mit Scham zu belegen und zeichnen positive Körperbilder. Wissen & Historie will Schluss machen mit Wissenslücken über Weiblichkeit und die feministische Bewegung. Aktivistinnen & Anarchas begreifen Feminismus als Teil eines umfassenderen Projekts – sei es ein politisches oder ein humoristisch-anarchisches. In Strong Female Lead schließlich werden inspirierende Frauen gezeigt, die nicht nur Eye Candy sind.
Die Künstler*innen
Pénélope Bagieu, Natalia Batista, Alison Bechdel, Gabrielle Bell, Tracy Chahwan, Karolina Chyzewska, Aminder Dhaliwal, Sheree Domingo, Julie Doucet, Anke Feuchtenberger, Aisha Franz, Lisa Frühbeis, Jul Gordon, Pia Guerra, Helena Jane?i?, Katja Klengel, Ilki Kocer, Ulli Lust, Rutu Modan, Diane Obomsawin, Katharina Röser, Rokudenashiko, Posy Simmonds, Liv Strömquist, Burcu Türker, Judith Vanistendael, Brian K. Vaughan, Birgit Weyhe, Stephanie Wunderlich, Barbara Yelin
Öffnungszeiten:
Dienstag 11 bis 20 Uhr
Mittwoch bis Freitag 11 bis 17 Uhr
Samstag, Sonntag und Feiertag 10 bis 18 Uhr
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